Corsini [1]

Corsini [1]

Corsini. I. Alte u. reiche Patricierfamilie in Toscana, stammt der Sage nach von den Grafen von Gangalandi, aber historisch beglaubigt kommt sie erst in der Mitte des 13. Jahrh. als Popolanfamilie vor, die von Roggibonzi im Elsathal (Mons imperialis) stammt; seit dem 14. Jahrh. erscheinen die C. mit wichtigen diplomatischen Aufträgen im Auslande betraut u. in den obersten weltlichen u. geistlichen Ämtern in Florenz, wo Tommaso 1348, mit seinem Bruder Pietro, Bischof von Florenz, bes. zur Gründung der Hochschule zu Florenz wesentlich beitrug u. sein Sohn Filippo d'Amerigo 1420 der erste Erzbischof wurde; unter der Herrschaft der Mediceer vermehrten sie ihren Reichthum durch Länderbesitz (Casigliano, Sisismano u. Civitella) u. erwarben den Titel als Marchesen; 1730 bestieg Lorenzo aus dem Hause C. als Clemens XII. (s.d.) den Päpstlichen Stuhl u. baute mit seinem Neffen Neri, Cardinal u. einem der gewandtesten Diplomaten von Toscana, den Palast C. in Rom; der Palast C. in Florenz stammt aus dem 17. Jahrh. Die C. wurden von Lorenzo 1731 zu Fürsten des Heiligen Stuhls zu Sisismano u. Herzögen von Casigliano, 1732 auch zu spanischen Granden erster Klasse erhoben. Sie haben in Toscana u. dem Kirchenstaat viel Besitzungen, Villen etc. Einzelne berühmte C. sind: 1) Andrea, geb. 1302, wurde Bischof zu Fiesole u. st. 1373; er wurde 1629 canonisirt. 2) Don Tommaso, geb. 5. Nov. 1767 zu Rom, war während der Napoleonischen Herrschaft von 1809–14 Mitglied des römischen Senats, in welchem Amte er auch von Pius VII. bestätigt wurde, doch legte er bald darauf diese Würde nieder; 1847 ernannte ihn Pius IX. zum Senator u. nach der Flucht des Papstes 1848 war er Mitglied der Provisorischen Regierung; 1851 wurde er von der Apostolischen Kammer zum Mitglied der Finanzconsulta gewählt, u. st. 6. Jan. 1856 in Rom. Er war vermählt erst mit Antonie von Waldstetten u. dann mit Natalie von Akazatow. Ihm folgte: 3) Fürst Andrea, ältester Sohn des Vor., geb. 16. Juli 1804, war 1849–56 toscanischer Minister der Auswärtigen Angelegenheiten u. ist jetzt Oberkammerherr des Großherzogs von Toscana; vermählt mit Louise, geborene Scotto (geb. 1808); er hat keine Kinder. 4) Don Neri, Marchese von Lajatico, Bruder des Vor., geb. 13. Aug. 1805, war Gouverneur von Livorno u. gab 1847 dem Großherzog von Toscana den Rath, dem Lande freiwillig eine Verfassung zu geben; als sich der Großherzog in Folge der Ereignisse dazu verstand, wurde Don Neri im Frühjahr 1848 als Kriegsminister ins Cabinet berufen, gab aber im Laufe des Jahres seine Demission u. zog sich als Generalmajor ins Privatleben zurück; er lebt meist in Piemont, ist vermählt mit Eleonore, geborene Marquise Rinuccini (geb. 1813), u. hat mehrere Söhne, deren ältester, Tommaso Herzog von Casigliano, 1835 geboren ist. L. Passerini, Genealogia e storia della famiglia Corsini, Flor. 1858. II. Dichter u. Gelehrte: 5) Bartolommeo, als Dichter bekannt, st. 1675 zu Barberino; er übersetzte den Anakreon metrisch ins Italienische, herausgeg. Par. 1672, Vened. 1736, u. schr.: Il torracchione desolato (heroisch-komisches Gedicht), in der Sammlung von Prault, Lond. 1768. 4) Odoardo (Eduardo), geb. 1702 zu Fanano im Modenesischen,[468] studirte bei den Piaristen daselbst, wurde 1723 Lehrer der Philosophie in Florenz, 1735 der Logik in Pisa, 1746 der Metaphysik u. Moral u. 1754 der alten Literatur; er lebte dann 6 Jahre in Rom als Superior der Piaristen, kehrte hierauf in sein Amt nach Pisa zurück u. st. hier 27. Novbr. 1765. Außer als Mathematiker u. Philosoph hat er sich bes. als Alterthumsforscher bekannt gemacht; er schr.: Institutiones philosophicae, metaphysicae et mathematicae, Flor. 1731, 6 Bde., Berl. 1741, Ven. 1763; Elementi di mathematica, Flor. 1733, Ven. 1738 u. 1765; Fasti attici, Flor. 1744–56, 4 Bde., Fol.; Dissertationes agonisticae (über die griechischen Nationalspiele), ebd. 1747, Lpz. 1752; Notae Graecorum (eine griechische Paläographie), Flor. 1749, 2 Bde., Fol.; Inscriptiones atticae, Flor. 1752; Series praefectorum urbis (Romae), bis 600 n. Chr., Pisa 1763, u. v. a. über armenische u. parthische Münzen etc.; auch übersetzte er Plutarchs Schrift de placitis phi losophorum, Flor. 1750; von seiner Geschichte der Universität zu Pisa stehen Fragmente in Fabroni's Geschichte dieser Universität.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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