Tolstoi

Tolstoi

Tolstoi, 1) Graf Peter Andrejewitsch, Sohn Andrej's von T., Wojewoden von Tschernigow, geb. um die Mitte des 17. Jahrh. in Moskau; war Anfangs ein Anhänger der Zarewna Sophia, später ein warmer Verehrer Peters des Großen, welcher ihn 1702 als Gardecapitän nach Constantinopel schickte, um den Frieden mit der Türkei zu unterhandeln. Der Zweck wurde erreicht, T. blieb als Gesandter in Constantinopel u. Peter ernannte ihn 1710 zum Geheimen Rath. Nach der Kriegserklärung von 1711 wurde T., trotz seiner Stellung als Gesandter, in das Gefängniß der Sieben Thürme gebracht; 1714 freigelassen, kehrte er nach Moskau zurück, wurde Senator u. begleitete Peter I. auf seinen Reisen nach Holland u. Frankreich. Von Paris aus wurde er von Peter nach Wien u. von da nach Neapel gesendet, wo er den Großfürsten Alexis verhaftete, u. dann zum Präsidenten des Handelscollegiums ernennt. 1722 begleitete T. den Czar nach Persien, wurde 1724 zum Grafen ernannt u. verließ den Czaar bis zu dessen Tode nicht mehr. Unter Katharina I. blieb T. in seinen Würden, aber Peter II. entsetzte ihn, zog seine Güter ein u. schickte ihn in ein Kloster, wo er 1728 starb. Erst unter der Kaiserin Elisabeth 1760 gelang es dem Einflusse der Verwandten den Hinterbliebenen T-s den Grafentitel wieder zu verschaffen. 2) Graf Peter Alexandrowitsch, Urenkel des Vorigen, geb. 1769, nahm unter Suworow an den Feldzügen gegen die Türken u. Polen Theil, wurde 1790 russischer Commissar bei der Armee des Erzherzogs Karl, commandirte 1805 das russische Landungscorps in Norddeutschland, ging 1808 als russischer Gesandter nach Paris, war 1812 Oberbefehlshaber der Moskauer Landwehr, commandirte 1813 ein Corps in der Bennigsenschen Armee, belagerte mit diesem Dresden, rückte darauf[671] vor Hamburg u. wurde nach dessen Übergabe zum General der Infanterie ernannt. Nach der Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus erhielt er die Leitung der Militärcolonien, wurde 1831 Oberbefehlshaber des Reserveheeres, schlug mit diesen die Polen unter Gielgud u. Chlapowski u. vertrieb sie aus Lithauen. Später wurde er Präsident des Departements für Militärangelegenheiten im Reichsrath u. st. als solcher 1844 in Moskau. 3) Graf Fedor Andrejewitsch, geb. 1758, sammelte viele altslawische Manuscripte u. Drucke, welche Strojew, 1829, beschrieb u. welche jetzt auf der kaiserlichen Bibliothek sind. 4) Graf Fedor Petrowitsch, geb. 1783 in Petersburg, diente Anfangs in der russischen Marine u. wurde Adjutant des Admirals Tschitschagow, nahm aber bald den Abschied u. widmete sich der Bildhauerkunst, welche er erst an der Petersburger Akademie der Künste u. dann in Italien studirte; auch als Medailleur bildete er sich aus, wurde 1828 Vicepräsident der Akademie in Petersburg u. Professor der Sculptur u. Medailleurkunst an derselben, 1844 Geheimer Rath. 5) s. Ostermann 5).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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