Euripĭdes

Euripĭdes

Euripĭdes, 1) E., neben Sophokles u. Äschylos der berühmteste griechische Tragiker, geb. 5. October 480 v. Chr. auf der Insel Salamis, sein Vater Mnesarchos war ein Schenkwirth, seine Mutter hieß Kleito. Er erhielt in Athen eine sorgfältige Erziehung, hörte dann den Anaxagoras, den Prodikos u. Protagoras u. schloß sich bes. an Sokrates an; den letzten Theil seines Lebens brachte er in Macedonien am Hofe des Königs Archelaos zu u. starb hier 407 v. Chr. Seine Ehe, zuerst mit Chörine, Tochter des Mnesilochos, dann mit der Melitto, war keine glückliche, da seine beiden Frauen ihm untreu wurden. Als Dichter trat er wahrscheinlich in seinem 25. Jahre öffentlich auf u. beschäftigte sich seitdem unausgesetzt mit der Poesie. Er näherte das Drama dem Begriffe, welchen die moderne Ästhetik damit verbindet, indem er das Individuum, die Subjectivität der Person seiner Helden charakteristischer hervorhob u. das lyrische Element des Chors in den Hintergrund drängte. Bei seinem Streben nach einem gewählten eleganten sprachlichen Ausdrucke verfällt er oft in das Gesuchte, Manierirte, weshalb er dem Aristophanes zu komischen Angriffen viele Blößen gab. Er verstand es durch die lebendige Darstellung der Leidenschaft tiefer in die Gemüther der Hörer einzugreifen, als Äschylos u. Sophokles, weshalb ihn Aristoteles den am meisten tragischen Dichter nennt. Dagegen gibt sich in seinen Stücken das geringere Maß Poetischer Weihe u. sittlicher Hoheit zu erkennen, welches die Werke der anderen beiden großen Tragiker Griechenlands durchdringt u. erhebend, nicht blos rührend, auf das Gemüth einwirkt. Von seinen angeblichen 75 od. gar 123 Tragödien haben wir noch 18, den Anfang einer 19. (Danae) u. Bruchstücke einer 20. (Telephos), vermuthlich unecht ist Rhesos (herausgegeben von Vater, Berl. 1837). Jene sind: Hekabe od. Hecuba (herausgegeben von Porson, Lond. 1797, Lpz. 1823); v. Hermann, Lpz. 1800, von Pflugk, Gotha 1829; Orestes (herausgegeben von Porson, Lond. 1798, 1811, 1823); Phönissä, die Phönicierinnen (herausgegeben von Valkenaer, Franeck. 1755, zuletzt Lpz. 1824, 2 Bde.; Leyd. 1803; v. Porson, Lond. 1799, v. Musgrave, Lond. 1799, Apitz, Lpz. 1835, Geel, Leyd. 1847); Medea (herausgegeben von Elmsley, Oxf. 1818, Lpz. 1822, von Kirchhoff, Berl. 1852); Hippolytos (herausgegeben von Valkenaer, Leyd. 1767, von Egerton, Oxf. 1796, von Monk, Cambr. 1811 u.ö., von J. H. Monk, Lpz. 1823); Alkestis (herausgegeben von Wagner, Lpz. 1800, von Monk, Cambr. 1816, Lond. 1818, von Wüstemann, Gotha 1823, von Hermann, Lpz. 1824); Andromache (herausgeg. von Körner, Züllich. 1826); Hiketides od. Supplices, die Hülfeflehenden (herausgegeben von Markland, Lond. 1763, von Hermann, Lpz. 1811); Iphigenia in Aulis (von Höpfner, Halle 1795, Hermann, Lpz. 1831, Hartung, Erl. 1837, Vater, Mosk. 1845) u. Iphigenia in Tauris (herausgegeben von Hermann, Lpz. 1833, von Schöne, ebd. 1851; beide Iphigenien von Markland, Lond. 1771, Oxf. 1811, Lpz. 1822, 2 Bde.); Troades, die Trojanerinnen (herausgegeben von Seidler, Lpz. 1812); Bakchä, die Bakchantinnen (herausgegeben von Elmsley, Oxf. 1821), Lpz. 1822, von Hermann, ebd. 1823, von Schöne, ebd. 1851, von Bothe, ebd. 1854; Kyklops, der Cyklop, ein Satyrspiel (herausgegeben von Höpfner, Lpz. 1789, u. von Gös, Nürnb. 1799); die Herakliden (herausgegeben von Elmsley, Oxf. 1813, Lpz. 1821); Helena (von Pflugk, Gotha 1831); Ion (herausgegeben von H. Hülsemann, Lpz. 1801, von Hermann, ebd. 1827); Herakles Mainomenos, der rasende Herkules (herausgegeben von Hermann, Lpz. 1810); Elektra (herausgegeben von P. Camper, Leyd. 1832); Fragmente, herausgegeben von Nauck, Lpz. 1854. Außerdem sind mehrere Stücke zusammen von Brunk herausgegeben. Die 1. Ausgabe (Flor. o. J. von J. Lascaris) enthält nur 4 Tragödien; dieser folgte eine vollständige Ausgabe, Venedig bei Ald. 1503; dann von Canter, Antwerp. 1571: bei Commelin, Heidelb. 1597, von Barnes, Cambr. 1694, Fol., vermehrt (von Morus u. D Beck), Lpz. 1777–88, 3 Bde.; von Musgrave, Oxf. 1778, 4 Bde.; von A. Matthiä, Lpz. 1813–36, 10 Bde.; Bothe, Lpz. 1925 f., 2 Bde.; Boissonade, Par. 1825 ff., 5 Bde.; von Hermann, Lpz. 1833–1841, Bd. I.-III., 1. Abth.; von Silber, Berl. 1841, 1. Bd.; von Donner, Heidelb. 1841; von Kirchhoff, Berl. 1855, 2 Bde., von Nauck, Lpz. 1857, 2 Bde.; deutsche Übers. von Bothe, Berl. 1800–1803, 5 Bde., u. Aufl. Manh. 1823–27, 3 Bde.; von J. Minckwjtz, Lpz. 1833–37, 3 Bdchn., metrisch von G. Ludwig, Stuttg. 1837–54, 16 Bdchn.; von Donner, ebd. 1841–52, 3 Bde.; von Hartung (mit Originaltext), Lpz. 1848–53, 19 Bdchn.: von Fritze, Berl. 1856–58, 9 Bdchn. Eine la[958] teinische Übersetzung erschien Leyd. 1947–49, 4 Bde. Die Bruchstücke des Telephos benutzte Fr. Beck zur Herstellung eines neuen Drama, Münch. 1858. 2) Athener, nebst 39 Anderen, nach Vertreibung der 30 Tyrannen, als Präfect eingesetzt; 3) (gr. Ant.), ein Würjelwurs von 40.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Euripides — [yoo rip′ə dēz΄] 480 406 B.C.; Gr. writer of tragedies Euripidean [yoo rip′ədē′ən] adj …   English World dictionary

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