Norwegische Literatur

Norwegische Literatur

Norwegische Literatur. Obgleich die N. L. noch sehr jung, ja erst im Entstehen begriffen ist u. bei der geringen Bevölkerung des Landes auch nur einen verhältnißmäßig sehr kleinen Leserkreis besitzen kann, so sind doch namentlich in jüngerer Zeit eine Anzahl von Schriftstellern u. schriftstellerischen Erzeugnissen an den Tag getreten, welche die N. L., wenigstens auf mehren Gebieten, auf gleiche Linie mit der dänischen u. schwedischen stellen. Unter den norwegischen Dichtern sind am bekanntesten geworden: Claus Frimann (geb. 1746, st. 1829), bes. wegen seiner poetischen Erzählungen (Fjeldet Hornelen, 1777; Poetiske Arbejder, 1788; Almuens Sanger 1790; Den syngende Sömand, 1795; Söcabinet, 1793; Nyeste originale Psalmer, Poetisk Eftersamling, 1826; Digte, herausgeg. von Welhaven, 1851); Jonas Rein, geb. 1760, starb 1821 (Samlede Digte, 1802, 2 Bde.; Nyeste Digte 1810), Thomas Rosing de Stockfleth, geb. 1743, st. 1808; Edw. Rösing Colbjörnsen, geb. 1752, st. 1793; Jens Zetlitz (Samlede Digte, herausgeg. von Schwach, 1825, 2 Thle.); Falsen (Skrifter, herausgeg. von Platou, 1821, 2 Bde.); unter denen neuester Zeit Morits Christoph Hansen, st. 1842, vorzüglich durch seine Romane u. Novellen beliebt (Samlede Värker, Bergen 1842 ff.; Romaner og Noveller, 1841–43, 3 Bde.); Nic. Wergeland (s.d.); H. Wergeland (Mennesket, 1845; Udvalgte lyriske Digte, 1846; Volkeviser, 1850; Samlede Skrifter, 1852 f. etc.); C. N. Schwach (Samlede Digte, 1846, 2 Bde.); J. S. Welhaven (Digte, 1839; Nyere Digte, 1845; Norges Dämring, 2. Aufl. 1835; Reisebilder og Digte, 1850). Der bedeutendste aller lebenden norwegischen Dichter ist Andreas Munch (s.d. 2). Sonst sind unter den noch lebenden Dichtern zu nennen: Benthen, Möe, Kjerulf, Schiwe, P. C. Asbjörnsen (Ydale). Aufsehen erregte der Roman: Des Amtmanns Töchter von einer unbekannten Dame. H. J. Thone gab eine Norsk Anthologie heraus. Mehre vortreffliche Arbeiten hat die N. L. auf dem Gebiete der vaterländischen Geschichte aufzuweisen; bes. sind hier A. Faye (Norges Historie, 3. A. 1843; deutsch Lpz. 1850) u. P. A. Munch (s.d. 1) zu nennen. Einzelne Partien der vaterländischen Geschichte behandelten Jacob Aall (s.d.), H. Wergeland (Norges Constitutions Historie, 1843); A. Th. Brömel (Die freie Verfassung Norwegens, 1842, 1. Bd.); Falsen (Norges Historie under Harald Haarfager, 1823 f., 4 Bde.); Munch-Räder (Den norske Statsforfattnings Hist. og Väsen, 1841); J. R. Keyser (Nordmändenes Religionsforfatning i Hedendommen, 1847; Om Nordmändenes Herkomst og Folkeslägtskab, 1839); Christ. C. A. Lange (Den norske Klostres Historie, 1848) etc. Wichtige Geschichtsquellen sind Chr. C. A. Langes u. C. R. Ungers Diplomatarium Norwegicum (1848 f., 2 Bde.), die von dem Historisk Samfund herausgegebenen Norske Samlinger (1851 ff.); ferner die Actstykker til den norske Kriegshistorie under Fredr. IV. (herausgeg. von B. Moe, 1838–40); die Samlinger til det norske Folks Sprog og Historie (1833–39, 6 Bde.); die antiquarische Zeitschrift Urda etc. Die Sagas wurden von P. A. Munch (1845) u. Snorre Sturlesons Norske Kongers Sagaer von Jac. Aall (1838–39, 3 Bde.) übersetzt. Unter den biographischen Werken sind B. Moe's Efterretninger om Eidsvolds-Repräsentanter (1845) u. die Porträter af märkelige Nordmänd (1843 ff.) zu nennen. Die Münzkunde hat in C. A. Holmboe u. C. N. Schwach Vertreter gefunden. Eine literarische Zeitschrift (Norsk Tidskrift for Videnskab og Literatur) gibt Lange seit 1847 heraus. Die Geographie u. Statistik Norwegens bearbeiten Jens Kraft (Beskrivelse over Kongeriget Norge, 1835–40, 6 Bde.; Hist.-topogr. Haandbog over Norge, 1848); A. Schjöth (Geogr. Beskrivelse over Kongeriget Norge, 1849); Niels Thodal (Norges Statistik, 1842); M. Braun Tvethe (Norges Statistik, 1849). N. V. Stockfleth (1848) u. Hans Fries (1841) schrieben über die Finnen (Quänen), Eilert Sundt über das Fante- od. Landstreichervolk (1850) in Norwegen. Das Bergwesen wählte M. Th. Brünnich zum Gegenstand einiger Schriften (Efterretninger om Norges Bjergvärker, 1829; Kongsbergs Sölvbjergvärk, 1826). Unter den topographischen Schriften sind hervorzuheben die [130] Beschreibung Bergens (1824) von Sagen u. H. Foß, die der Drontheimer Domkirche von Schwach (1838) u. Bech (1852). Das Studium des nordischen Alterthums wird vertreten durch P. A. Munch, C. R. Unger u. R. Keyser. Ein gründlicher Sprachforscher, welcher sich namentlich mit vergleichender Sprachkunde beschäftigt, ist Ch. A. Holmboe (Det norsk Sprog Ordforraad, 1852). Schätzbare linguistische Beiträge lieferten sonst noch Schreuder u. Stockfleth, Letzter namentlich über die Lappische Sprache. Die einheimische norwegische Verkehrssprache, das Norsk, fand Bearbeiter an den Grammatikern M. C. Hansen (5. A. 1837), K. G. Monrad (3. A. 1848) u. J. Musäus (1852) u. den Lexikographen Dua, Sören Munk u.m. C. Hansen. Die Sprache des norwegischen Landvolkes behandelte Ivar Aasen grammatisch u. lexikographisch. Die norwegischen Volksmärchen sammelten P. Asbjörnsen u. Jörgen Moe (Norske Huldreeventyr og Folkesagn, 1845–48; Norske Folkeeventyr, 1851); auch die Norske Viser og Stev (2. A. 1848); eine Sammlung norwegischer Volksweisen wurde von Landstad zusammengestellt. Die norwegischen Sagen gab A. Faye heraus. Ein Verzeichniß der 1814–47 in Norwegen erschienenen Schriften (2812) gibt Martin Nissen im Norsk Bogfortegnelse (Christ. 1848); Fortsetzung von 1848–1854 (1023) Bücher in Nordisk Universitets-Tidskrift (1857). Das literarische Leben concentrirt sich ebenso wie das wissenschaftliche in der Haupt- u. Universitätsstadt Christiania.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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