- Rosenkranz [1]
Rosenkranz (Rosarium), 1) in der Katholischen Kirche die Andachtsübung, wobei eine bestimmte Anzahl von Vaterunsern u. Englischen Grüssen (Ave Maria) nach, an einem Faden gereihten Kügelchen abgebetet wird. Der Ursprung dieser Gebetsweise mag aus dem Orient stammen, wo Einsiedler u. Mönche sich sehr früh kleiner Steinchen u. dgl. bedienten, wornach sie ihre Gebete, welche meist in einer mehrmaligen Wiederholung der Psalmen bestanden, zu zählen pflegten. Statt der Psalmen kam später die Gewohnheit auf eine Anzahl von Vaterunsern u. Ave zu beten. Die Rosenkranzandacht in der jetzigen Form rührt vom St. Dominicus her, welcher zur Zeit des Auftretens der Albigenser im südlichen Frankreich das Volk eine bestimmte Zahl von Englischen Grüßen mit eingeschalteten Betrachtungen aus dem Leben Jesu u. der Sta. Maria beten lehrte. Man unterscheidet einen großen u. einen kleinen R. Der große R. (Marienpsalter), enthält 150 Ave Maria nach der Zahl der Psalmen, so zwar, daß nach jedem zehnten ein Vaterunser eingeschaltet wird. Bei jedem Ave wird mit kurzen Worten an ein Ereigniß aus dem Leben Jesu od. der Maria erinnert. Diese Ereignisse heißen Geheimnisse, u. je nachdem sie ich auf die freudigen od. ernsten Thatsachen aus dem Leben Jesu od. auf dessen Verherrlichung nach seiner Auferstehung beziehen, heißt der R. der freudenreiche, der schmerzhafte od. der glorreiche. Die Abschnitte od. Dekaden nennt man Gesetze. Der kleine R. unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, daß er nur fünf Dekaden hat; er ist jedoch der gewöhnliche. Im Laufe der Zeit hat sich der R. sehr verbreitet, bes. da die Päpste mit dieser Andacht viele Ablässe verbanden, u. es haben sich sogar Rosenkranzbrüderschaften (s.u. Brüderschaften.) b) gebildet, wie der lebendige R., dessen Mitglieder in Partien von 15 Personen getheilt find u. täglich ein Gesetz vom R. beten. Über das Rosenkranzfest s. Marienfeste. Auch die Muhammedaner haben einen R. (Tesbih). 2) Die an einen Faden gereihten Kügelchen von Glas, Lava, Stein, Beeren od. wohlriechenden Stoffen, an denen der R. gebetet wird. 3) (Herald.), s. Paternosterschnüre. 4) Rhachitischer R., zwei Reihen knotiger Erhabenheiten an den Gelenken, zwischen Brustbein u. Rippenknorpeln durch Rhachitis.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.