Leiningen [1]

Leiningen [1]

Leiningen, eine zum Theilder Katholischen, zum Theil der Evangelischen Confession folgende reichsfürstliche u. reichsgräfliche, jetzt mediatisirte Familie. Ihr Besitzthum lag vor 1803 zwischen den Bisthümern Worms u. Speier; sie besaß zugleich die Herrschaft Westerburg bei Trier u. die Herrschaft Schadek. Der Mannsstamm der älteren Grafen u. Dynasten v. L. erlosch 1220 mit Graf Friedrich I. Die Erbtochter Luccardis des Hauses L. war aber an den Grafen Simon von Saarbrück vermählt, u. ihr jüngster Sohn Friedrich von Hardenburg (so genannt nach einer seiner Burgen) folgte ihr in dem Leiningischen Erbe als Graf von L.-Hardenburg. Die beiden Söhne des Grafen Friedrich IV. v. L., Friedrich V. u. Joffried, theilten 1317 u. 1318 die Besitzungen u. bildeten zwei Hauptlinien: die Friedrich'sche u. Joffried'sche. Unter Hasso I., dem Urenkel Friedrichs V., erneuerte Kaiser Friedrich III. die gefürstete Landgrafschaft L., als aber diese Linie mit Hasso 1467 ausstarb, nahm dessen Schwester Margaretha, die Wittwe des Grafen Reinhard IV. von Westerburg, dessen Besitzungen in Besitz, trotz des Einspruchs der Grafen L.-Joffried'scher Linie, u. wurde Stifterin des Hauses L.-Westerburg. Der Titel der gefürsteten Landgrafschaft war erloschen. So theilt sich seit 1467 das Geschlecht L. in folgende zwei Haupthäuser:

I. L.-Hardenburg, welches von Luccardis v. L. abstammte u. seit 1540 wieder in zwei Speciallinien zerfiel: A) L.-Hardenburg-Dachsburg, so genannt von der 1228 in Lehn erhaltenen Grafschaft Dachsburg in den Vogesen; sie wurde 1779 in den Reichsfürstenstand erhoben u. erhielt 1803 Sitz u. Stimme in dem Reichsfürstenrath, 1818 die Würde der erblichen Reichsräthe der Krone Baiern u. 1833 die erbliche Mitgliedschaft der ersten Kammer der Landstände in Baden; sie residirte zu Dürkheim, verlor 1803 ihre Besitzungen jenseit des Rheins u. bekam dafür einige Ämter von Mainz (Miltenberg, Amorbach, Bischofsheim u.a.), Würzburg (Hardheim, Lauda, Ripperg) u. Rheinpfalz (Mosbach u. Boxberg); das jetzt mediatisirte Fürstenthum gehört theils zum baierischen Kreise Unterfranken, theils zu Baden (mit 12,69 QM.), als Standesherrschaft besitzt der Fürst von L. überhaupt 26 QM. mit 16 Städten, 160 Dörfern, 45 Weilern u. 92,000 Ew. in Baden u. 18,000 Ew. in Baiern; es ist Lutherischer Confession, seine Residenz ist Amorbach im baierischen Kreife Unterfranken; die Ruinen des Stammschlosses L. sind bei Altleiningen; 1) Fürst Karl, Sohn des 1814 verstorbenen Fürsten Emich Karl u. der Fürstin Victoria u. durch dieselbe Stiefbruder der jetzigen Königin Victoria von Großbritannien, geb. 12. Sept. 1804, folgte 1814 seinem Vater u. wurde 1823 für majorenn erklärt; er lebte in München, London u. auf Reisen u. war vom 9. August bis 5. September 1848 Präsident des deutschen Reichsministeriums. Er war baierischer Generallieutenant u. Inhaber des 5. Chevauxlegerregiments, seit 1829 vermählt mit Marie geb. Gräfin Klebelsberg u. st. 13. Nov. 1856 zu Amorbach. Jetziger Chef ist: 2) Fürst Ernst, Sohn des Vorigen, geb. 9. Nov. 1830, erbliches Mitglied der Kammer der Reichsräthe in Baiern, Commandeur in der englischen Marine, succedirte seinem Vater am 13. Nov. 1856 u. ist seit 1858 mit Marie, Tochter des Großherzogs Leopold von Baden, vermählt. B) L.-Heidesheim-Falkenburg, erlangte 1737 Aufnahme in das Wetterausche Reichsgrafencollegium; sie ist Katholischer Confession u. theilte sich zu Ende des 16. Jahrh. in folgende zwei Zweige: a) L.-Billigheim (sonst Guntersblum), besitzt im badischen Unterrheinkreise 0,6 QM. mit 2500 Ew., hat ihren Wohnsitz auf Schloß Neuburg am Neckar u. ihr Chef ist: 3) Graf Theodor, geb. 1794, succedirte 1809 seinem Vater Wilhelm Karl, ist badenscher Generalmajor a. D. u. seit 1852 Wittwer von Marie Anna geb. Gräfin Westerhold von Gysenberg; sein ältester Sohn, (geb. 1823) ist Karl; b) L.-Neudenau (sonst Heidesheim), besitzt im badischen Unterrheinkreise 3/4 QM. mit 2000 Ew., hat ihren Wohnsitz in Heidelberg u. ihr gegenwärtiger Chef ist: 4) Graf August, Sohn des 1825 verstorbenen Grafen Wenzel, geb. 1805, succedirte seinem Bruder Clemens Wilhelm 1826; er ist großherzoglich badischer Intendant des Hoftheaters u. seit 1842 mit Marie geb. von Geusau vermählt; sein ältester Sohn Karl ist 1844 geboren.

II. L.-Westerburg, von Margaretha von Westerburg abstammend, seit 1475 gräflich; Lutherischer Confession; theilt sich seit 1695 in A) in Alt-L.-Westerburg, ist in beiden Hessen u. in Baiern begütert, ihre Residenz Ilbenstadt im Großherzogthum Hessen; sie erhielt 1820 die erbliche Mitgliedschaft der ersten Kammer des Großherzogthums Hessen u. ihr jetziges Haupt ist: 5) Graf Friedrich, Sohn des 1849 verstorbenen Grafen Friedrich Ludwig Christian, geb. 1806, succedirte seinem Vater nach dessen Resignation 1839 u. ist seit 1830 mit Henriette geb. von Egloffstein vermählt; er hat keinen Sohn, sein älterer der noch lebenden Brüder ist Ludwig, geb. 1807; 6) Graf Karl, der dritte Bruder des Vorigen, geb. 1819, war Hauptmann im österreichischen 31. Linienregiment, hatte sich 1849 der Ungarischen Revolution angeschlossen u. wurde am 10. Oct. 1849 mit mehreren zu Arad nach kriegsgerichtlichem Ausspruch hingerichtet. B) Neu-L.-Westerburg, besitzt in Nassau die Grafschaft Westerburg u. die Herrschaft Schadeck, 5 QM. mit 5000 Ew. u. hatte die Anwartschaft auf das Fideicommiß der Grafschaft Laurvig, welches 1803 in ein Fideicommißcapital verwandelt wurde; 1815 erhielt diese Linie die erbliche Mitgliedschaft der Herrenbank im Herzogthum Nassau. Sie theilt sich in folgende zwei Linien: a) Nassauische Linie; zu ihr gehörte: 7) Graf Christian, Sohn des 1809 verstorbenen Grafen Christian, geb. 1812, war österreichischer Feldmarschalllieutenant u. Divisionär, Inhaber des 21. Infanterieregiments, Geheimer Rath u. Indigena von Ungarn, er war auch[248] Bundescommissär während der Bundesexecution in Kurhessen, ging im Febr. 1853 wegen der montenegrinischen Angelegenheiten nach Constantinopel u. st. 10. Oct. 1856 als Militärcommandant in Krakau. Diese Linie ist im Mannsstamme erloschen; b) Baierische Linie: Wohnsitz: Bamberg; jetztger Chef: 8) Graf Karl August, Sohn des 1797 verstorbenen Grafen Karl Joseph, geb. 1789, ist baierischer Hauptmann a. D. u. seit 1859 Wittwer von Gräfin Elisabeth geb. Theodori; sein ältester Sohn Wilhelm ist 1824 geboren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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