Italien [1]

Italien [1]

Italien. I. (Weltage). I. ist die mittlere der südeuropäischen Halbinseln, zerfällt der horizontalen Gliederung nach in zwei verschiedene Theile das continentale I., nördlich u. nordöstlich von Apennin bis in die Gegend von Ancona, u. das peninsulare, u. erstreckt sich vom Continente abgewendet in südöstlicher Richtung. Die schmalste längste u. einförmigste der südeuropäischen Halbinseln, ist sie beinahe überall gleich breit, nur im Süden sich in zwei kleinere Halbinseln, Calabrien im Westen, Apulien im Osten, theilend. Die Küsten sind eingeschnitten u. enthalten seichte Busen u. Buchten. Die Ostküste niedrig od. klippig, einförmig, ohne Buchten, mit nur wenigen Häfen; die Westküste reichlicher gegliedert, am Lande der schlechten Luft niedrig südlich von Reggio steil, in beiden Theilen ohne Hafen zwischen beiden u. am Ligurischen Meere steil u. mit guten Häfen. Ausgezeichnet ist I. durch die Bedeutung seiner Inseln, 1110 QM. Während sie auch der Ostküste, bis auf die Teremiten, gänzlich fehlen liegen auf der Westseite drei große Inseln mit mehren kleinen Gruppen; sie bereichern namentlich die Südspitze durch die unmittelbare Nähe von Sicilien. Die verticale Gliederung ist nach der beiden Theilen sehr verschieden. Das continental I. ist vorherrschend Tiefland, das peninsulare I. dagegen fast ganz mit Gebirgen erfüllt. Die Insel sind alle gebirgig, namentlich Corsica u. Sardinien; Malta ein bloßer Kreidefelsen mit dünne Erddecke, dürr, bäum- u. wasserlos: Sicilien, ganz von italienischer Natur, mit Süditalien u. den L paren der Mittelpunkt der vulkanischen Thätigkeit der Culturebene von Catania im Osten. Die Flußbildung ist im continentalen I. sehr günstig. Ein schiffbarer Hauptstrom (Po) durchzieh die ganze Ebene vom Meere bis in den fernste Gebirgshintergrund u. öffnet sie dem Verkehr. Die steil aus dem Gebirge stürzenden Nebenfluß bilden zum Theil schöne Seen u. sind wasserreich u. schiffbar. Eine Menge Kanäle durchzieh das Land, theils zur Schifffahrt, theils zur Bewässerung. Im peninsularen I. sind die Flüsse unbedeutender, nur wenig schiffbar, die auf der Ostsee des Apennin kurz u. steil in Querthälern abfallen auf der Westseite länger, tief eingeschnittener, langsamerer Lauf, zuweilen in Längenthälern, daher die Westseite wasserreicher, fruchtbarer, nicht seit aber an den Mündungen sumpfig. Auf den Insel fehlen größere Flüsse gänzlich. Die Pflanze weit ist im Ganzen mit der der übrigen Land am Mittelmeere übereinstimmend: der immergrün Gürtel (bis 1200 Fuß Höhe) ohne Wiesengrün mit Wein, europäischem u. tropischem Getreide sowie Südfrüchten; weiter aufwärts der Kastanie u. Eichengürtel (bis 3000 Fuß), hier die Pflanz des nördlichen Europa's, sowie Wein u. Korn; Buchengürtel (bis 6000 Fuß) mit Tanne, Kies Getreide, Wiesengrün; der Gebirgsgürtel endlich hier nur Gebirgskräuter u. Viehzucht. Auch Thierwelt ist mit den südeuropäischen gleichzeichnet sich nur durch Taranteln u. Scorpion aus; größere wildlebende Thiere sind selten. Die Bevölkerung ist sehr einheitlich u. besteht allein aus Italienern (s. unten III.).

[101] Das continentale I. enthält die einzige Gegend, die bei einer bedeutenderen Ausdehnung denselben Charakter des Bodens u. des Klimas hat; es ist vorzugsweise eben u. durchaus wegsam. Durch die Alpen ist es von den übrigen Ländern getrennt; nur nach Osten ist es dem Meere offen, daher seine Richtung nach Osten auf das Ostbecken des Mittelmeeres; daher der Einfluß der gegenüberliegenden slawischen Küste, der nur wegen der geringen Culturstufe dieser Länder nicht größer war. Doch schützen es die Alpen nicht genug, sie fallen steil nach I., allmälig nach Norden u. Westen ab; dazu theilen sich alle Wege über die Alpen auf der italienischen Seite noch in eine Menge Nebenstraßen, so daß man leicht in I. eindringen kann. Dadurch bekommt das continentale I. den Charakter der Vermittelung; Natur, Klima u. Cultur sind fast ganz transalpinisch; im Alterthume wurde es nicht zu I. gerechnet. Die engste Verbindung besteht mit Deutschland, indem die Westalpen eine nur wenig entwickelte Thalbildung mit kurzen, steilen Querthälern besitzen, während in den Mittel- u. Ostalpen höchst ausgebildete Thalsysteme mit verhältnißmäßig sehr bequemen Pässen bestehen. Daher die germanischen Reiche in der Lombardei u. die innige Verbindung Norditaliens mit Deutschland; daher bis in die neueste Zeit der überwiegende Einfluß Österreichs, welcher in dem größten Theile wirkliche Herrschaft war, aber durch die Ereignisse 1859 an Frankreich übergegangen zu sein scheint. Das peninsulare I. dagegen besteht mehr aus einer Reihe kleiner, eigenthümlich abgeschlossener Gebiete, gelagert auf die beiden Seiten des Apennin, durch dessen eigenthümlichen Bau die Westseite überwiegt, während die östlichen Landschaften fast ohne alle Bedeutung sind, wodurch das peninsulare I. seine Richtung auf das westliche Becken des Mittelmeeres erhält. Doch fehlt eine vereinigende Naturmitte; Wege sind fast gar nicht vorhanden, die besten sind die Längencommunicationen zu beiden Seiten des Apennin, der über ihn führenden Straßen sind nur wenige; die Flüsse sind ohne Wichtigkeit, Kanäle aber fast unmöglich. Diese Zerstückelung u. dieser Mangel an Straßen hemmt den Verkehr u. den Wohlstand, hindert die Bildung eines größeren Staates, vor allem aber die Einheit I-s. Das continentale I. kann sich einigen, wie auch hier die Einheitsbestrebungen am größten sind; im peninsularen I. scheint eine Einheit kaum möglich. Die Herrschaft Roms war keine organische, sondern eine mechanisch erzwungene, welche die individuelle Selbständigkeit der einzelnen Landschaften, die sittliche Grundlage der Völker vernichtete u. so zu Grunde gehen mußte. Ein Staatenbund dürfte die höchste Organisation sein, welche I. bei einem gesunden politischen Leben erlangen könnte; der Schwerpunkt wird immer mehr die Mitte verlassen u. in die Po-Ebene rücken, welche vermöge ihrer ebenen Beschaffenheit u. der Natur ihrer durch germanische Einwanderung entstandenen viel regsameren u. thätigeren Völker schon jetzt den größten Einfluß hat.

Die Weltstellung J-s beruht auf seiner Richtung nach Süden, vermöge deren es mit Sicilien das Mittelmeer in zwei beinahe gleiche Hälften theilt. Dadurch wurde I. der Mittelpunkt alles Verkehrs auf diesem Meere, u. so lange dies der alleinige Sitz der Gesittung war, der Mittelpunkt aller Cultur, die es von Griechenland übernahm u. aus dem östlichen in das westliche Becken des Mittelmeeres trug. Hierdurch erlangte I. unter Rom die Weltherrschaft. Das Fortschreiten der Cultur zu den Germanen machte diese zu den bewegenden Völkern in der Geschichte u. knüpfte J-s Schicksal u. Geschichte eng an Deutschland. Allein die Abhängigkeit der Germanen von I. hinsichtlich der Kirche u. das Fortdauern des Mittelmeeres als Sitz des Welthandels ließ I. noch immer eine mächtige Stellung u. vermittelnde Bedeutung. Als aber mit Beginn der neueren Zeit die Germanen sich von der Römischen Kirche lossagten u. die oceanischen Entdeckungen die oceanischen Staaten zu den Mittelpunkten des Welthandels machten, verlor das Mittelmeer auch diese Bedeutung u. I. seine vermittelnde Stellung; letzteres aber sank dadurch von der höchsten Stufe der Cultur herab u. wurde immer mehr das Ziel fremder Eroberer, der Zankapfel der Nachbarn, das Erbtheil jüngerer Linien. In der neuesten Zeit sucht sich jedoch der Welthandel von Neuem am Mittelmeere zu concentriren u. einen Ausgang über die Landenge von Suez zu gewinnen, wodurch eine neue Blüthe für I. in Aussicht steht. Aber I. ist blos eine mediterrane Halbinsel, ohne eine oceanische Seite; es dringt jedoch von allen südlichen Halbinseln am weitesten in den Continent, u. zwar in dessen Mitte, ein u. ist dadurch, sowie durch seine sonstige geographische Lage, zur Vermittelung zwischen Mitteleuropa u. zwischen Nordafrika u. Vorderasien bestimmt. Dazu aber bedarf I. eines oceanischen Hinterlandes; gegen Frankreich, welches jetzt von Neuem Einfluß in I. gewonnen hat, ist es mehr abgeschlossen; die Naturverhältnisse weisen I. auf Deutschland. Zwar fehlt eine natürliche Verbindung zwischen beiden Ländern; aber die Thalbildung gestattet die Anlegung von Eisenbahnen, welche Venetien u. die Lombardei mit Illyrien u. Tyrol verbinden. I. wird zwar so stets von Deutschland abhängig bleiben u. nur eine untergeordnete Stelle in der Geschichte spielen; allein eine Verbindung J-s mit Deutschland, die eine nationale Selbständigkeit keineswegs ausschließt, ist das einzige Mittel zu einer neuen Erhebung u. Verjüngung.

Die einzelnen Naturgrenzen haben scharf ausgeprägte Charaktere. Im continentalen I. ist das untere Pothal, die Lombardei, der Mittelpunkt, reich bevölkert, mit trefflichem Ackerbau, mit starkem Gewerbfleiß, blühendem Handel, u. hat neben der städtischen Bevölkerung auch eine nicht unbedeutende ländliche. Hierher gehören zum größten Theile Parma u. Modena. Das obere Pothal, Piemont, fruchtbar, ein auf Ackerbau basirter Staat, nach allen Seiten von Gebirgen umschlossen, Grenzfeste gegen Frankreich, dem es sich durch Savoyen nähert, welches jenseit der Alpen gelegen, eine französische Landschaft mit französischer Bevölkerung ist. Durch seine natürliche Lage unterstützt, kann Sardinien allein am leichtesten eine selbständige Politik einschlagen. Die Mündungen des Po, die Lagunen u. Inseln Venedigs, der slawischen Küste gegenüber, daher zum Theil slawisirt; ohne festen Grund, dem Meere abgewonnen, ganz von Weltverhältnissen abhängig; daher hier die eigenthümliche aristokratische Staatsentwickelung, die Herrschaft des Verstandes, der Berechnung u. Consequenz, Vermittlerin des Verkehrs zwischen den [102] Westen u. Oriente, mußte Venedig verfallen, als der Weltverkehr sich vom Mittelmeere entfernte, u. untergehen, als es seinen Blick vom Welthandel ab auf den Erwerb eines Gebietes auf dem festen Lande richtete. Bedroht durch die Anschwemmungen des Po, überflügelt von dem jungen Triest, kann es auch bei der neuesten Richtung des Handels seine frühere Handelsmacht nicht wieder erlangen, doch ist ihm stets ein Platz im orientalischen Handel gesichert. Daran schließt sich die ehemalige Mark von Verona u. Friaul, der Natur u. Geschichte nach das Übergangsland nach Deutschland, u. die Landschaft südlich vom Po u. östlich vom Reno, zwischen Apennin u. Adriatischem Meere bis in die Gegend von Ancona hin, der Übergang zum peninsularen I., daher mit geringeren germanischen Elementen, als die Lombardei, aber nach Osten gerichtet. Im peninsularen I. ist der ligurische Küstenstrich (Genua) von Piemont schroff abgeschlossen, auch mit Frankreich nur lose verknüpft, ohne Ackerbau, ganz aufs Meer gewiesen u. zwar auf das Westbecken des Mittelmeeres, wo es daher seine Erwerbungen machte, ohne aber seinen Blick über dasselbe hinaus erweitern zu können; daher sein Verfall. Die Seenatur entwickelte eine rohe Kraft, die nicht durch Geist geregelt u. beherrscht, zu Zeiten in häufige Parteistreitigkeiten ausartete u. fremde Gewalthaber herbeizog. Genua entbehrte stets alle höheren Interessen der Kunst u. der Wissenschaft, ist aber wichtig als Stapelplatz des piemontesischen Hinterlandes. Toscana, ganz von Gebirgen umschlossen u. selbst durchaus ungebirgig, aus kleinen Plateaus bestehend, zwar Ackerbau treibend aber ohne Genüge, daher auch auf den Handel gewiesen; dies Verhältniß erzeugte neben der Stetigkeit eine gewisse Rührigkeit, einen ernsten Charakter u. eine höhere Geistesrichtung, als in Genua. Den Mittelpunkt bildet das entwickelte Arnothal; in diesem Florenz, wichtig u. daher die Hauptstadt durch seine Lage an der Straße von Deutschland nach Rom. Rom u. die römische Landschaft mit dem größten Flußthale des peninsularen J-s, daher hier eine mechanische Staatsbildung, wenn auch nicht begünstigt, doch allein auf der Halbinsel möglich. Rom, gelegen in der Mitte der Halbinsel, an der Tiber, in der Nähe des Meeres, an der Grenze der verschiedensten Völkerschaften, eroberte die Herrschaft über I.; gegenüber den Küsten der italienischen Inseln, Nordafrikas u. Südwesteuropas, breitete es seine Herrschaft auch über die Länder des westlichen, später auch des östlichen Mittelmeeres aus. Das römische Reich hatte den Beruf, alle antiken Culturelemente zu zersetzen u. durch die Vernichtung alles Individuellen, Festen u. Sicheren, sowie aller Sittlichkeit dem neuen Factor der Geschichte, dem Christenthum, in seiner Ausbreitung Bahn zu brechen. So wurde Rom auch der Mittelpunkt der christlichen Welt; seine Herrschaft über die Erde, als eine geistige, dauerte fort. Erst durch den Protestantismus ist Roms Macht gewichen. Roms Herrschaft erstreckt sich über alle katholischen Länder, die Bewohner des Kirchenstaates selbst kommen dabei wenig in Betracht. Die Abhängigkeit von den Weltverhältnissen schuf auch jetzt die consequente Politik, die mehr eine europäische, als eine italienische ist. Mit dem Erheben des Nordens nahm Roms Einfluß in I. ab, u. die nördlichen Landschaften des Kirchenstaates entwickelten sich ziemlich selbständig. Unteritalien (Neapel) endlich ist der zerrissenste u. zerklüftetste Theil der ganzen Halbinsel; einer natürlichen Entwickelung überlassen, muß es in eine Menge kleiner Landschaften zerfallen. Nur die Gewalt der Waffen kann ein einziges Reich bilden u. erhalten, ohne aber seine Theile wirklich verschmelzen zu können. Im Volke lebt das Gefühl der Isolirung in kleine Gemeinden; eine Identität der Interessen der Regierung u. des Volkes ist nicht vorhanden. Daher die Bereitschaft des Volkes, sich auswärtigen Einflüssen hinzugeben; daher die Erscheinung, daß in einem der unzugänglichsten u. am leichtesten zu vertheidigenden Länder so häufig Fremde geherrscht haben. Die Gabelung des Apennin verleiht Unteritalien drei Küsten: die südlichen u. östlichen sind die Brücke nach Griechenland, haben nur als erste Stätten der Cultur in I. für das Ganze Bedeutung gehabt; die natürliche Beschaffenheit der Westküste, sowie das Übergewicht Roms wies später auch Unteritalien nach Westen. Die Inseln bilden den Übergang von Europa nach Afrika; daher auf ihnen die Einwirkung von beiden Erdtheilen früher noch stärker von letzterem, so daß nur die Waffen den europäischen Einfluß sichern konnten. Sicilien, unmittelbar an I. gestellt, wiederholt die Dreitheilung der Küsten, deren Wichtigkeit in den verschiedenen Perioden nach der Macht der gegenüberliegenden Festlandsküsten verschieden ist. Es verbindet drei Erdtheile u. ist Afrika auf 17 Meilen genähert. Ohne an dasselbe gefesselt zu sein, konnte es auch ohne Rom eine selbständige Cultur entwickeln. Allein I. ist auf die fruchtbare Insel als seine Kornkammer gewiesen; es erwarb sich durch seine Weltstellung die in den Kampf zwischen Griechenland, Carthago u. I. geworfene Insel durch die Waffen, aber die sonst so fruchtbare Insel ist verödet, ihr politisches Lehen vernichtet; daher die Unzufriedenheit u. der nie ruhende Kampf um Selbständigkeit. Die Maltagruppe mit ungünstiger Natur, aber vortheilhafter Lage, inmitten einer der befahrensten Meeresstraßen, ebenso gut zu Afrika als zu Europa gehörig, allein mit den besten Häfen diesem zugekehrt; ihre Entfernung ließ sie einem fremden Volke zufallen. Sardinien. außerhalb der Verkehrslinie gelegen, daher von geringerer Wichtigkeit für I., dasselbe nie bestimmend, sondern stets von demselben mit fortgerissen; wegen dieser untergeordneten Stellung vernachlässigt, ist die fruchtbare Insel zurückgeblieben. Noch geringere Bedeutung hat Corsica, das vermöge seiner Lage an Frankreich fiel.

Die militärische Lage ergibt sich aus dem Obigen. Von Deutschland u. der Schweiz aus ist das Eindringen nicht schwer, so daß auf dieser Seite I. fast gar nicht geschützt ist, schwieriger ist es von Frankreich her. Letzteres hat nur nach Genua einen verhältnißmäßig leichten Zugang; die Abgeschlossenheit des Küstenstriches jedoch läßt von hier aus sehr schwer ein feindliches Heer in das Innere dringen. Viel leichter ist I. vom Meere her anzugreifen. Die Beschaffenheit des Landes läßt im peninsularen Theile eine leichte Vertheidigung vermittelst des Gebirgskrieges zu, wenn die Bevölkerung das Land vertheidigen will.

II. Alte Geographie. Der Name Italien, welcher von dem altoscischen Worte italus, Rinde abgeleitet wird u. also ein an Rinderheerden reiches [103] Land bedeutet, od. nach dem König Italus genannt wird (s. Italien [Gesch.] I.), wurde anfangs nur von der südlichsten Spitze der Halbinsel gebraucht. Andere Theile der Halbinsel waren in ältester Zeit: Önotria, Japygia, Opica, Ausonia, Umbria etc. Die in Unteritalien wohnenden Griechen nannten I. das Land von Tarent im Osten bis Pästum in Westen, u. nach der Eroberung Tarents (272 v. Chr.) dehnten die Römer den Namen I. auf das Land von der Sicilischen Meerenge bis zum Arnus u. Rubicon aus, u. erst seit Augustus umfaßte. I. die ganze Halbinsel, welche im Westen von dem Mare Tyrrhenum, im Süden von dem Mare Siculum, im Osten von dem Mare Adriaticum, im Norden durch die Alpen u. die Flüsse Varus (westlich) u. Arsia (östlich) begrenzt wurde. Andere Namen für I. in der ältesten Zeit waren: Hesperia, Saturnia, Aufonia, Opica, Tyrrhenia, Önotria, Camesene, Argessa. Über die Gestalt u. Größe J-s waren die Alten lange im Dunklen; Polybius glaubte, das Land habe die Gestalt eines Dreiecks, Andere die eines Vierecks, Plinius vergleicht es mit einem in die Länge gestreckten Eichenblatte. Nach der Angabe des Letzteren betrug die Länge von Praetoria Augusta bis Rhegium 1020 Millien (204 geographische Meilen), die größte Breite längs der Alpen vom Varus bis zur Arsia 470 Mill. Das Gebirg, welches sich durch I. hindurchzieht, sind die Apennini Montes (Apenninus), eine Abzweigung der Alpen, ein meist kahles Kalkgebirge mit vielen Schluchten u. Höhlen. Einzelne Berge in I. sind, der Argentarius, Ciminus, Soracte, Algidus, Albanus, Massicus, Fiscellus, Sarer, Garganus, Tifata, Taburnus, Vesuvius, Alburnus, Vultur. Vorgebirge: Promontorium Lunä, Circäum, Misenum, Minervä, Palinurum, Scylläum, Rhegium, Leucopetra, Herculis, Zephyrium, Cocintum, Lacinium, Crimisa, Japygium, Garganum, Cumerum u.a. Meerbusen: Mare Ligusticum, Sinus Amyclanus, Cajetanus, Puteolanus, Pästanns, Terinäus, Scylacius, Tarentinus, Urias, Tergestinus. Hauptflüsse: Athesis, Padus (Nebenflüsse: Duria minor u. maior, Ticinus, Addua, Ollius, Mincius, Tanarus, Trebia, Tarus), Aternus, Aufidus, Vulturnus, Tiberis, Arnus. Seen: Lac. Verbanus, Cusius, Larius (Comacenus), Sebinus, Benacus, Trasimenus, Clusinus, Prelius, Volsiniensis, Ciminius, Vadimonis, Sabatinus, Velinus, Fucinus, Regillus, Albanus, Fundanus, Saturä Palus, Pomptinä Paludes, Minturnenses Pal., Lacus Pantanus, Salapina Pal., Literna Pal., Lac. Avernus, Acherusia Pal., L. Lucrinus, Lucanus. Die Producte waren bes. Rindvieh, Schafe, Schweine, Pferde, Maulthiere, Jagdhunde, Bären, wilde Schweine, Wölfe, Bienen, Fische, Schaalthiere, Purpurschnecken, eßbare Schnecken, Weinen, Spelt, Hirse, Flachs, Feigen, Nüsse, Äpfel, Birnen, Wein (Vina Massica, darunter Falernum, Vinum, Cäcubum, u. Fundanum, Calenum, Aminäum, Thurinum, Lagarinum, Surrentinum, Albanum, Tarentinum, Calenum), Oliven, Bau- u. Brennholz, Pech, Heilkräuter, Zwiebeln, Schnittlauch, Kohl, Bohnen, Kapern, Krapp, Rosen von Pästum, Gold, Eisen, Kupfer, Marmor, Alabaster, Tuffstein, Thon, Kreide etc.; berühmt waren auch die Mineralquellen in Etrurien. Die Bevölkerung J-s war eine gemischte, da durch das herrliche Klima angelockt viele fremde Völkerschaften eingewandert waren. Als Ureinwohner gelten die Ausoner (od. Auruncer), Opiker (od. Osker), Umbrer, Volsker, Äquer u. Sabiner. Eingewanderte Völkerschaften waren die Önotrer, Tyrrhener, Tusker, Veneter, Istrer, Apuler, Dauner, Messapier, Japyger, Salasser, Bojer, Senoner, Lingoner, Cenomaner, Insubrer, Carner, Siculer etc., s. Italien (Gesch.); von eingewanderten Hellenen war der ganze südliche Theil von I. bewohnt u. wurde von ihnen Magna Graecia genannt. Zu I. wurden auch die drei großen westlich davon im Mare Internum gelegnen Inseln Sicilia, Sardinia u. Corsica (s.d. a.) gerechnet. I. wurde zur Zeit der Römischen Republik eingetheilt in Ober-, Mittel- u. Unteritalien: I. Oberitalien, welches im Westen vom Varus, im Norden von den Alpen, im Osten von, der Arsia u. dem Adriatischen Meere u. im Süden von den Flüssen Rubicon u. Macra u. dem Sinns Ligusticus begrenzt wurde, umfaßte die Länder: A) Ligurica (s.d.), B) Gallia cisalpina (G. citerior. G. togata genannt), war seit der Eroberung Mediolanums 222 v. Chr. römische Provinz geworden u. grenzte im Westen an Liguria u. Gallia Narbonensis, gegen Norden an Rhätien u. Noricum, gegen Osten an Venetia u. das Adriatische Meer u. gegen Süden an Umbrien u. Etrurien. Das Land war nur im Norden gebirgig, indem sich hier die Alpen hereinerstreckten, sonst eine weite fruchtbare Ebene, reich an Schafen mit seiner Wolle, Pferden, Maulthieren, Schweinen, Wein, Weizen, Flachs etc., mit den Flüssen Padus (Nebenflüsse: Duria, Sessites, Ticinus, Addua, Ollius, Mincius, Trebia, Tarus, Secies, Scultenna), Athesis, Olane, Sapis, Rubicon u. den Seen Verbanus, Cusins, Larius, Sebinus, Benacus. Die Einwohner waren ein Mischvolk von alten Italioten u. eingewanderten Celten; das Land wurde durch den Po in zwei Theile getheilt: a) G. transpadana, nördlich des Po, mit den Völkerschaften Taurini, Salassi, Libici, Läpl, Insubres, Cenomani, Euganei u. den Städten Augusta Taurinorum, Augusta Prätoria, Vercellä, Ticinum, Mediolanum, Comum, Cremona, Verona; b) G. cispadana, südlich des Po, mit den Völkerschaften Ananes, Anamari, Boii, Lingones, Senones u. den Städten Placentia, Parma, Mutina, Bononia, Ravenna, Clastidium, Brixellum; C) Venetia (s.d.); D) Carnia, ein kleines, von den Alpes Carnicae durchzogenes, rauhes Gebirgsland, welches im Westen an Rhätien, im Norden an Noricum, im Osten an Pannonien u. im Süden an Venetia u. Istria grenzte; die Einw. hießen Carni, Stadt Forum Julii; E) Istria (s.d.). II. Mittelitalien (von den Neuern auch Italia propria genannt), umfaßte das Land zwischen den Flüssen Rubicon u. Macra im Norden u. Frento u. Silarus im Süden u. zerfiel in die Landschaften: A) Etruria, B) Umbria, C) Picenum, D) Samnium, E) Latium, F) Campania (s.d. a.). III. Unteritalien (Magna Graecia), der noch übrige südliche Theil der Halbinsel von den Flüssen Silarus u. Frento bis zum Prom. Herculis u. Leucopetra, es enthielt die drei Provinzen: A) Apulia (mit Calabria), B) Lucania, C) Bruttium (s.d. a.). Augustus theilte I. in 11 Regionen, Hadrian in 17 Provinzen, worunter[104] auch Sicilien, Sardinien u. Corsica. Unter Constantin d. Gr. machte I. einen der vier Haupttheile des Römerreichs aus u. zerfiel in drei Diöcesen: a) Illyrien, b) Afrika u. c) Italien; letztre begriff die Provinzen Venetia, Ämilia, Liguria, Flaminia u. Picenum, Anonarium, Tuscia u. Umbria, Picenum suburbicarium, Campania, Sicilia, Apulia u. Calabria, Lucania u. Bruttium, Alpes cottiae, Rhaetia prima, Rhaetia secunda, Samnium, Valeriana, Sardinia, Corsica. 888–962 verstand man unter I. das frühere Königreich I., von 982 an aber ungefähr dasselbe, was jetzt.

III. Neue Geographie. Halbinsel in Südeuropa, welche sich zwischen 23°13' u. 36°10' östl. Länge (von Ferro) von 46°40' bis 37°45' nördl. Breite in das Mittelmeer in der Richtung von Nordwest gegen Südost hinein erstreckt u. nur im Norden mit dem Festlande zusammenhängt; grenzt hier an Frankreich, die Schweiz u. Deutschland, von diesen Ländern durch die Alpen geschieden, welche sich in einem weiten Bogen von den Seealpen im Westen bis zu den Julischen Alpen im Osten um die Halbinsel als natürliche Grenze gegen das Festland hinziehen, u. auf den übrigen Seiten an Theile des Mittelmeeres, das Tyrrhenische im Westen, das Jonische im Süden, das Adriatische im Osten. Die größte Länge I-s beträgt gegen 170 Meilen, die Breite zwischen 20–30 Meilen, die Küstenausdehnung 350 Meilen u. der Flächenraum wird mit den dazu gehörigen Inseln Sicilien, Sardinien, Corsica (franzosisch) nebst den kleineren auf 6066 QM. (nach And. 5850, 5890 QM.), ohne dieselben auf 4610 QM. berechnet Die Halbinsel ist ein Gebirgsland in ihrer ganzen Ausdehnung, gebildet durch die Apenninen (s.d.), welche durchaus vulkanisch sind; die Ausbrüche der Vulkane (Vesuv, Ätna, Stromboli), sowie Erdbeben (im Jahre 1783, 1857 u. 1858) haben im südlichen Theile furchtbar gewirkt. Ebenen sind wenige vorhanden; die größte ist die tiefe Lombardische Ebene, welche sich am Po u. seinen Nebenflussen zwischen den steil abfallenden Alpen u. den Apenninen mit langsamer Neigung gegen das Adriatische Meer ausbreitet, wo sie Lagunen bildet u. durch Dämme geschützt werden muß; außerdem finden sich auf der Ostseite die Apulische Ebene, südwärts vom Monte Gargano, die Tarentinische um den gleichnamigen Golf im Süden, u. im Westen die Campanische Ebene (Campagna Felice) nordwärts vom Vesuv. die Campagna di Roma mit den Pontinischen Sümpfen zu beiden Seiten der Tibermündung u. die Toscanische Ebene am unteren Arno. Flüsse: von den Alpen der Po mit viele Nebenflüssen (einige von den Apenninen), durch ein treffliches Kanalsystem unter sich verbunden, die Etsch, Tagliamento, Var u. m. a.; von den Apenninen der Arno, Tiber, Garigliano, Volturno u. viele kleine Küstenflüsse. Von den zahlreichen Seen J-s sind zu nennen am Südabhange der Alpen, meist von durchgehenden Flüssen gebildet: der Lago maggiore, Lago di Lugano, Lago di Como, der Iseo- u. Gardasee; in Toscana der See von Castiglione, im Kirchenstaat die Seen von Perugia, Bolsena u. Bracciano, u. auf den neapolitanischen Abruzzen der Lago Fucino (Celaner See). Die Küsten sind meist flach u. oft sumpfig, so die Lagunengegenden, die Maremuen in Toscana u. die Pontinischen Sümpfe im Kirchenstaat. Obwohl das Meer viele Busen, auf der Westseite die Golfe von Genua, Gaëta, Neapel, Salerno, Policastro u. St. Eufemia, im Süden von Squillace u. Tarent, auf der Ostseite von Manfredonia bildet, so fehlt es doch an guten Häfen. Auch von Vorgebirgen, wie das Cap Piombino, Cap Circello, Cap Vaticano (auf der Westseite) u. die Caps Spartivento u. St. Maria di Leuca an den Südspitzen, tritt keins scharf u. weit in das Meer hinaus. Das Klima J-s gehört, die hohen Gebirgsgegenden ausgenommen, durch seine Milde zu den schönsten Europas; der kälteste Theil ist von 46°40' bis 43°30' nördl. Breite, wo das Thermometer noch bis –10° fällt, der Schnee wochenlang liegen bleibt u. die Lagunen sich mit Eis belegen; der gemäßigte Theil von da bis 41°30' nördl. Br., wo das Thermometer noch bis – 6° fällt, eigentlicher Winter nur in dem Gebirge stattfindet u. Ölbaum u. Orangen überall im Freien gedeihen; der warme Theil von da bis 39° nördl. Br., wo 3° Kälte u. Schnee höchst selten vorkommen, u. der wärmste Theil im südlichen Neapel, auf Sicilien u. Malta, wo die Temperatur fast nie unter den Gefrierpunkt sinkt u. die Dattelpalme, Aloë, Zuckerrohr u. Papyrus wachsen. Den Sommer über leuchtet der Himmel fast stets in tief blauem Glanze, u. Seewinde mäßigen die große Hitze; doch leidet das Land oft an Dürre u. wird vom Sirocco heimgesucht, der den Himmel gewöhnlich mit leichtem Gewölk überzieht; der angenehmste Wind ist der Nordwind (Iramontana). Ungesund sind, namentlich in den Sommermonaten, die Maremuen, die Camvogna di Roma u. viele Segegenden Mittel- u. Unteritaliens, wo die dem Boden entströmenden Dünste, Malaria, Aria cattiva genannt, schädlich wirken. Die Westseite der Apenninen ist wärmer u. feuchter als die Ostseite. Der Boden ist meist anbaufähig u. wo es nicht an Bewässerung fehlt, von ausgezeichneter Fruchtbarkeit: in der Lombardischen Ebene schwer u. marschartig, auf den meist kahlen Gebirgen dürr, in den Thälern fruchtbar, in den ungesunden Seegegenden steppenartig u. in Unteritalien erlangt der leichte u. weniger ertragsfähige Boden durch die vulkanische Beschaffenheit minder ausgezeichnete Fruchtbarkeit; man kann der Vegetation nach unterscheiden den immergrünen Gürtel im Süden, wo im Winter das Laub nicht abfällt, wenn auch der frische Graswuchs fehlt; dann am Apennin hinauf zwischen 1200 u. 3000 F. Seehöhe den Gürtel der Kastanie, wo man die mitteleuropäischen Pflanzen antrifft; dann in 3000 bis 6000 F. Höhe den Gürtel der Buche, wo auch Kiefern u. Tannen vorkommen, u. auf dem höchsten Gipfel, z.B. dem Gran Sasso, den Gürtel der Gebirgskräuter. Producte: Getreide überall, aber nicht in ausreichender Menge gebaut, Mais, Hirse, Reis, Wein, Öl, Rosinen, Kastanien, Südfrüchte, Mandeln, viel Obst, Tabak, Kali, Süßholz, Johannisbrot, Baumwolle, Kork, Galläpfel, Hanf, Flachs u. bes. Seide; an Holz ist kein Reichthum; von Thieren gibt es Gemsen, Rehe, Hafen, Steinböcke, Murmelthiere, Scorpione, Taranteln, Spanische Fliegen, Seethiere aller Art, dann Rindvieh, Schaf-, Pferde, Schweine, Büffel, Ziegen, Esel, Maulesel, viel Seidenraupen, Geflügel u. Bienen; im Mineralreich Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Steinkohlen, Salz, Salpeter, Schwefel, Alaun, Salmiak, gute Thonarten, Kalke (bes. [105] Marmor von Carrara) u. eine Menge vulkanischer Producte, wie Lava u. Basalt: auch Mineralquellen gibt es allenthalben reichlich. Bevölkerung: 25576,000, meist Italiener katholischen Bekenntnisses, da die Katholische Kirche in den meisten Ländern die allein gesetzlich bestehende ist u. andere Confessionen, wie auch Juden, nur an wenig Orten die Erlaubniß haben, duldungsweise Gottesdienst zu halten. Sie gehören dem lateinischen Aste der romanischen Völker an, entstanden aus einer Mischung der römischen Bevölkerung mit gothischen u. lombardischen, slawischen (Venedig), svanischen u. griechischen (Unteritallen u. Inseln) Elementen. Sie sind ausgezeichnet durch Schönheit des Körperbaues, Labhaftigkeit der Geberden, Ausdruck des Gesichtes, Gewandtheit des Körpers. Ihr Geist hat keine Tiefe u. steht unter der Herrschaft der Sinne; durch sie sind die Italiener verweichlicht u. einem, sittliche Schranken wenig achtenden Leben hingegeben. Ernsten, namentlich philosophischen Wissenschaften abgeneigt, ist ihre Sphäre das Sinnliche u. Heitere, die Künste u. das Schöne; in der Kunst leisten sie Großes. Die Erinnerung früherer Blüthe in Kunst u. Wissenschaft vereint sich mit Unkenntniß der großen Fortschritte anderer Nationen u. Verachtung derselben. Außer den Italienern finden sich Franzosen im westlichen Theile von Nizza u. Piemont, sowie in Savoyen (Savoyarden), Romänen (in einigen savoyenschen Thälern) u. endlich Deutsche in einigen Gemeinden in Piemont u. Venedig. Hauptsprache ist die Italienische (s.d.) in vielen Dialekten, am reinsten in Toscana u. Rom gesprochen, daneben die Französische in Savoyen, die Deutsche in den Sette u. Tredeni communi (s. Communi) in der Lombardei u. Venedig, die Neugriechische in einzelnen Orten Neapels u. Siciliens u. eine Arabisch-italienische Mischsprache auf Malta Die Hauptbeschäftigungen: Ackerbau, der aber auf einer niedrigen Stufe steht, da der Landmann nicht Eigenthümer, sondern nur Pächter (oft erblich) des Bodens od. blos Arbeiter ist; der Weinbau liefert die Lacrymae Christi, den Vino greco, Falerner, Monte Fiascone u.a. berühmte Sorten; ausgedehnt ist der Bau von Oliven, Südfrüchten, Melonen; die Viehzucht ist nicht hochstehend, der Bergbau vernachlässigt. Die Fabriken sind im Ganzen unbedeutend, doch nicht ganz die in Seide, Glaswaaren, Fayence, Strohhuten künstlichen Blumen, Korallen, Maccaroni u. Seife. Der Handel ist für die vortheilhafte Lage J-s verhältnißmäßig von geringer Wichtigkeit u. beschäftigt sich mit Ausfuhr der Natur-, weniger der Kunstproducte, u. Zwischenhandel zwischen dem Orient u. Süden; der Seeverkehr, wie der Handel früher am bedeutendsten in ganz Europa, erstreckt sich wenig über des Mittelmeer hinaus; daran sind, von den österreichischen Besitzungen abgesehen, Sardinien mit etwa 3000, die beiden Sicilien mit 12, 900, der Kirchenstaat mit 1900, Toscana mit 960 Fahrzeugen betheiligt; im Innern geschieht der Verkehr auf Straßen, in Oberitalien auf vielen Kanälen, dem Ticinellokanal, denen von Mailand, Pavia, Monselice, Bologna u.a., u. in neuerer Zeit auch auf Eisenbahnen, wovon auf Sardinien 96 Meilen, die Lombardei u. Venedig 53 Meilen, Toscana 35 Meilen, den Kirchenstaat 3 Meilen u. auf Beide Sicilien 11 Meilen kommen; die Erweiterung dieser Verkehrsanlagen wird ununterbrochen betrieben u. überhaupt wird von den meisten italienischen Regierungen viel gethan, um Handel u. Industrie wieder zu heben. Die wissenschaftliche Bildung ist nicht mehr, was sie früher war; in Malerei u. Bildhauerei excelliren die Italiener, in Architektur sind sie noch unübertroffen. Der Unterricht ist mangelhaft, der erste schlecht (in manchen Staaten sogar durch Gesetze eingeschränkt); Bildungsanstalten für höhere Wissenschaften sind häufig (17 Universitäten, zum Theil sonst sehr berühmt), doch ungenügend organisirt; Gelehrte Gesellschaften ebenfalls zahlreich (s. Akademien I.); die vielen Bibliotheken enthalten wegen der strengen Censur (vgl. Index librorum prohibitorum) neuere Bücher nur in beschränktem Maße, aber bes. viel alte Manuscripte; vgl. Italienische Literatur. I. wird in Ober-, Mittel- u. Unteritalien getheilt u. besteht politisch aus mehreren Staaten; jetzt noch (Sommer 1859) folgende: Venetien, das Königreich Sardinien (jetzt mit der Lombardei), die Herzogthümer Parma u. Modena in Oberitalien; das Großherzogthum Toscana, der Kirchenstaat u. die Republik San Marino in Mittelitalien; das Königreich Beider Sicilien in Unteritalien, wozu noch die französische Insel Corsica u. das englische Malta kommen.

Vgl. Dizionario corografico, geografico etc. delia I. (von der Chorographischen Gesellschaft), Bologna 1781–82, 3 Bde.; P. L. Röder, Geographisch-statistisch-topographisches Lexikon von I., Ulm 1812; mit Übergehung der älteren Zeitschriften, z.B. von Rehfues u. Tscharner, Berl. 1803 u. 4, 11 Hefte, u. der zahlreichen älteren Reisebeschreibungen von I. J. Volkmann, J. H. Bartels, F. L. Gr. zu Stolberg, Woyda, H. Morgenstern, Fr. Meyer, H. Friedländer, A. Kephalides, erwähnen wir von den neueren: Echo, Zeitschrift für Literatur. Kunst u. Leben in J., herausgeg. von Paolo Lambato, Mail. 1833–40, 8 Jahrg.; E. Norder, Janus, Erinnerungen einer Reise durch Deutschland, Frankreich u. J., Hamb. 1834–43, 6 Bde.; Cooper, Wanderungen durch J., aus dem Englischen von Steger, Braunschw. 1838, 2 Thle.; J. P. E. Greverus, Reiselust in Ideen u. Bildern aus In. Griechenland, Brem. 1839–40, 2 Bde.; F. von Raumer, J., Beiträge zur Kenntniß dieses Landes, Lpz. 1840, 2 Thle.; A. Lewald, Praktisches Reisehandbuch nach u. durch J., Stuttg. 1840; E. Förster, Handbuch für Reisende in J., Münch. 1840, 6. Aufl. 1857; Lady Blessington, Wanderungen in J., Lpz. 1841, 2 Thle.; Lossow, Handbuch zur Reise nach u. in J., Berl. 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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