Evangelische Gesellschaft

Evangelische Gesellschaft

Evangelische Gesellschaft, eine Gesellschaft in Frankreich, deren Zweck dahin geht, die evangelische Wahrheit mit allen Mitteln, welche Gott an die Hand gibt, zu verbreiten. Sie entstand bes. unter englischem Einfluß bald nach der Julirevolution 1830, als den Protestanten Religionsfreiheit zugesichert war, in Genf, von wo aus bes. die protestantischen Bewohner der Sevennen durch Reiseprediger unterstützt, in Toulouse, wo für Verbreitung von Bibeln u. Erbauungsschriften gesorgt, u. in Paris, wo eine Centralstelle für die evangelisirende Thätigkeit der Protestanten in Frankreich errichtet wurde. Ihre Bestrebungen wendeten sich vornehmlich den unter einer katholischen Bevölkerung lebenden Protestanten zu, indem sie diese zu einem Gemeindeverband sammelte u. mit Bibeln u. Tractätchen versah; zugleich aber unterstützte sie die vom Katholicismus zum Protestantismus übertretenden Gemeinden u. trat der freisinnigen Richtung des Protestantismus entgegen. Die Gesellschaft hat une große Thätigkeit entfaltet, Betkapellen, Schulen, Seminare, Waisenanstalten, Häuser für Kranke, für junge Mädchen etc. errichtet, u. sich durch die volksthümliche Beredtsamkeit ihrer Agenten Wege für eine weitere Thätigkeit eröffnet. Sie gilt für eine Hauptträgerin des Methodismus u. wirkt entschieden für die Trennung der Kirche von dem Staate, die sich durch die 1848 gegründete Independentengemeinde bereits verwirklicht hat, während die von ihr getrennte, ebenfalls kirchlich gesinnte Evangelische Gesellschaft des Nordens die Interessen der Staatskirche zu fördern sucht, dabei aber nicht über so viele Mittel, als die von reichen Familien sehr begünstigte E. G. gebietet. Die E. G. Frankreichs hatte 1853 19 Prediger, 10 Evangelisten, 40 Lehrer u. Lehrerinnen im Dienste, die an mehr als 100 Orten wirkten. Ihre Normalschule zur Vorbereitung auf diese Arbeiten hatte damals 70 Zöglinge. Doch hatten ihre Agenten nicht nur mit vielen Hindernissen zu kämpfen, sondern es wurden sogar mehrere ihrer Kirchen u. Kapellen geschlossen. Beide Gesellschaften haben Verbindungen mit der Gustav-Adolf-Stiftung angeknüpft.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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