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Od, eine von Karl Freiherrn v. Reichenbach aufgestellte Dynamis, welche in der Mitte zwischen Magnetismus, Elektricität, Licht u. Wärme stehend, doch mit keiner dieser Kräfte identisch sein soll. Sie ist die Ursache gewisser Empfindungen, theils von blauem od. rothgelbem Licht, theils von Kühle od. Lauheit, theils von unbestimmten wohlthuenden od. Ekel erregenden Eindrücken, für welche zwar nur Wenige empfänglich sind, so jedoch, daß diese Wenigen immer für alle jene wunderbaren Eindrücke gleich zugänglich sein sollen. Solche Personen heißen Sensitive, u. sie werden noch je nach der Stärke ihrer Reizbarkeit in Schwach-, Mittel- u. Hochsensitive eingetheilt. Jene Kraft entströmt allen Gegenständen, den einen stärker, den anderen schwächer, so daß z.B. aus dem Ende der oberen Zuspitzung eines großen Bergkrystalls eine angenehme Kühlung u. in absoluter Finsterniß blaues Licht, aus der unteren Bruchfläche, an welcher der Krystall aufgewachsen war, ekelige Lauheit u. in der Dunkelheit rothgelbes Licht quillt; od.[208] daß die blauen Strahlen des Sonnenspectrums angenehm kühlend, die gelben lau u. Ekel erregend wirken; daß aus dem Nordpol eines Magneten eine blaue kühlende, aus dem Südpol eine gelbe, laue Flamme brennt; daß der rechten Seite des Menschen od. jedem positiv elektrischen Körper blaues Licht u. Kühlung, der linken Seite od. jedem negativ elektrischen Körper gelbes Licht u. Lauheit emanirt. Auch jede Verbrennung erzeugt odische Kühlung. Weil diese Odempfindungen auf vielfache Weise mit gewissen physiologischen Erscheinungen in Verbindung stehen, welche man fälschlich unter dem Namen des animalischen Magnetismus (Mesmerismus) zusammenfaßt, u. weil ferner auch der wirklich in der Physik so genannte Magnetismus odisches Wesen in vorzüglicher Stärke mit sich führen soll, so bezeichnet Reichenbach jene Kraft auch als odisch-magnetische Kraft. Die Geheimnisse der Gespenstererscheinungen auf Kirchhöfen, der Wünschelruthe u. Ähnliches finden nach Reichenbach in den odischen Wirkungen chemischer Processe u. der Reibungen des fließenden Wassers ihren theoretischen Grund. Da Reichenbach in seinen Forschungen nie auf der Evidenz der eigenen Sinne, sondern durchaus auf den Aussagen Anderer u. größtentheils nervenkranker weiblicher Personen fußt, bisher auch noch nie ein Physiker von Fach als Sensitiver befunden worden ist, so sind Zweifel an der Sache aufgetaucht, welche nur durch fortgesetzte zahlreiche Versuche u. vollgültige Zeugen beseitigt werden könnten. Vgl. von Reichenbach, Physikalisch-physiologische Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektricität, der Wärme, des Lichts, der Krystallisation, des Chemismus in ihren Beziehungen zur Lebenskraft, Braunschw. 1849; Derselbe, Odischmagnetische Briefe, Stuttg. 1852; Derselbe, Der sensitive Mensch u. sein Verhalten zum Od, ebd. 1854; L. v. D., Odina, Beleuchtung der jüngst entdeckten Weltkraft, Bremen 1853; A. C. Neumann, Kurzer Abriß der Odlehre, Lpz. 1857.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.