Bürstenbinder

Bürstenbinder

Bürstenbinder, an einigen Orten Deutschlands zünftig, an andern Orten unzünftig in Fabriken, fertigen Bürsten, Borstwische u. geringe Pinsel (die feineren Sorten fertigt der Pinselmacher, s.d.). Sie hatten schon 1400 in Nürnberg eine Innung. Um eine Bürste zu verfertigen, spaltet der B., im Fall er die Hölzer selbst macht, das Holz (Bürstenholz), welches Rothbuchen-, Birnbaum-, Ahorn- od. Pflaumenbaumholz ist, mit dem Spaltmesser, einem starken Messer, fast wie ein Hackmesser, doch vorn spitzig; behaut u. beschneidet es auf einer niedrigen Bank (Hänselbank), auf der eine scharfe Klinge senkrecht befestigt ist od. mit einem Schneidemesser zu der Form, die es bekommen soll, u. bohrt nun in dem Bohrstock, einem Gestell, in welchem das Bürstenholz befestigt wird, mittelst des Löffelbohrers, auf der linken Seite so viel Löcher ein, als Borstenbündel eingesetzt werden sollen. Bei schlechten Bürsten bohrt er die Löcher nicht ganz durch u. picht die Borsten (Rauhborsten, Rauhhaare) ein (eingesetzte, Rauharbeit); bei besseren bohrt er sie ganz durch u. setzt sie ein. Die Borsten werden vorher sortirt u. aus gezupft, d.h. die gleich langen aus dem Borstenbündel herausgezogen; er kämmt (rauhet) sie auf dem Kamm, einem Werkzeug, das aus einem Brete, auf welchem eine Reihe eiserner Zinken befestigt sind, besteht, durch, um sie von Wollhar etc. zu reinigen, u. mischt sie auf dem Tisch unter einander, bindet dann die Borsten von einerlei Länge zusammen, taucht sie bei gewöhnlichen Bürsten in einen Kessel mit Pech u. setzt sie so ein. Bessere Sorten werden mit Bindfaden od. Draht, vorzüglich weichen, zähen Messingdraht, an die Bürste befestigt (eingezogene Arbeit) u. oft noch mit Leder, dünnen Bretchen etc. belegt (bekleidet). Die langen Borsten werden hierauf nach einem Maße mittelst des Haumessers, eines breiten Messers, auf einer Bleiplatte (Haublock) behackt (abgekürzt), damit sie gleiche Länge bekommen. Bei der Herstellung von Bürstenwaare hat die neuere Zeit auch fördernde Arbeitsweisen unter Zuhülfenahme von Maschinen eingeführt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Bürstenbinder — (in der Wendung saufen wie ein Bürstenbinder ) Sm std. phras. (16. Jh.) Stammwort. Das schwache Verb bürsten bedeutet fnhd. auch trinken wohl zu verstehen als (die Kehle) ausbürsten, auswaschen . Danach schon im 16. Jh. bürstenbinder für jemanden …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Bürstenbinder — Bürstenbinder, 1) Elisabeth, unter dem Namen E. Werner bekannte und beliebte Romanschriftstellerin, geb. 25. Nov. 1838 in Berlin als die Tochter eines Kaufmanns, lebt in Meran. Ihre meist in der »Gartenlaube« veröffentlichten Romane (gesammelt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bürstenbinder — Bürstenbinder, Elisabeth, Romanschriftstellerin, geb. 25. Nov. 1838 zu Berlin, lebt in Meran; schrieb unter dem Pseudonym E. Werner (meist für die »Gartenlaube«): »Ein Held der Feder«, »Gesprengte Fesseln«, »Vineta«, »Gebannt und Erlöst« etc …   Kleines Konversations-Lexikon

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