Heiligen Geistes-Orden

Heiligen Geistes-Orden

Heiligen Geistes-Orden, 1) Ordendes Heiligen Geistes von Montpellier (in Italien Orden H. Geistes di Sassia), gestiftet 1178 von Guido von Montpellier für Ritterhospitaliter unter. St. Augustins Regel ohne Priester; 1204 zur Übernahme des Spitals di Sassia nach Rom berufen u. mit Geistlichen versehen, wonach der Orden aus regulären Chorherren mit feierlichen u. Hospitalrittern mit einfachen Gelübden bestand u. dem Großmeister von di Sassia zu Rom unterworfen wurde. Papst Pius II. hob 1459 die Ritter des Ordens auf, in Frankreich aber blieben die Ritter, stellten 1692 dem König ein eigenes Regiment, wurden 1693 förmlich wieder hergestellt, hatten Gerechtigkeits-, Gnadenritter, dienende Brüder u. Oblaten u. wurden 1700 in reguläre Chorherren verwandelt. Sie bestehen noch in Italien etc. Auch Regulirte Chorfrauen des Heiligen Geistes wurden früh dem Orden beigegeben u. bestehen noch zum Theil. 2) Ritterorden des Heiligen Geistes zum gerechten Verlangen od. des Knotens; gestiftet 1352 von Ludwig von Tarent zum Andenken an seine Krönung als König von Jerusalem u. Sicilien. Zeichen: ein sogenannter Liebes- od. Zweifelsknoten auf der Brust, von beliebiger Farbe, darunter die Devise: Se Dieu plaist. Die 300 Ritter trugen des Freitags eine schwarze Kutte mit weißseidenem Knoten u. einen Degen, auf dessen Knopf sein Name u. obige Devise stand. Am Pfingstfest erschienen alle weiß. Mit dem Stifter erloschen. 3) Ritterorden zum Heiligen Geist od. von der Taube; gestiftet 1360 zu Segovia vom König Johann I. von Castilien. Zeichen: eine goldene Kette, daran eine weiß emaillirte Taube mit rothem, gegen die Erde gerichtetem Schnabel; endete bald. 4) Orden des Heiligen Geistes in Frankreich (Blaues Band). Heinrich III., König von Frankreich, wurde zu Pfingsten 1551 geboren, 1573 zu Pfingsten zum König von Polen erwählt u. 1574 zu Pfingsten König von Frankreich; er sah dies Fest als ein ihm bes. günstiges an u. stiftete daher am 30. Dec. 1578 den Orden des Heiligen Geistes. Die Erlangung dieses Ordens setzte das Bekenntniß des Katholischen Glaubens u. den Besitz des Michaelsordens voraus. Er enthielt nur Eine Klasse, u. ohne Auswärtige 100 Mitglieder. Die 30 Ältesten erhielten aus der Dotation des Ordens 6000 u. die übrigen 3000 Francs jährlich u. Festkleidung, Auswärtige nichts. Ordenszeichen: ein grünes Kreuz mit goldenen Lilien in den vier Winkeln In der Mitte schwebt eine weiße Taube niederwärts; auf der Kehrseite das Bild des Erzengels Michael, wie er den Drachen niedertritt. Band: himmelblau, von der Rechten zur Linken, auf der Brust ein silberner Stern, wie die Vorderseite des Ordenskreuzes. Ordensfest den 1. Januar. Von 1792–1814 war er erloschen. Ludwig XVIII. erneuerte ihn wieder, aber Louis Philipp hob ihn durch Decret vom 10. Febr. 1831 wieder auf. 5) Hospitaliter- u. Hospitaliterinnen-Brüderschaften zum Heiligen Geist in Frankreich; gestiftet 1254 u. als weltliche Vereine dem Orden des Heiligen Geistes von Montpellier beigesellt. Die Hospitaliterinnen (wegen ihrer weißen Tracht im Volke gewöhnlich Weisse Schwestern genannt) bestehen noch zahlreich u. sind thätig für Mädchenerziehung, Kranken- u. Armenpflege. 6) Missionspriesterverein zum Heiligen Geist; gestiftet 1700 von Abbé Desplaces u. Vincent le Barbier, 1703 vom König autorisirt, für Seminarien, Missionsdienst u. Spitalpflege; ist über viele Häuser ausgebreitet, durch Missionen in Amerika, Indien, China, Afrika etc. wirksam, 1805 von Napoleon neu begründet, wurde 1816 reich begabt; besteht noch fort, aber ohne Zuschuß vom Staat. 7) Schwestern des Heiligen Geistes zu Poligny; Hospitaliterinnen, 1212 gestiftet, ein Nebenzweig der Weißen Schwestern (s. oben 5); über einige Provinzen verbreitet u. sehr thätig.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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