Osker

Osker

Osker (bei den Römern Osci od. Opsci, bei den Griechen Opfker od. Opiker), hieß ursprünglich ein Volk in der unteritalischen Landschaft Campanien; welches mit den zum Lateinischen Aste der italischen Völker gehörigen Ausones entweder nahe verwandt od. identisch war, später aber als die Samniten, ein Zweig des Umbrisch-Sabellischen Astes, seit 423 v. Chr. in Campanien eindrangen, unter diesen aufging, worauf der Name O. auch auf die Samniter übertragen wurde. In der Folgezeit wurde der Name der O. u. der Oskischen Sprache auch auf die übrigen Samnitischen Stämme, wie Frentaner, Apuler, Hirpiner etc. u. deren Dialecte ausgedehnt, sowie das Oskische mit den ferneren Eroberungen der Samniter über ganz Campanien u. weiter nach Süden über Lucanien u. Bruttium ausgebreitet. Die verschiedenen Mundarten der Oskischen Sprache waren nur wenig verschieden; die nördlich des Silarus wohnenden Stämme sprachen rein samnitisch, die in der Gegend um den Golf von Neapel, sowie in den südlicheren Landschaften zeigten viele griechische Beimischungen; auch beschränkte sich der Gebrauch des nationalen samnitischen (oskischen) Alphabets, welches mit dem Umbrischen zunächst aus dem Sabellischen u. dieses wiederum aus dem ältern Etruskischen hervorgegangen ist, auf die ersteren Theile des gesammten Sprachgebiets. Die Oskische Sprache war in officiellem Gebrauch bis auf die Siege der Römer über die Samniter u. die Ertheilung der Civität an alle Italiker (um 88 v. Chr.); sie wurde in der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. noch auf dem Lande, in der zweiten Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr. jedoch nur noch von Einzelnen gesprochen. Zur Zeit seiner Blüthe (seit der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr.) war das Oskische weit mehr als eine bloße Volksmundart; die samnitischen Völkerschaften besaßen eine Kunst u. Literatur, welche die gleichzeitige Römische, wenn nicht überragte, doch ihr sicher nicht nachstand u. sie scheint auf die römischen Dichter Ennius u. Pacuvius, beide aus Calabrien, sowie auf Lucilius aus Campanien nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Eigenthümlich der Oskischen Literatur war eine Gattung von improvisirten Possenspielen, welche um 304 nach Rom kamen, wo sie jedoch nicht in Oskischer, sondern in Lateinischer Sprache aufgeführt u. Atellanen (s.d.) genannt wurden. Außer einer Anzahl von Wörtern u. Notizen bei den römischen Grammatikern u. Schriftstellern sind in Oskischer Sprache noch zahlreiche Münzlegen (vgl. Friedländer, Die Oskischen Münzen, Lpz. 1850) u. Inschriften auf uns gekommen, unter denen der Stein von Abella u. die Bantinische Tafel (vgl. Kirchhoff, Das Stadtrecht von Bantia, Berl. 1853) die umfangreichsten u. zugleich auch für Cultur- u. Rechtsgeschichte von Wichtigkeit sind. Die Erklärung der Öslischen Inschriften u. Sprachreste hat erst in neuester Zeit begonnen u. ist vorzugsweise in Deutschland gefördert[397] worden. Außer den frühern Arbeiten von Grotefend, Lassen u.a. gehören dahin die Schriften von Lepsius (Inscriptiones linguae Umbricae et Oscae, Lpz. 1841), von Guarini, Nupera quaedam Osca, Neap. 1841; Ders., Lexici osco-latini stamina quaedam, ebd. 1842; u. bes. von Theod. Mommsen (Oskische Studien, Berl. 1845; Nachträge dazu, 1846; Die unteritalischen Dialekte, Lpz. 1850); sonst sind außer zahlreichen Beiträgen von Peter, Corssen, G. Curtius, Minervini, Aufrecht, Kirchhoff etc. noch zu nennen: Huschke, Die oskischen u. sabellinischen Sprachdenkmäler, Elberfeld 1856, u. Fabretti, Glossarium italicum, Turin 1858.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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