Thonerde

Thonerde

Thonerde (Alaunerde, Aluminiumoxyd) Al2O3, das Oxyd des Aluminiums, findet sich rein in der Natur, krystallisirt als Saphir u. Rubin, mit Eisenoxyd u. Kieselsäure verunreinigt als Korund, am häufigsten aber an Kieselsäure gebunden in einer großen Menge von Mineralien; obgleich sie in jeder Ackererde enthalten ist, findet sie sich doch nie od. nur selten in der Pflanzenasche, daher auch nicht im Thierkörper. Reine T. wird durch Glühen von schwefelsaurer T. mit kohlensaurem Natron u. Auslaugen der geglühten Masse mit Wasser, od. durch Glühen des Thonerdehydrats dargestellt; man erhält letzteres, indem man die Auflösung eines Thonerdesalzes, z.B. von Alaun, mittelst kohlensauren Kalis fällt, den ausgewaschenen Niederschlag in Salzsäure löst u. mit Ammoniak od. kohlensaurem Ammoniak wieder fällt; es stellt dann eine dem Stärkekleister ähnliche gallertartige Masse dar, welche beim Eintrocknen gummiartig wird, in Wasser nicht, in Säuren u. ätzenden Alkalien aber löslich ist. Aus einer Auflösung von T. in Kali setzen sich nach einiger Zeit Krystalle von Thonerdehydrat von der Zusammensetzung Al2O3 + 3HO ab. In der Glühhitze verliert das Hydrat sein Wasser u. verwandelt sich in reine T., sie ist dann sehr schwer löslich in Säuren u. zwar um so schwerer löslich, je stärker sie geglüht wurde. Die wasserfreie T. ist in gewöhnlichem Ofenfeuer unschmelzbar, im Knallgasgebläse schmilzt sie zu einem farblosen Glase u. erstarrt beim Erkalten krystallinisch; mit Borax geschmolzen kann sie ebenfalls krystallisirt erhalten werden; befeuchtet man sie vor dem Schmelzen mit einer Auflösung von chromsaurem Kali, so erscheinen die Krystalle rubinroth (künstlicher Rubin). Die T. zieht an der Luft begierig Feuchtigkeit an, durch starkes Glühen verliert sie diese Eigenschaft. Chlorgas wirkt nicht auf T., leitet man aber einen Strom Chlorgas über ein glühendes Gemisch von T. u. Kohle, so bildet sich flüchtiges Aluminiumchlorid; dasselbe bildet sich auch bei wiederholtem Erhitzen von T. mit Salmiak. Das Thonerdehydrat hat die Eigenschaft, organische Farbstoffe aus ihren Auflösungen niederzuschlagen u. sich mit ihnen zu verbinden; man nennt solche Verbindungen Farblacke. Auf die Eigenthümlichkeit gründet sich die Anwendung der Thonerdesalze als Beizmittel in der Färberei. Mit Säuren verbindet sich die T. zu Salzen, aus denen sie oft sehr leicht ausgeschieden werden kann; sie ist, wie alle Sesquioxyde, keine starke Base; mit manchen schwachen Säuren, z.B. mit Kohlensäure, gibt sie keine od. nur sehr unbeständige Salze. Dagegen tritt sie manchen Basen gegenüber als Säure (Thonsäure) auf u. bildet mit ihnen die Aluminate, so entsteht z.B. Kalialuminat (Thonsaures Kali), KO, Al2O3, wenn T. in Ätzkali aufgelöst wird; dampft man die Lösung ab, so erhältman die Verbindung in Krystallkörnern.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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