Murray [2]

Murray [2]

Murray (spr. Mörrch), 1) James Stuart, Graf von M., geb. 1531, natürlicher Sohn Jakobs V. u. der Margarethe, Tochterdes Lords Erskine, welche Jakob durch eine heimliche Trauung, die jedoch kein Priester verrichtete u. die daher nicht gültig war, hinterging. M. wurde von seinem Vater schon in der Wiege zum Baronet von Tamtallan ernannt u. im 7. Jahre mit dem Priorat St. Andrew beschenkt. Als die junge Königin Maria Stuart, seine 11 Jahr jüngere Schwester von väterlicher Seite, 1548 nach Frankreich abging, war er in ihrem Gefolge. Schon hier traten sein Ehrgeiz u. seine Habsucht hervor, er verlobte sich mit einer Gräfin von Buchan u. riß die bedeutenden Güter dieser Familie an sich, ohne in der Folge jene zu heirathen. Das von Maria Stuart ihm geschenkte Vertrauen, die in ihren Angelegenheiten ihm gegebene Vollmacht, bes. die deshalb oft nöthigen Reisen nach Schottland, benutzte er für den Plan, Marien zu entthronen u. sich an ihre Stelle zu setzen. Während er in Frankreich ein eifriger Katholik war, suchte er in Schottland das Papstthum auszurotten, um die Gemüther desto sicherer der Königin zu entfremden. Auch unterhielt er fortwährend ein Einverständniß mit dem englischen Hofe. Er kehrte später nach Schottland zurück u. wurde dort Regent. Als Maria Stuart 1561 nach Schottland übersegelte, stand er öffentlich noch an der Spitze der königlichen Angelegenheiten u. Heere u. stellte sich zugleich an die Spitze einer Verschwörung. Ein Gegner des neuen Gemahls Mariens, Heinrich Darnleys, war M. nach Angaben Einiger Anstifter von dessen Ermordung 1567; wenigstens mußte er, dessen verdächtig, nach Frankreich flüchten. Von hier aus aber zieh er laut Maria Stuart des Gattenmords u. fand Glauben, denn Maria wurde nun von den schottischen Ständen genöthigt, die Regierung auf ihren Sohn zu übertragen. M. wurde zu dessen Stellvertreter u. zum Regenten ernannt, nahm Marien 15. Juni 1567 bei Carberry gefangen, übergab dieselbe seiner Mutter als Gefangene, schlug die Anhänger Mariens bei Longside u. brachte sie selbst später nicht nur in die Hände der Königin Elisabeth, sondern verrieth auch dieser die Pläne des Herzogs von Norfolk, sie zu befreien. Als Regent herrschte nun M. unumschränkt in Schottland, bis er von Jacques Hamilton von Lothwellangh, dessen Gattin er geraubt hatte, den 13. Jan. 1569 in Linlithgow erschossen wurde. 2) Johann Andreas, geb. 1740 in Stockholm, studirte in Upsala u. Göttingen Medicin, wurde 1764 Professor in Göttingen, Director des Botanischen Gartens u. st. daselbst 1791; er schr.: Apparatus medicaminum, 1. Thl. [566] Vegetabilien, 1.–2. Bd., Gött. 1776–79; 2. Ausg. 3.–5. Bd., herausgeg. von Althof, ebd. 1784–90, deutsch (Arzneivorrath), 5 Bde., von Seeger, Braunschw. 1782–91, 6. Bd. von Althof, ebd. 1792; 2. Aufl. ebd. 1793–95; 2. Thl., Mineralien, von I. F. Gmelin, ebd. 1795–96; Opuscula, Gött. 1785 f., 2 Bde. Auch gab er eine medicinisch-praktische Bibliothek in 3 Bdn., ebd. 1774 ff., u. Linné's Systema vegetabilium, in 13. u. 14. Ausg, ebd. 1774 u. 1784, heraus. 3) Daniel, geb. 18. April 1768 in Rederoß in der irischen Grafschaft Wicklow, wurde in dem Irischen Seminar in Salamanca für den geistlichen Stand gebildet u. kehrte, hier 1790 zum Priester geweiht, nach Irland zurück, war erst Curator einer Pfarrei in der Grafschaft Wicklow, dann Geistlicher in Dublin u. wurde später Coadjutor des Erzbischofs Troy von Dublin, welchem er, 1809 zum Bischof von Hieropolis in partibus ernannt, 1823 als Bischof von Dublin folgte u. am 26. Febr. 1852 st. Er war bes. sehr thätig in der Emancipationsfrage u. in der Erziehungscommission für Irland, auch wegen seiner Toleranz allgemein geachtet. 4) Sir George, aus einer altadeligen schottischen Familie stammend, geb. 1772 in Perthshire, trat 1789 in Kriegsdienste, zeichnete sich 1793 in Flandern u. 1801 in Ägypten aus, diente dann in Ostindien, 1807 bei Kopenhagen als Stabsoffizier gegen Dänemark, 1808 im Generalstabe bei dem nach Schweden gesandten Hülfscorps, wurde 1809 als Obristlieutenant Generalquartiermeister bei Wellingtons Armee in Spanien, wo ihm ein Theil der glücklichen Wendung des Krieges zuzuschreiben ist. Er wurde dort Generalmajor, trat 1815 wieder als Chef des Generalstabes Wellingtons in Flandern ein, zeichnete sich bei Waterloo u. beim Marsch auf Paris aus u. war dies auch während der Occupation Frankreichs von 1815–18 bei Wellington, wurde dann Generalgouverneur in Canada u. 1828–30 unter Welingtons Ministerium Staatssecretär für die britischen Colonien. Er schlug sich dann zur Partei der Tories gegen Greys Ministerium, zeigte sich bei der Eröffnung der Verhandlungen über das neue Wahlgesetz einer gemäßigten Reform nicht abgeneigt, wurde 1841 Generalfeldzeugmeister u. st. 28. Juli 1846. Er gab heraus: Despatches of the Duke ot Marlborough, Lond. 1845 ff., 5 Bde. 5) John, geb. 1778 in London, Sohn eines schottischen Marineoffiziers, welcher 1768 eine Buchhandlung eröffnete u. 1793 starb. Nachdem er mündig geworden war, übernahm er das väterliche Geschäft, kam durch den Verlag des von Gifford herausgegebenen Quarterly Review in vielfache Verbindungen mit den Tories, suchte ausgezeichnete Schriftsteller durch ansehnliche Honorare zu gewinnen, wurde u. blieb der Verleger Lord Byrons, ließ mehre bedeutende Werke erscheinen, untern andern sein Family-library, gab den Anlaß zu den wohlfeilen Volksausgaben u. machte seine Buchhandlung in Albemarle-Street zum Sammelplatz der berühmtesten Männer Londons; er st. 27. Juni 1843 in London. 6) John, Sohn des Vor., jetziger Besitzer des Geschäfts, namentlich bekannt durch seine Handbooks for travellers. 7) So v.w. Elgin 1).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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