- Land
Land, 1) die festen Theile der Erdoberfläche. Da wir noch nicht alles Land kennen u. auch das bekannte noch nicht in seiner vollen Ausdehnung von uns gekannt wird, so ist seine Größe schwer zu bestimmen. Es umfaßt etwa 2,423,700 QM. (das Wasser aber 6,836,800 QM.) od. 0,261 der Erdoberfläche. Es tritt entweder in großen zusammenhängenden Massen als Continent- od. Festländer (2,305,200 QM.) auf, deren es drei gibt u. die sich wieder in fünf Erdtheile theilen, od. in zerstreuten, kleineren Abtheilungen, als Inseln (118,500); also sind jene 0,951, diese 0,049 des gesammten Landes. Durch die verschiedenartige Weise, wie L. u. Wasser an einander grenzen, entstehen verschiedene Gliederungsformen des Landes; die allgemeinsten sind: Halbinsel (Landzunge, Landspitze, Vorgebirge) u. Landenge. Die Vertheilung des Landes auf der Erde bietet manche eigenthümliche Erscheinungen dar: auf der nördlichen Halbkugel liegt mehr L., als auf der südlichen; auf der östlichen mehr, als auf der westlichen. Legt man durch die Küste Perus u. Südasiens einen größern Kreis, so entstehen zwei Halbkugeln, von denen die eine die größte Masse L. enthält u. Nordöstliche Landhalbkugel heißt, während die andere, die Südwestliche Wasserhalbkugel, die größte Masse Wasser u. vom Lande nur den Indischen Archipel, Australien, Polynesien, etwa 2/5 Südamerika u. Südpolarländer, etwa 325,000 QM., od. zwischen 1/8 u. 1/7 des gesammten Landes, umfaßt. Nach Norden hin breitet sich das Land weit aus, nach Süden wird es schmal u. spitz, läuft strahlig aus einander. Die Erdtheile der nördlichen Halbkugel sind gliederreich, die der südlichen gliederlos. Von den. großen Halbinseln der nördlichen Halbkugel ist keine nach Norden gerichtet, die meisten nach Süden. Neben der Spitze der südlichen Erdtheile liegt eine Insel. Alle südlichen Erdtheile haben im Westen od. Südwesten einen großen Meerbusen. Die beiden großen Landmassen zerfallen durch zwei Landengen in zwei sehr verschiedenartige Hauptgruppen. Steffens Hypothese von dem früheren Zusammenhange Südostasiens u. Australiens ergibt eine dreimalige isthmenartige Zusammenziehung des Landes. Jeder der drei Landengen liegt auf einer Seite ein Archipel von Inseln vor. Auf diese Umstände haben bes. Bacon von Verulam, I. R. Forster u. Steffens aufmerksam gemacht; auch hat man dieselben bis jetzt, jedoch ohne genügenden Erfolg, aus der Bildungsgeschichte der Erde zu erklären gesucht. 2) In der Seemannssprache der Ausdruck für das Gegentheil von Wasser; daher: Hohes L., Flaches L., Mistiges (in Nebel gehülltes) L.; Gelegtes L., wenn man sich soweit davon entfernt hat, daß es außer Sicht kommt; das L. legen, sich davon entfernen; Landen, sich an das L. begeben; Landbret, Steg, welcher von Bord an das Ufer gelegt wird; über L. segeln, wenn man mit der Mittags-Bestecke voraus ist; Land aussegeln (Bury, Baake, Tonne), so v.w. glücklich vorbeikommen; Landfalling Aufduning des Landes), das erste unsichere Gewahrwerden des Landes, welches noch sehr entfernt ist; Landkennung, alle Kennzeichen, durch die ein L. bezeichnet u. von Weitem erkennbar wird, z.B. die Coutur (Umriß), Bänke, Tiefe u. Farbe des Wassers etc.; daher Landmarken, mit denen man alle diese Kennzeichen benennt; Landslot, ein Hafen, welcher durch umliegende Berge u. Felsen gegen alle Winde geschützt ist. 3) Im gemeinen Leben, bes. bei Pferdehändlern u. Handwerksburschen, so v.w. Niederdeutschland, im Gegensatz des Reichs od. Oberdeutschlands; 4) (bes. im Plural die Lande), sonst eine an den Grenzen wüst gelassene Gegend; in dieser Bedeutung hat sich das Wort durch ganz Europa verbreitet, so französisch les Landes, spanisch Llanta, italienisch Landa, eine wüste Grenzmark.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.