Rindviehstall

Rindviehstall

Rindviehstall, Stall zum Verwahren des Rindviehs. Ob der R. quer durch das Gebäude (in dessen Tiefe) in mehre Reihen, od. in dessen Länge, in einer od. zwei Reihen anzulegen ist, hängt von den Umständen ab. Die beste Einrichtung ist die, wo die Thiere mit den Köpfen einander zugewendet sind u. der Futtergang sich in der Mitte befindet, weil sich das Vieh so besser u. sicherer überwachen läßt. Jedes Rind soll zwei Ketten an den Hals angelegt erhalten, damit es sich nicht losreißen u. den Nachbarn das Futter nicht wegfressen kann. Der R. soll im Sommer kühl, im Winter warm sein u. lustreinlich erhalten werden können. Er soll nicht zu niedrig u. nicht zu tief in den Boden hinein angelegt sein, damit er nicht dumpfig u. dunstig wird; auch soll er hinlängliches Licht haben. Die Wände in dem Stalle, wo die junge Nachzucht gehalten wird, soll nicht mit Kalk beworfen, sondern mit Bretern bekleidet werden. Die Breite des Standes beträgt für eine große Kuh 41/2, für eine mittelgroße 4, für eine kleine 31/2, für ein 1–2jähriges Rind 3 Fuß; die Länge des Standes mit Einschluß der Krippe 101/2–11; der Gang hinter den Thieren 3–6 Fuß Breite, die Tiefe des Stalles mit einer Reihe Thiere, die Köpfe nach der Wand gerichtet, 23–29 Fuß; sind aber die Thiere mit den Köpfen einander zugewendet, so sind für den dazwischen liegenden Futtergang 3 u. für die beiden Gänge längs den Wänden à 3 Fuß, als Tiefe des ganzen Stalles also 30–32 Fuß zu rechnen. Der R. muß 10–11 Fuß hoch sein. An den Seitenwänden ist die Krippe angebracht, dies ist eine ungefähr 2 Fuß hohe u. eben so breite Mauer von Ziegel- od. Sandsteinen (Holzwand fault leicht); über den vordern Rand derselben ist ein starker Balken angebracht, an welchen die Kühe angehängt werden; in die Krippe wird das rauhe u. grüne Futter geworfen. Meist sind in die Krippe runde Tröge von Sandsteinen eingelassen, in welche das aufgebrühte Futter geschüttet wird. 1 Fuß über den Krippen sind Raufen angebracht, in denen Heu gefüttert wird. Der Fußboden ist gepflastert, etwas abhängig, damit die Jauche nach einem Punkte ablaufe u. das Vieh trocken stehe. Die längs dem Gange befindliche, die Jauche abführende Gosse hat auf je 4 F. Länge 1 Zoll Gefälle. Der Eingang zum Stalle muß 71/2 F. hoch u. 5–61/2 F. breit sein. Die Decken sind am Besten gestreckte Winkeldecken, u. in ihnen ist sowohl ein mit einem Schieber versehener Dunstschornstein zum Ableiten der Ausdünstung, als eine viereckige, mit einer Fallthür versehene Öffnung, zum Herunterwerfen des Heues, zu lassen. Soll über dem Stalle Getreide od. trocknes Futter aufbewahrt werden, so muß die Decke gewölbt od. wenigstens von Estrich sein. Die Fenster im Viehstall müssen durch Glasfenster u. Läden verwahrt sein, um ihn im Winter möglichst warm zu halten, im Sommer werden die Fenster herausgenommen u. durch Rahmen mit Gaze, welche die Fliegen abhalten, ohne den Luftzug zu hemmen, ersetzt. Neben dem Viehstall ist eine Grase- u. Futterkammer, in derselben ein Futterkasten zu Schrot, Kleien u. dgl., u. eine Bettstelle für den Knecht. Der Stall muß etwas erhöht u. wo möglich nach Abend od. Mitternacht liegen, daß er im Sommer nicht zu heiß ist u. die Thiere nicht zu sehr von den Insecten geplagt werden. Man hält Federvieh von den Viehställen fern, weil Federn, in das Futter gerathen, dem Rindvieh Krankheiten zuziehen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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