- Wiedergeburt
Wiedergeburt (Regeneratio), 1) so v.w. Palingenesie; 2) die Veränderung, welche im geistigen u. sittlichen Leben des zu Christo bekehrten Christen vorgeht. In der heiligen Schrift ist die Rede von einer neuen Creatur, welche der Christ durch die Gemeinschaft mit Christo werden soll (2. Cor. 5,17), von einer Erneuerung des Sinnes (Rom. 12,2), von dem Anziehen des neuen Menschen (Ephes. 4, 23 u. 24), von dem Wiedergeborenwerden (in der Unterredung Christi mit Nikodemus Joh. 3,3 ff.). Jedoch gehen die verschiedenen bildlichen Ausdrücke, welche in dieser Beziehung in der heiligen Schrift vorkommen, nicht immer auf die sittliche Umwandlung des Menschen, sondern sie werden zuweilen auch gebraucht, um die Annahme des Christenthums mit den damit verbundenen Wirkungen auf das innere Leben des Menschen zu bezeichnen. In den Symbolischen Büchern der protestantischen Kirche wird die Lehre von der W., welche in der Dogmatik zu der Heilsordnung (Ordo sive Oeconomia salutis) gehört, nicht in einem besonderen Artikel behandelt, sondern sie wird in verschiedenen Artikeln, namentlich bei der Erbsünde, bei der Buße, bei dem freien Willen etc. erwähnt. Am Ausführlichsten spricht darüber die Concordienformel. Nach dem symbolischen Lehrbegriff werden folgende Stücke dazu gerechnet: die Berufung (Vocatio), die Erleuchtung (Illuminatio), die eigentliche Buße od. Bekehrung (Conversio), die Heiligung (Sanctificatio). die Befestigung (Conservatio, s.d. a.). Die Lehre von der W. stützt sich auf die Lehren von der Erbsünde u. Versöhnung (s. b.), zugleich führte sie zu der Frage, ob die W. durch die. Kraft des Menschen allein bewirkt werden könne, od. ob der Mensch dazu eines außerordentlichen Beistandes durch Gott bedürfe (s.u. Synergistische Streitigkeiten). Die Anstalten, welche Gott getroffen hat, um die W. zu bewirken, sind nach den Symbolischen Büchern das Wort Gottes, die Sacramente u. die Kirche, welche Gnadenmittel genannt werden (s.u. Gnade).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.