- Semĕle
Semĕle, 1) Tochter des Kadmos u. der Harmonia, Geliebte des Zeus. Here, eifersüchtig auf ihre Nebenbuhlerin, kam in der Gestalt von deren Amme, Beroë, zu ihr, suchte in ihr Zweifel gegen die Göttlichkeit ihres Geliebten zu erregen u. forderte sie auf ihn zu bitten, daß er in dem ganzen Glanze seiner Göttlichkeit bei ihxerscheine. Als S. den Zeus darum gebeten hatte, rieth ihr dieser zwar von dieser Bitte abzustehen, weil sie mit menschlichen Augen nicht ertragen könne, was sie wünsche, aber sie bestand auf ihrer Bitte, u. als der Gott in der Gestalt des Donnerers erschien, sank sie vor der göttlichen Majestät nieder u. ihr Körper wurde ein Raub der Blitzesflammen. Zeus rettete wenigstens das Kind, welches S. von ihm unter ihrem Herzen trug, verschloß es in seine eigene Hüfte u. gebar nach drei Monaten den Dionysos (Bacchus), durch welchen sie später als Thyonein den Olymp versetzt u. von den Thebanern verehrt wurde. Nach Anderen wurde sie mit ihrem Kinde von ihrem Vater auf ein Schiff geworfen u. den Wellen Preis gegeben. Das Schiff landete an Lakonika; die Anwohner fanden sie schon gestorben u. begruben sie, das Kind aber zogen sie auf. 2) (Satyrus [Hipparchia] Semele), Tagfalter, hat gezähnte, graulich glänzende, schwarzbraune Flügel mit gelben, wie eine Binde an einander liegenden Flecken, in welchen auf den Vorderflügeln zwei, auf den Hinterflügeln ein Auge sich befindet. Die Unterseite der Vorderflügel gelblich, die der Hinterflügel nebelgrau u. weiß marmorirt. Mitte Juli an steinigen Orten u. blumenlosen Gefilden. Die Raupe gehört zu den Zweispitzraupen (s.u. Raupen B) i), ist gelblichweiß mit blaßbraunen Längsstreifen; im Mai u. Juni auf Lolium temulentum.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.