- Sennerei
Sennerei, Anstalt in der Schweiz u. anderen Gebirgsgegenden, in welcher eine größere Anzahl zusammengehörender Kühe unter Einem Hirten zu Sommersanfang auf die Alp geschickt werden, dort bleiben, so lange es Futter gibt, u. zu Käse- u. Milchbereitung genutzt werden. Ein Sennbauer (Küher) treibt sein Vieh, wenn es die Witterung erlaubt, auf die eigenen od. gemietheten (kuhgerechtete) Alpen u. legt auf jeder Abtheilung eine eigene Sennhütte (eine von Steinen u. Moos errichtete Hütte, deren Hauptraum ein Kuhstall u. ein Zimmer für die Herdfeuerung ist) an, deren mehre ein Senndörschen bilden. Die Miethe ist verschieden u. beträgt, wenn sie recht gut ist, etwa 3 Louisd'or für jede Kuh. Er ist entweder selbst Hirt (Senn), od. hält sich seine Hirten, welche die Aufsicht über das Vieh führen u. Käse machen. Die Gehülfen od. Meisterknechte (Zusenn) stehen ihm bei; der Bursche, welcher vorzüglich das Vieh hüten muß, heißt Hand-(Küh-)bub. Neben der Sennhütte steht der Käsgaden (Kässpeicher), in welchem der Käse bereitet wird. Die Milch eines Tages gibt einen Käslaib. Auf der Alp bereitet man nur fetten Käse, der magere, in dem Thal gewonnene dient zur gewöhnlichen Nahrung der Hirten. Auf der Alp leben diese fast nur von dem, aus der Molke gewonnenen Zieger. Beim Zug des Viehes auf die Alpen (Anfalpfahrt) um Johannis hat jede Heerde ihr Geläut, die stattlichsten Kühe erhalten die ungeheuern, oft über 1 Fuß im Durchmesser haltenden Schellen od. Trichlen, die andern kleinere; voraus geht ein Handbub od. Zusenn, ihm folgt die Heerde, zum Schluß der Senn mit dem Saumpferde, welches die Milchgeräthschaften etc. trägt. An diesem Tage der Auffahrt bes. ertönt der Kuhreigen, welchen jeder Alpendistrict in eigenthümlicher Weise besitzt. In ähnlicher Ordnung geht Mitte September die Ab- od. Thalfahrt vor sich. Da, wo mehre Landleute gemeinschaftlich auf einer Alpe ihr Vieh von einem gemeinschaftlichen Senn weiden lassen, werden die Kühe unter Aufsicht gemolken u. darnach der Ertrag berechnet u. vertheilt. Dieser Ertrag wird dem Ertrage, welchen die Stallfütterung gewährt, kaum gleich, nie darüber gerechnet. Gewöhnlich bringen die Kühe 4 Monate auf der Alp, 8 im Thal zu. Eine Zahl (20–50) zusammengehörige Kühe unter einem gemeinschaftlichen Hirten heißt eine Sente.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.