Beschreien

Beschreien

Beschreien, 1) (gr. Baskanie, lat. Fascinatio), einem lebenden Wesen, bes. einem neugeborenen Kinde, wie man glaubt, durch übermäßiges Lob, selbst ohne Willen u. Wissen, Schaden zufügen. Schon die Griechen fürchteten solch übermäßiges Lob u. suchten die böse Folge durch dreimaliges Ausspucken, durch Anrufung der Adrastea, od. Beifügung des Wortes ἀβασκάνιως, die Römer durch praefiscine zu entkräften; noch jetzt sagt man: Gott behüte es! zur guten Stunde sei es gesagt! Vgl. Böser Blick u. Berufkraut; 2) die vier Wände b., von einem neugeborenen Kinde, durch Schreien Lebenszeichen geben, ein Erforderniß der Rechte des Mittelalters, zum Beweis, daß ein Kind auch ein lebendig geborenes sei; 3) den Thäter b., einen Verbrecher anklagen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Beschreien — Beschreien, s. Berufen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Beschreien — Beschreien, 1. im Mittelalter die Achterklärung eines Verbrechers durch öffentl. Anschlag; 2. bei einem neugebornen Kinde galt das »B. der 4 Wände« als nothwendiges Lebenszeichen in Beziehung auf Erbrecht; 3. abergläubische Meinung, daß durch das …   Herders Conversations-Lexikon

  • beschreien — beschreien:⇨berufen(I,2) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • beschreien — ↑ schreien …   Das Herkunftswörterbuch

  • beschreien — Die vier Wände beschreien: sich dadurch als lebenskräftig erweisen, beruht auf einem alten Rechtsbrauch. Ein neugeborenes Kind mußte die vier Wände des Zimmers beschreien, damit es die Erbberechtigung erhielt. In diesem Sinne illustrierten schon… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • beschreien — be|schrei|en; etwas nicht beschreien …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Beschreien — * Du hast mich beschrien. – Agricola I, 535. [Zusätze und Ergänzungen] *2. Ich will s (ihm) nicht beschreien …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Beschreien, Beschreikräuter — Beschreien, Beschreikräuter, s. Berufen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • beschreien — be|schrei|en 〈V. tr. 227; hat〉 = berufen1 * * * be|schrei|en <st. V.; hat: zu viel [im Voraus] über etw. reden, sodass es (nach abergläubischer Vorstellung) misslingt od. nicht in Erfüllung geht. * * * be|schrei|en <st. V.; hat: 1↑berufen… …   Universal-Lexikon

  • beschreien — beschreientr durchunbedachteErwähnungeinesglücklichenUmstandsSchadenherbeiführen.FußtaufderAberglaubensregel,daßmanglücklicheLebensumständenichtlautverkündendarf,wennmannichtdiebösenGeisteraufeineGelegenheitzumSchadenstiftenaufmerksammachenwill.Sp… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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