Graminĕae

Graminĕae

Graminĕae (Graminēen, Gräser), Familie aus der Klasse der Glumaceae (Spelzenblüthler); krautartige, oft sehr kleine, rasenartige, selten fast holzige, strauch- od. baumartige Pflanzen, mit faserigen Wurzeln u. zuweilen kriechendem Rhizom. Der Stängel, Halm genannt, ist durch schwielige Knoten, welche die Blätter tragen, in Glieder getheilt; die Basis der Blätter ist in eine dorn gespaltene Scheide zusammen gerollt, an deren Spitze das Blatthäutchen (Ligula), an deren Ende das Blatt selbst sitzt. Die Blüthen sind balgartig, zwitterig od. getrennt geschlechtlich, in ein- bis vielblüthigen Ährchen zusammengestellt, die wieder zusammengesetzte od. große Ähren bilden od. in Rispen od. Trauben stehen; der unterste Balg ist leer, zweiklappig, mit zweizeilig gestellten Klappen, seltener einklappig od. fehlend. Er wurde von Linné Kelchbalg (Gluma calycina) genannt; die folgenden zwei- od. eigentlich dreiklappigen Bälge (die zwei inneren sind nämlich mit einander verwachsen) bilden das Bälglein od. Blumenkronenspelzen (Glumella, Corolla), schließen zwei bis drei, mit den Klappen des Bälgleins abwechselnde Schüppchen (Squamulae Lodiculae), so wie die Befruchtungswerkzeuge ein. Staubgefäße findet man in der Regel drei, seltener sechs, od. durch Fehlschlagen zwei od. eins; sie sind unterweibig, die Staubbeutel sind an beiden Enden ausgerandet, der Fruchtknoten ist frei, trägt zwei od. einen Griffel u. zwei fadenartige, od. sprengwedelförmige od. federartige Narben Die Frucht ist ein nackter nußartiger Samen, Caryopse genannt, oft von den Spelzen umhiilli: das Eiweiß ist mehlreich; der Keimling liegt außerhalb des Eiweißes, an der Basis desselben. Endlicher theilt diese Familie in folgende Tribus: erste Tribus Oryzeae, mit den Gattungen Leersia, Oryza Zizania u. and; zweite Tribus Phalarideae, mit den Gattungen Zea, Coix, Cornucopiae, Alopecurus, Phleum, Phalaris, Holcus, Hierochloa, Authoxanthum u.a. – Die Gräser haben im Allgemeinen einen großen Gehalt an Kieselsäure, Kali, Zucker u. Stärke. In der Wurzel finden sich namentlich Oxalsäure u. Kali; im Halme u. in den Blättern herrscht die Kieselsäure vor, auch findet sich in unreifem Zustande Zucker; der Same enthält Stärke, Kleber u. verschiedene, namentlich phosphorsaure Salze. Die Gräser gedeihen in den meisten Klimaten u. fast in allen Höhen über dem Meere, am besten aber in der nördlich gemäßigten. Zone, wo sie gesellig wachsen, Wiesen u. Prärien bilden u. häufig den Charakter einer ganzen Gegend bestimmen. Nach dem Äquator zu nimmt die Zahl der Individuen ab, die der Arten zu; unter den Tropen werden sie baumartig u. bilden kleine Wälder. Das Vaterland der cultivirten Gräser ist unbekannt. Die Gräser verlangen stets einen lockeren Boden; sie lieben Kieselerde, wachsen aber auch auf Kalk; sumpfige Gegenden meiden sie. Düngung mt Mergel u. namentlich mit Knochenmehl entspricht ihrem chemischen Gehalte. Die Gräser sind die wichtigen von allen Pflanzen; ihre Cultur ging stets mit dem Wohlstande u. der Cultur der Bewohner der nördlichen Halbkugel Hand in Hand. Man zieht sie theils auf Wiesen, wobei man die Ausbildung des Krautes als eines trefflichen Viehfutters bezweckt, daher sie, da dessen Zuckergehalt mit der Reife schwindet, hier vor der Reise geerntet werden, theils auf dem Felde, wobei man (mit einziger Ausnahme des Zuckerrohrs, dessen junge Halme den Zucker liefern) die Ausbildung der stärke- u. kleberhaltigen Samen, welche das Hauptnahrungsmittel aller ackerbautreibenden Völker bilden, bezweckt. Außerdem dienen die Samen zur Bereitung verschiedener geistiger Getränke, werden auch, wie die Wurzeln, in der Heilkunde angewendet (Triticum, Hordeum, Cynodon u.a.). Nur wenige besitzen eine bemerkliche Schärfe u. eine purgirende Wirkung (Bromus), od. stehen (wahrscheinlich mit Unrecht) im Verdachte giftiger Eigenschaften (Lolium temulentum L.). Viele Gräser befestigen durch ihre kriechenden, langen u. unterirdischen Wurzelstöcke den Boden u. die Dämme, wie z.B. das Sandrohr (Ammophila), das Haargras (Elymus) u. mehrere Weizenarten (z. B. Triticum repens). Aus mehreren Gattungen, z.B. Zuckerrohr u. Sorghum, gewinnt man Zucker. Das Bambusrohr findet eine mannigfaltige Anwendung bei Bauwerken, allerlei Geflechten, Wasserfahrzeugen etc., zu Spazierstöcken u. dgl. Manche geben auch Arzneimittel. Saure Gräser heißen im gewöhnlichen Leben die Seggenartigen (Cyperaceae),[535] welche bei ihrer Armuth an Zucker nicht als Viehfuttter dienen können.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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