- Griechenland [1]
Griechenland (Hellas, Graecia. a. Geogr.), die Halbinsel, die sich vom Hämos abwärts tief in das Mittelmeer erstreckt u. im Osten von dem Ägäischen, im Westen von dem Ionischen Meere bespült wird, hatte in der ältesten Geschichte u. bei Homer keinen gemeinschaftlichen Namen Zuerst kam der Name Hellas in Thessalien auf, wo die Gegend am Peneus (später Phthiotis) diesen Namen führte u. verbreitete sich von da aus zuerst über ganz Thessalien u. dann über die Länder des Festlandes, die im Süden Thessaliens lagen. Während der Perserkriege verstand man unter Hellas auch den Peloponnesos, u. zur Zeit Philipps von Macedonien wurden alle Länder des Festlandes, selbst Macedonien u. das südliche Illyrien, nebst den Inseln des Agäischen Meeres, wo die Griechische Sprache Landessprache war, mit dem Namen Hellas bezeichnet. Die Römer nannten Graecia alles Land, welches von Hellenen bewohnt war, gaben aber G., nach der Unterwerfung u. als römischer Provinz den Namen Achaia, wo jedoch Epiros ausgeschlossen war. Das eigentliche Hellas, mit Einschluß von Thessalien u. Epirus, mit einem Flächengehalt von 1130 QM. (wovon die kleinere Hälfte auf das Festland, die größere auf den Peloponnes u. die Inseln kam), grenzte im Norden an Macedonien u. das Griechische Illyrien, an den anderen drei Seiten war es von dem Ionischen u. Ägäischen Meere umgeben. Es hatte im Ganzen den Charakter eines Gebirgslandes; die Hauptmasse der Gebirge waren in Norden die Keraunischen u. Kambunischen Gebirge, beginnend im Westen mit dem Akrokeraunischen Vorgebirg u. endigend in Osten mit dem Olympos; südöstlich zog sich dies Gebirge, durch den Peneos u. das Thal Tempe unterbrochen, am Ägäischen Meere fort als Ossa, welcher dort den Paß Thermopylä bildet, u. Pelion, während es in Westen südlich herab durch Thessalien als Pindos strich u. nach Osten einen Zweig als Othrys entsendete, welcher südlich mit dem Tymphrestos u. Bomios zusammenhing, von welchem letzteren sich wieder östlich der Öta abzweigte, an der Küste mit dem Knemis zusammenhing u. südlich sich in den Parnassos, Helikon, Kithäron, Parnes, Pentelikos u. Hymettos, südwestlich in dem Korax, Taphiassos, Chalkis u. Arakynthos fortsetzte. Vom Kithäron aus zog sich das Gebirg als Önia u. Gerania nach dem Peloponnes hinüber, wo sich der Hauptknoten als Kyllene bildete, von dem nach Süden der Arachnäos, Artemisios, Parthenios, Parnon, Mänalos, Taygetos u. Lykäos ausgingen. Von diesen Gebirgen liefen als wichtigste Vorgebirge aus in Nordgriechenland das Akrokeraunische, Akteion, Sunion u. Sepias; im Peloponnes Chelonatas, Akritas, Tänaron, Malea u. Skylläon; Meerbusen: an der Westküste G-s der Thesprotische u. Ambrakische; zwischen G. u. Peloponnes der Korinthische, an der Westküste des Peloponnes Kyllenes, Chelonates u. Kyparissios; an der Südküste der Messenische u. Lakonische, an der Ostküste der Argolische, Hermionische u. Saronische, in Griechenland der Opuntische, Maliakische, Pegasälsche u. Thermäische. Alle Flüsse hatten nur einen kurzen Lauf; selbst die größeren, wie der Thyamis, Arachthos, Acheloos, Euenos, Peneios, Spercheios, Kephissos, Eurotas u. Alpheios, waren nur für geringe Fahrzeuge schiffbar. Namhafte Seen waren der Parabotis u. Acherusia in Epiros, Nessonis u. Böbeis in Thessalien, Trichonis u. Kopais in Hellas, Stymphalis im Peloponnes. Das Klima wechselte sehr ab; obgleich es von den Alten sehr gepriesen wird, so war es doch für die südliche Lage des Landes etwas kühl; im Peloponnes war im März in Messenien Sommer, in Lakonika Frühl ing, in Arkadien Winter; sonst bestand der Winter namentlich in stürmischer Witterung u. Regengüssen. Hellas eignete sich als Gebirgsland besser zur Viehzucht u. zum Wein- u. Oliven-, als zum Ackerbau. Nur Thessalien u. die Inseln machten hiervon eine Ausnahme u.[591] brachten auch Getreide. Das Mineralreich gab Steine aller Art, bes. Marmor; edle Metalle fand man wenig, aber Kupfer u. Eisen; reißende Thiere gab es nur in der alten Zeit; eine Landplage waren die Heuschrecken. Das überall nahe Meer gab auch Gelegenheit zu Schifffahrt u. Handel. Einwohner waren Anfangs zwei verschiedene Volksstämme, die Pelasger u. Hellenen (s. Griechenland [Gesch.] I.). Diese zerfielen später in so viele Staaten, als bedeutende Städte in G. waren, u. erst nach langer Zeit wurden sie wieder zu Einem, Hellenen, vereint. Von den nach Italien ausgewanderten Stämmen wurden die Hellenen Graeci (Griechen) genannt. Von ihren Sitten u. Gebräuchen, s. Griechenland (Ant.); von ihrer Religion, s. Griechische Mythologie; von ihrer Sprache, s. Griechische Sprache. G. zerfiel in drei große Abtheilungen: A) das nördliche G. mit den 10 Landschaften Epiros, Thessalien u. den Staaten des eigentlichen Hellas: Akarnania, Ätolia, Doris, Lokris, Phokis, Böotia, Attika u. Megaris (s.d. a.); B) den Peloponnesos, ebenfalls mit 10 Landschaften: Korinthia, Sikyonia, Phliasia, Achaia, Elis, Messenia, Lakonika, Kynuria, Argolis u. Arkadia (s.d. a.); C) die griechischen Inseln, von denen die wichtigsten waren: a) im Ionischen Meer: Korkyra, Kephalonia, Asteria, Ithaka, Zakynthos, Kythera, die Pelopsinsel bei Trözen, Sphäria, Kalaurea, Ägina, Salamis, Kreta etc.; b) im Ägäischen Meere: Karpathos, Rhodos, Kypros, Delos mit den Kykladen u. Sporaden, Euböa u. Skyros, s.d. a.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.