- Baillou [1]
Baillou (spr. Ballju), ein ursprünglich aus Flandern stammendes u. nach dem Flecken Baillon genanntes Geschlecht, welches sich nachmals nach Frankreich wendete, wo es schon im 13. Jahrh. vorkommt u. noch in den Grafen von B. blüht; ein Glied des Geschlechtes siedelte im 17. Jahrh. nach Italien über u. aus diesem Zweig stammen die jetzigen Freiherren von B. in Toscana u. Österreich: 1) Jean, Chevalier de B., geb. 1684 in Parma, diente unter den Herzögen Francesco u. Antonio Farnese als Generalcommissär der Artillerie, Generalingenieur u. Generaloberintendant aller Herzoglichen Gebäude, Gärten, Fabriken u. Bergwerke von Parma u. Piacenza; nach dem Tode des Herzogs Ant. Farnese trat er in die Dienste des Großherzogs von Toscana u. wurde Generaldirector der Mediceischen Galerien in Florenz, sowie Generalinspector aller Festungen, Gärten u. Bergwerke; 1748 folgte er einem Rufe nach Wien, wo Kaiser Franz I. seine Mineralien- u. Conchyliensammlung kaufte, welche die Grundlage zu dem K. K. Mineralien- u. Naturaliencabinet in Wien wurde u. wobei B. als erster Director angestellt u. diese Würde als erblich seiner Familie bestimmt wurde; er st. 1758. Von seinen zwei Söhnen stiftete 2) Joseph die Florentinische Linie u. wurde 1766 in den Freiherrenstand erhoben; der jüngere, 3) Joh. Ludwig Balthasar, geb. 1731 in Parma, stiftete die Österreichische Linie, erbte die Würde als Director der K. K. Hofcabinete, wurde 1766 ebenfalls in den Reichsfreiherrenstand erhoben u. st. 1802; 4) Joseph Johann, Sohn des Vor., geb. 1775 in Wien, verzichtete auf die Directorstelle am Hofnaturaliencabinet u. st. 1842. Chef der Österreichischen Linie ist gegenwärtig: 5) Freiherr Joseph, Sohn des Vor., geb. 1806, k. k. Rittmeister in der Armee.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.