- Brüten
Brüten, von Vögeln, durch anhaltende Erwärmung u. Bedeckung der gelegten Eier mit dem eigenen Körper die Entwickelung u. das Hervorgehen des befruchteten Keims in denselben bewirken Meist geschieht dies von dem Weibchen. Nur der Kuckuck legt seine Eier in die Nester anderer Vögel (Grasmücken, Bachstelzen) u. läßt sie von diesen mit den ihrigen u. der Strauß seine Eier meist in der Sonne ausbrüten. Bei Vögeln, welche paarweise zusammen leben (Tauben, Schwalben etc.) nimmt auch das Männchen abwechselnd am B. Theil; bei anderen Arten (Kanarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen u.a.) werden die Weibchen von den Männchen während des B-s mit Futter versorgt. Die erste Spur einer Veränderung im Ei zeigt sich immer erst einige Zeit nachher, nachdem das B. begonnen hat; beim Hühnerei z.B. erst zu Ende des 1. Tages, am Ende des 2. sieht man hier die erste Bewegung des selbst noch nicht einmal vonkommen ausgebildeten Herzens; am Ende des 5. Tages sieht man die erste Bewegung des gallertartigen Geschöpfs; am 14. brechen die Federn aus; zu Anfang des 15. schnappt es schon nach Luft; am 19. pocht es; am 21. durchbricht es dann die Schale mittelst eines knorplichen Aufsatzes auf dem Schnabel. Die Länge der Brütezeit ist verschieden, durch Klima u. Witterung beschleunigt u. verkürzt. Größere Vögel brüten länger als kleinere; so der Schwan 5, Gans u. Ente 4 Wochen. Nur zur nothdürftigen Stillung des Hungers u. Durstes verlässen brütende Vögelweibchen auf kurze Zeit ihre Eier u. bedecken sie in der Zwischenzeit mit Federn, Moos, Wolle etc. Bei Amphibien u.a. kaltbliitigen Thieren leistet die Sonnenwärme beim B. Vorschub. Auch künstliche Wärme, Hühner- od. Taubenmist, ja selbst die natürlich ununterbrochene Wärme eines Menschen, wenn Eier solcher ausgesetzt werden, belebt in befruchteten Vogeleiern den Keim. Vgl. Brütofen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.