Himmel [1]

Himmel [1]

Himmel (Coelum), 1) der Raum über der, in den Gesichtskreis fallenden Erdoberfläche, in sofern er als ein Gesichtsgegenstand erscheint. Das Auge erblickt ihn nämlich in Form einer Wölbung; die, vom Horizont aufsteigend, sich über alle innerhalb des Horizonts befaßte Erdgegenstände in einer zusammenhängenden Hohlfläche wegzieht. Dieser Täuschung sich hingebend betrachteten die Alten u. betrachten Naturmenschen noch jetzt den H. als einen festen Körper (Himmelsfeste, Firmament). Da dieses Gewölbe in Wahrheit nicht vorhanden ist, sondern nur die eingebildete Fläche ist, auf welche wir alle über der Erde sichtbaren Gegenstände projiciren, so kann natürlich auch eine wirkliche Bestimmung der Gestalt des H-s nicht existiren, sondern jeder kann sie sich vorstellen, wie er will. Als das natürlichste erscheint es, sich den H. als Kugelfläche von unbestimmtem Halbmesser zu denken, u. davon gehen auch die Bestimmungen der Astronomen aus, so daß also alle ebenen Schnitte derselben Kreise u. alle Abstände auf ihr Bogen von Kreisen sind. Dagegen vereinigen sich aber die auf dem unmittelbaren Gesichtseindruck aller beruhenden Vorstellungen dahin, daß man so den H. nicht für eine Halbkugel, sondern den verticalen Radius für kürzer hält, als den horizontalen. Nach Verschiedenheit, ob der H. mit Gewölk bedeckt ist od. nicht, unterscheidet man Wolken od. trüben H. u. heiteren od. wolkenlosen H., der am Tage als Tageshimmel, durch seine eigene Farbe (Himmelsbläue), des Nachts als Nachthimmel u. durch die an ihm sichtbar werdenden Sterne besonders als Sternenhimmel sich bemerklich macht. Die blaue Farbe des H-s rührt von der Reflexion der Sonnenstrahlen in der Luft her. Wäre nämlich die Luft vollkommen durchsichtig, so müßte uns der H. schwarz u. Sonne, Mond u. Sterne, letztere auch bei Tage, glänzend auf schwarzem Grunde erscheinen. Nun werfen aber die Lufttheilchen die auf sie fallenden Sonnenstrahlen nach allen Seiten zurück, u. deshalb erscheint uns der H. in einem Glanze, der uns am Tage den Anblick der Sterne entzieht. Daß überdies die Luft vorzugsweise die blauen Strahlen reflectirt, ist der Grund der blauen Farbe des Himmels. Dieses Blau ist intensiver u. dunkler in den tropischen Gegenden, in heißen Sommertagen u. auf hohen Bergen. Zur Messung der Intensität der Himmelsbläue dient das Cyamometer, s.d. Eine grüne Färbung des wolkenlosen H-s kommt selten vor, an einzelnen Stellen des H-s wird sie beim Abendroth oft beobachtet. Sonst ist der H. durch Sonnenlicht, das die obere Luftschicht schräg durchdringt, od. vom Wiederschein von starkem Lichte von der Erdoberfläche, wie bei einer nächtlichen Feuersbrunst, od. meteorischen Vorgängen verschieden gefärbt, wobei die gelbe u. violette, besonders aber die rothe Farbe die blaue verdrängt. Vgl. Dämmerung, Gegendämmerung, auch Nordlicht. Die Schwärze des nächtlichen H-s bei Abwesenheit[384] des Mondlichts, ist blos der Sinneneindruck von Ermangelung der Beleuchtung, wie in jedem anderen finstern Raume; 2) (Astron.), der Weltenraum in Bezug auf die in ihm aufgenommenen Weltkörper. Es verdient Bemerkung, wie über alle Vorstellung wenig es beträgt, was, bei aller Größe der Weltkörper, von H. wirklich durch diese erfüllt ist, so daß man berechnen kann, daß mindestens auf 21,000 Kubikmeilen Himmelsraum nur eine Weltenmasse von etwa 1 Kubikzoll Betrag kommt; daher auch, bei gleichmäßiger Vertheilung der aus ihrem Zusammenhang gebrachten Weltkörper in den Himmelsraum, die Erfüllung desselben durch sie, od. auch die Vermehrung des als Äther angenommenen körperlichen Stoffes dadurch gar nicht in Anschlag kommen könnte; 3) der Wohnsitz Gottes u. seiner Engel, in welchen Christus eingegangen ist u. wohin fromme Christen nach ihrem Tode kommen, um die von Christus erworbene Seligkeit zu genießen; vgl. Himmelreich; 4) hohle gewölbte Decke, wie über dem Himmelbett; 5) (Jagdw.), Garne, welche beim Fangen von Lerchen u. Feldhühnern ausgespannt sind u. zum Abhalten als Decken dienen; 6) (Bergb.), so v.w. Firste 2).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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