Lamarmŏra

Lamarmŏra

Lamarmŏra, 1) Carlo del L., Marchese, Fürst von Masserano, geb. 1788 in Genua, trat 1806 als Unterlieutenant in ein französisches reitendes Jägerregiment, nahm 1807 am Feldzuge in Preußen Theil, focht von 1808 an auf der Pyrenäischen Halbinsel u. mußte in Folge einer 1810 bei Escalona erhaltenen Wunde den Dienst verlassen, 1813 trat er wieder als Hauptmann ein, machte den Krieg in Deutschland u. Frankreich mit u. kehrte nach der Abdankung Napoleons in die Heimath zurück, wo er in der sardinischen Armee Anstellung fand. Bald darauf wurde er dem Hofstaate des damaligen Prinzen von Carignan, späteren Königs Karl Albert, beigegeben, durchlief in dieser Stellung die verschiedenen Offiziergrade, wurde dann Stallmeister, Generallieutenant u. erster Adjutant des Königs u. war im Kriege von 1848–49 dessen steter Begleiter. Der König Victor Emanuel bestätigte ihn in der Würde eines ersten Adjutanten u. ernannte ihn seit der Veröffentlichung des constitutionellen Statuts zum Senator des Königreichs; er war ununterbrochen Mitglied der Nationalvertretung u. st. am 21. Febr. 1854. 2) Alberto, Graf von L., Bruder des Vor., geb. 1789, nahm als Offizier in der französischen Armee an den letzten Feldzügen des Kaiserreichs Theil, trat nach dem Sturz Napoleons in sardinische Dienste, wurde 1840 Generalmajor, 1848 Generallieutenant u. in demselben Jahre nach Venedig gesandt, um das Commando der Hülfstruppen zu übernehmen u. die Organisation der venetianischen Milizen zu leiten. Später ging er als außerordentlicher Commissär u. Divisionscommandant nach der Insel Sardinien. L. hat sich als Schriftsteller namentlich durch geographische u. geologische Arbeiten einen Namen erworben; sein Hauptwerk ist: Voyage en Sardaigne, Turin 1839–40, 2 Bde. 3) Alessandro Evasio Ferrero Cavaliere del L., Bruder des Vor., geb. 1799 in Turin, trat 1814 als Unterlieutenant in die Grenadiergarde des Königreichs Sardinien ein, nahm 1815 am Feldzuge in Frankreich Theil, rückte 1817 zum Oberlieutenant, 1823 zum Hauptmann u. 1835 zum Major auf; er hatte Frankreich, England, Belgien u. Deutschland bereist, um die Einrichtungen der leichten Infanterie u. der Gewehrfabrikation dort kennen zu lernen, u. bildete 1836 zwei Compagnien Jäger (Bersaglieri), wurde darauf Obristlieutenant u. 1844 Oberst; 1848 nahm er mit. seinen Bersaglieri Theil an dem Kriege gegen Österreich, war 1849 Chef des Generalstabes u. focht noch bei Mortara u. bei Novara mit, wurde 1852 Generallieutenant u. Inspecteur der Bersaglieri, erhielt dann das Divisionscommando zu Genua u. hierauf den Befehl über die zweite Division des Expeditionsheeres nach der Krim, wo er am 12. Juni 1855 zu Balaklawa an der Cholera starb. 4) Alfonso, Marquis del L., Bruder der Vor., geb. den 17. Nov. 1804 in Turin, bezog 1816 die sardinische Militärakademie, trat 1823 als Lieutenant der Artillerie in die Armee ein; wurde 1841 zum ersten Stallmeister des Herzogs von Genua ernannt, war 1848 bei Ausbruch des Krieges mit Österreich Major der Artillerie u. fand zunächst bei der Belagerung von Peschiera Gelegenheit sich auszuzeichnen. Bald darauf zum Oberst u. Brigadegeneral befördert, übernahm er im Oct. 1848 im Ministerium Perrone di San-Marino das Portefeuille des Kriegs, gab es aber schon im Nov. desselben Jahres wieder ab u. übernahm es im Februar 1849 unter dem Ministerium Gioberti abermals auf einige Tage, trat jedoch gleich darauf zum Generallieutenant befördert, wieder in den activen Dienst zurück u. befehligte im März die Division, welche an den Grenzen von Parma u. Toscana Stellung nahm, um die österreichische Besatzung von Vicenza in Schach zu halten. Nach dem Frieden erhielt er vom König den Befehl, mit seiner Division den Aufstand in Genua niederzuwerfen u. wirkte hier mit solcher Energie, daß schon am 10. April die Thore der Stadt den Truppen geöffnet werden mußten. Am 2. Nov. 1849 übernahm er unter d'Azeglio abermals das Kriegsministerium, behielt es auch 1852 im Cabinet Cavour u. verwaltete es bis zum Frühjahr 1855, wo ihm der Oberbefehl über das 17,000 Mann starke Corps ertheilt wurde, welches Sardinien nach der Krim sendete, wo er am 9. Mai 1855 landete u. an den Kämpfen vor Sebastopol Theil nahm. Nach Abschluß des Friedens zu Paris kehrte er 1856 nach Sardinien zurück, wurde zum General befördert u. trat im Juni d. J. an Durandos Stelle als Kriegs- u. Marineminister in das Cabinet. Als solcher reformirte er nun die militärischen Bildungsanstalten, die Artillerie, das Genie, stellte eine leichte Cavallerie[52] her u. befestigte Casale u. Alessandria. Beim Ausbruche des Kriegs übergab L. das Kriegsministerium an Cavour u. wurde Chef des Generalstabes, trat jedoch, als nach dem Friedensschluß von Villafranca Cavour das Ministerium niederlegte, unter Übernahme des Portefeuilles des Krieges u. der Marine als Conseilpräsident an die Spitze des neuen Cabinets, welches er bis zu dessen Rücktritt im Jan. 1860 leitete.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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