Chinīn

Chinīn

Chinīn, Chinīn = C38H22N2O4, in allen echten Chinarinden, vorzugsweise aber in der Königschina, sich nebst Cinchonin mit Chinasäure verbunden findende organische Base, welches die Wirksamkeit der China größtentheils bedingt. Beide Basen werden vereinigt aus der Rinde durch verdünnte Salzsäure ausgezogen, die Flüssigkeit mit Kalkmilch gefällt, der Niederschlag mit Alkohol ausgezogen. Aus diesem Auszug kann bei Anwendung von Königschina durch zweimaliges Krystallisiren das Ch. von dem Cinchonin geschieden werden; hat man andere Rinden, so wird nochmaliges Krystallisiren aus Alkohol, wo das Cinchonin zuerst anschießt, od. Ausziehung des gewonnenen Gemenges mit Äther, welcher das Ch. allein auflöst, nöthig. Das Ch. krystallisirt schwieriger als das Cinchonin in Nadeln u. bildet meist ein weißes, flockiges Hydrat, das beim Erwärmen 14,3 Procent Wasser abgibt, dann schmilzt u. zuletzt sich unter Entwickelung von Ammoniak zersetzt; löst sich kaum in 200 Theilen Wasser, besser in Alkohol, leicht in Äther u. Chloroform, auch in allen verdünnten Säuren, mit denen es krystallisirende Salze bildet. Das reine Ch. (Chininum purum) wird in der Pharmacie selten benutzt, ist jedoch wegen geringerer Bitterkeit in manchen Fällen beliebter als seine Salze, von denen das essigsaure (Ch. aceticum), das salzsaure (Ch. muriaticum) u. das schwefelsaure (Ch. sulph uricum) am häufigsten angewendet werden. Letzteres kommt als basisches (neutrales) Salz am gewöhnlichsten in den Officinen vor, bildet kleine weiße, nadelförmige, schwerlösliche, sehr bittere Krystalle, wird in den meisten Fällen, wo China angezeigt ist, zu 1/2 bis 2 Gran pro dosi gegeben u. in der Regel besser als die Rinde vertragen, da es leichter verdaut wird, nicht erhitzt, auch besser zu nehmen ist. Das neutrale (saure) schwefelsaure Ch. reagirt sauer, krystallisirt in kleinen, durchsichtigen, rectangulär vierseitigen Prismen od. auch in seinen seidenglänzenden Nadeln, ist leicht löslich, nicht officinell, wird aber erzeugt, wenn man einer Mischung, die das basische Salz enthält, einige Tropfen verdünnte Schwefelsäure zusetzt, welche deshalb die Auflösung des letzteren befördert. Das valeriansaure Ch. wird erhalten, indem man 3 Theile Ch. in 5 Theilen Alkohol löst u. 1 Theil Valeriansäure hinzusetzt; beim Verdunsten der Flüssigkeit krystallisirt das Salz in perlmutterglänzenden, farblosen Tafeln od. weißen, undurchsichtigen, sternförmig gruppirten Nadeln heraus, welche in 100 Theilen 51,5 Ch., 14,5 Baldriansäure u. 34 Wasser enthalten. Es riecht schwach nach Baldriansäure, schmeckt bitter, ist in 110 Theilen kaltem Wasser, in Alkohol u. Äther weit leichter löslich. Außer den genannten Chininsalzen benutzt man in der Medicin das citronensaure, gerbsaure, eisenblausaure u. chinasaure Ch. Chlorgas zersetzt trockenes Ch. unter Bildung von Salzsäure u. einem grünen Harze. Lösungen von reinem od. schwefelsaurem Ch. längere Zeit mit Chlorgas behandelt, od. mit Chlorwasser versetzt, dann mit etwas Ätzammoniak vermischt, wird schön smaragdgrün gefärbt, durch Schwefelsäure in Blau u. Roth verändert, durch Ammoniak wieder grün hergestellt. Es bildet sich bisweilen auch ein grüner Niederschlag, Dalleiochin nach Brandes, eine in Wasser kaum, in Äther nicht, in Alkohol u. Säuren mit brauner Farbe lösliche, stickstoffhaltige Substanz. Die grüne Lösung gibt beim Abdampfen einen braunen Rückstand, aus dem Wasser Salmiak u. eine dunkelrothe, bittere, in Weingeist lösliche Substanz, Rusiochin nach Brandes, auszieht, während ein schwarzer, geschmackloser, in Wasser, Äther, Alkohol unlöslicher Rückstand, Melanochin, übrig bleibt. Mit Jod bildet das Ch. eine gelbe, durch Alkalien u. Säuren zersetzbare Verbindung. Durch Kochen von Ch. mit Berlinerblau, od. von schwefelsaurem Ch. mit Alkohol u. Cyaneisenkalium, bildet sich ein, in grünlichgelben Nadeln krystallisirendes, eisenblausaures Ch. Alkalien fällen das Ch. aus seinen Lösungen als weißes Hydrat.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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