- Bonivard
Bonivard, Franz, stammte aus einer alten Familie, welche am Genfer See mehre Güter unter savoyischer Herrschaft besaß; geb. 1496 wahrscheinlich in Seyßel, widmete er sich dem geistlichen[815] Stande u. studirte in Freiburg die Rechte; 1514 folgte er seinem Oheim, Jean Ame B., als Prior von St. Victor bei Genf, während die andern Familienbeneficien, wie die Abtei von Pignerol u. Payerne, durch die Intriguen des Herzogs Karl III. von Savoyen, an Andere, namentlich an den Bischof von Genf, kamen. Dies war der Grund, weshalb sich B. auf die patriotische, nach Unabhängigkeit von Savoyen strebende Partei in Genf schlug. Als am 5. April 1519 der Herzog in Genf seinen Einzug hielt, um das Bündniß zwischen dieser Stadt u. Freiburg zu lösen, entfloh B., wurde aber in Montheron gefangen u. dem Herzog ausgeliefert u. mußte auf seine Priorei verzichten. Nach fast zwei Jahren freigelassen lebte er an verschiedenen Orten, bis er 1522, die damaligen Zeitumstände benutzend, sich wieder in den Besitz seiner Abtei setzte. Um sich darin zu erhalten, unterwarf er sich dem Herzog, aber dadurch verdarb er es mit den Genfern. Als er sich 1530 den Genfern wieder nähern wollte, ließ ihn der Herzog am 26. Mai aufheben u. nach dem Schlosse Chillon in harten Gewahrsam bringen. Erst Ende März 1536 wurde er bei der Einnahme des Schlosses durch die Genfer befreit u. erhielt, da inzwischen sein Kloster säcularisirt worden war, eine Pension von dem Genfer Rath. Er verheirathete sich nun u. lebte fortan in Ehezwisten u. Geldverlegenheiten, bis er 1570 starb. Er war Dichter, setzte auch Amé Porrals Chroniques de Genève fort (herausgeg. Genf 1826) u. schrieb Advis et devis à l'état ecclésiastique et à ses mutations, zum Theil herausgeg. Genf 1856, u. v. a. Er ist das Sujet eines Gedichtes von Byron (The prisoner of Chillon).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.