Bruno

Bruno

Bruno (deutscher Name, bedeutet der Braune, der Rothe). I. Herzöge u. Grafen. 1) B., sagenhafter Bruder Wittekinds, welcher 715 von den Franken unterworfen wurde; er ist angeblich der Stammvater der sächsischen Kaiser od. der Guelfen u. Herzöge von Baiern. 2) B., Herzog von Sachsen, Sohn Ludolfs; fiel in einer Schlacht gegen die Normannen im J. 880, s. Sachsen (Gesch.). 3) B., Graf im Pleißnerland 1069–1133, war mit seinem Sohn Ortwin Stifter des Klosters Schmölln (nachher Pforta). 4) B., Landmeister von Liefland 1296–98, wo er gegen Withe von Lithauen fiel, s. Liefland (Gesch.). II. Heilige. 5) St. B., Apostel der Preußen, Kunos von Querfurt u. Idas Sohn, in Magdeburg von Giddo erzogen, von Otto III. an den Hof genommen, begleitete denselben nach Italien u. blieb 955 als Rathgeber des Papstes Gregor V. zurück; ging 999 mit den Mönchen Johann u. Benedict als Missionär nach Preußen, wo er eine günstige Aufnahme fand; 1004 kehrte er nach Rom zurück, wurde Kaplan am Hofe Kaiser Heinrichs II., ging 1007 aufs Neue nach Preußen, wurde aber 1008 an der Grenze Preußens u. Rußlands von den Eingebornen erschlagen. Den Leichnam kaufte Herzog Boleslaw I. von Polen an sich. Tag den 15. October. 6) St. B., geb. um 1040 in Köln, studirte u. lehrte in Rheims, legte 1084 mit 6 Gefährten in der Einöde la Chartreuse Zellen zum strengsten Einsiedlerleben an u. wurde dadurch Stifter der Karthäuser, gründete 1094 die Karthause in der Einöde della Torre in Calabrien, wo er 1101 st. Von den unter seinem Namen herausgegebenen Schriften (Paris 1524, Fol., Köln 1611, Fol.) sind nur 2 Commentare über die Psalmen u. die Briefe Pauli echt. Schon seit 1514 Ordensheiliger wurde er 1628 allgemein kanonisirt, Tag den 6. Octbr. 7) St. B., stammte aus dem Geschlecht der Herren v. Soleria in Piemont, wurde Canonicus in Asti u. 1077 Cardinal u. Bischof zu Segni; ging 1104 als Mönch in das Kloster zu Monte Cassino, wurde hier 1107 Abt, übernahm aber später wieder das Bisthum zu Segni u. st. hier 1123; er wurde 1183 kanonisirt; Tag: 18. Juli; seine Opera (bestehend in Homilien, dogmatischen Abhandlungen, Briefen, Erklärungen von Büchern des A. u. N. T.) herausgegeben von Marchesi, Vened. 1652, u. von Bruno Bruni, Rom. 1789–91. 2 Bde. Fol. III. Erzbischöfe u. Bischöfe. A) Erzbischöfe a) von Köln. 8) B. I. der Große, Sohn des Kaisers Heinrich I., geb. um 928, war bei seinem Bruder Otto dem Gr. erst Capellan u. Kanzler, zuletzt Erzkanzler u. begünstigte die Wissenschaften sehr. Er begleitete 951 den Kaiser nach Italien, wurde 953 Erzbischof von Köln u. wirkte hier wohlthätig für den Unterricht; 953 übertrug ihm Otto die Regierung von Lothringen (s. d.); er verglich auch einen Zwist zwischen Kaiser Otto I. u. dem Könige Lothar von Frankreich u. den Söhnen des Herzogs Hugo, s. Köln (Gesch.). Er starb 11. Oct. 965 zu Rheims u. wurde später beatificirt. Er gilt als Verfasser eines Commentars über den Pentateuch u. einiger Heiligenlegenden. Lebensbeschreibung von Ruetger in Leibnitz Scriptores rerum brunsv. 9) B. II., Graf von Berg, Erzbischof, 1131–37. 10) B. III., Graf von der Mark, 1191–93. 11) B. IV., Graf zu Sayn, 1205–1207; s.u. Köln. b) von Trier. 12) B., Graf von Bredheim, Erzbischof 1101–24, s. Trier (Gesch.). B) Bischöfe a) von Augsburg. 13) B., Sohn Heinrichs des Zänkers, Herzog von Baden; trat 1003 der Empörung des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt gegen seinen Bruder König Heinrich II. bei, floh nach Ungarn, wurde aber 1004 durch Vermittelung seines Schwagers, des Königs Stephan von Ungarn, wieder mit seinem Bruder versöhnt, der ihm das Bisthum Augsburg gab. Gegen Konrad II. bewies er sich treu, u. dieser vertraute ihm seinen Sohn Heinrich III. an; er st. 1029. b) von Würzburg. 14) St. B., Verwandter des Kaisers Konrad des Saliers, 1034–45, s. Würzburg. IV. Geistliche u. Gelehrte. 15) B., sächsischer Mönch des 11. Jahrh.; er schrieb eine werthvolle Historia belli saxonici ab a. 1073 usque ad a. 1082, im 1. Bd. von Frehers Scriptor. rer. germ. 16) Giordano, geb. zu Nola im Neapolitanischen, daher B. Rolanus, in der Mitte des 16. Jahrh. Er entfloh, wegen seiner Bestreitung der Transsubstantiation u. Jungfrausch Marias verfolgt, aus dem Kloster u. kam 1580 nach Genf, aber auch hier von den Calvinisten vertrieben, ging er über Toulouse u. Lyon 1582 nach Paris, wo er mit viel Beifall lehrte, u. 1583 nach London. Von hier, wo er sein Spaccio de la Bestia trionfante, Lond. (Paris) 1584, eine Satyre auf alle Arten des Aberglaubens schrieb, 1585 ebendeshalb flüchtig, ging er wieder nach Paris, wo er gegen Aristoteles lehrte, u. 1586 nach Wittenberg, wo er, obgleich er nicht zur Lutherischen Lehre übertrat, doch freundlich aufgenommen u. unterstützt wurde u. bis 1588 über Mathematik, Physik u. Philosophie las. Darauf lebte er in Prag, Helmstädt, Frankfurt a. M., ging 1592 nach Padua, wo er 1598 von der Inquisition gefangen, nach Rom geschickt u. 17. Febr. 1600 verbrannt wurde. Er ist der Vorläufer des neueren Pantheismus (s. d.). Er schr. u.a.: Il candelajo (satyrisches Lustspiel) 1582; Degli eroici furori, 1585 (Gedichte); Cabala del cavallo Pegaseo coll' agiunta del asino Cillencio, 1585; Della causa, principio ed uno, 1584; Del infinito universo e mondi, 1584; De innumerabilibus, immenso et infigurabili (Gedichte), 1591, u. m. a.; seine Werke in italienischer Sprache herausgegeben von A. Wagner, Lpz. 1830, 2 Bde., in lateinischer von Gfrörer im Corpus philos., Stuttg. 1834; Lebensbeschreibung von Bartholmes (Par. 1846, 2 Bde.) u. Clemens (Bonn 1847). 17) B. von Hammerstein, s. Brunner 1).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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