Walle

Walle

Walle (Wallfischartige Thiere, Cetacea), letzte Ordnung der Säugethiere; obgleich sie warmes rothes Blut haben, durch Lungen Athem holen, lebendige Junge zur Welt bringen u. diese säugen mit ihrer Milch, gleichen sie doch äußerlich den Fischen meistens so sehr, daß man sie zu den Fischen zählte, obgleich schon Aristoteles ihren Unterschied kannte. Ihre allgemeinen Charaktere sind: die sehr kurzen Vordergliedmaßen, an denen man, da sie ganz in eine gemeinschaftliche Flossenhaut gehüllt sind, die fünf Finger, so wie die ganze Hand als solche äußerlich nicht deutlich erkennen kann, obgleich alle Knochen derselben vorhanden sind, die Fingerknochen sogar zahlreicher als gewöhnlich, sogar bis zu 12; der Mangel der Schlüsselbeine u. der zwei Hinteren Gliedmaßen; der breite, wagrecht stehende, fibrösknorpelige Schwanz, der einem Fisch schwänze gleicht; die sehr kurzen, oft sogar mit einander verwachsenen Halswirbel, daher der Hals äußerlich bei den meisten nicht sichtbar; der Mangel der Ohrmuschel, ein sehr enger Gehörgang; sehr kleine Augen u. eine oft einfache Nasenhöhle; eine sehr bewegliche, meist papillenlose Zunge; die nackte, od. nur mit wenigen Borsten besetzte Haut, unter der sich eine ungeheuere Fettmasse ansammelt; bei Einigen eine Fettflosse auf dem Rücken. Man theilt sie in folgende Unterordnungen: A) pflanzenfressende W. od. Sirenen (Seekühe, Sirenia): mit kleinem Kopfe, dessen Unterkiefer kürzer als der Oberkiefer, letzter sich in eine stäche nervenreiche Scheide endigend; Zähne mit schiefer, breiter Kaufläche, od. an ihrer Stelle nur eine aus senkrechten Hornröhrchen bestehenden Zahnplatte. Die Nasenlöcher dienen zum Athmen, münden sich vorn an der Schnauze. Die Augen haben eine Nickhaut: spritzen kein Wasser aus den Nasenlöchern, leben gesellschaftlich im Meere u. den Mündungen großer Flüsse, gehen oft ans Ufer, um zu weiden od. sich zu sonnen; dazu die Gattungen Seekuh u. Dugong (s. b.). B) Eigentliche W. (Cetae), Nasenhöhle mit 1 od. 2 Öffnungen, Wasser ausspritzend. Die Knochen der Vordergliedmaßen sind durch ein knorpeliges Gewebe unbeweglich unter einander verbunden u. die Zahl der Fingerglieder größer als bei irgend einem andern Säugethiere; viele auf dem, Rücken mit Fettflosse (Finne); Augen ohne Nickhaut; nähren sich von Seethieren, nie von Pflanzenstoffen. a) Zahnwalle (Delphinodea), mit mehr od. weniger zahlreichen, gleichförmigen, kegelförmigen Zähnen; Nasenlöcher sich in einem einzigen Spritzloche öffnend, aus denen sie das eingeschluckte Wasser gleich einer Fontaine wieder ausspritzen; dazu die Gattungen Delphin, Meerschwein od. Braunfisch, Fechter od. Nordkaper u. andere delphinartige, ferner die Gattungen Pottfisch, Narwall, s. d. a. b) Bartenwalle (Balaenina), statt der Zähne mit zahlreichen, bis 1000 dünnen, langen, sensenförmigen, dichtstehenden Blättern, welche aus einer eigenthümlichen, am Hinteren Rande aufgefaserten Hornmasse (Fischbein) bestehen, u. von denen einige 10–13 Fuß lang u. an der Basis 10–12 Zoll breit sind, viele dazwischen stehende aber viel kleiner; man nennt sie Barten; der Schlund ist so enge, daß diese Thiere nur kleine Weich- u. Krustenthiere verschlingen können; dazu die Gattungen Wallfisch u. Finnfisch, s. b.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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