- Thor [1]
Thor (nord. Myth.), Sohn Odins u. der Frigga od. Fiörgyn (Erde), Gott des Donners, nächst Odin der mächtigste der Asen; in Upsala hatte er seine Stellung zwischen Odin u. Frikko; in Norwegen u. auf Island war er Landesgott. Th. besaß drei Kleinode: den von Brok verfertigten Hammer Miölnir, welcher nie das Ziel fehlte u. noch so weit geworfen, immer wieder zurückkehrte, u. womit Th. Asgard gegen die Riesen schützte; den Machtgürtel Megingjarder, durch welchen seine Kraft um das Doppelte verstärkt wurde; u. die Eisenhandschuhe, mit denen er den Hammer faßte. Er wohnte in Trudheim, od. der Wolkenluft, doch hatte er auch einen Wohnsitz in Asgard, u. zwar an dessen Grenze, Namens Thrudwangr, sein Palast hieß Bilskirner, welcher aus 540 Stockwerken od. Sälen bestand; von da fuhr er auf einem Wagen, welchen zwei Böcke, Tangniostr u. Tangrisner, zogen (daher Aukathor od. Ökathor, d.i. fahrender Th., genannt). Diese Böcke konnten geschlachtet u. gegessen werden, nur Fell u. Knochen mußten bleiben; durch das Schwingen des Hammers stellte sie Th. dann wieder her. Wenn er über das Himmelsgewölbe fuhr, hörte man das Rollen der Räder (Donner) auf der Erde; auch sprühten Funken unter den Rädern hervor (Blitz). Besondere Thaten u. Abenteuer Th-s s.u. Thrymir, Thialfi, Rauska, Utgardstoki, Hrungnir, Geirrandr, Hymir. Th. hatte zwei Gemahlinnen: die goldhaarige Sif, welche ihm Uller zubrachte u. Modi u. Thrudr gebar; u. die Jotenjungfrau Jarnsaxa, welche ihm seinen Lieblingssohn Magni gebar. Bei den Sachsen wurde erals Thunar (hochdeutsch Donar) verehrt; nach ihm ist der Thorstag (Donnerstag) genannt. Vgl. Uhland, Der Mythus vom Th., Stuttg. 1836.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.