- Pelasger
Pelasger, ein Volk, welches im frühen Alterthume vielfach in Griechenland, Macedonien, Thracien, einem Theile von Kleinasien u. selbst in Italien genannt wird, dessen Geschichte aber eben so unsicher u. dunkel ist, wie der Name u. dessen Ableitung. Während Einige unter P. Ankömmlinge überhaupt verstehen u. annehmen, daß die Griechen so alle Fremden od. solche einheimische Völker bezeichneten, welche ihre Wohnsitze verlassen hatten, halten Andere den Namen P. für identisch mit Pelargoi, d.i. die von den Gebirgen sich den Ebenen, eigentlich Argos zunächst, Nähernden; noch Andere meinen, P. bedeute Waldbewohner, u. die einwandernden Ionier hätten die vorgefundenen Urbewohner des Landes unter dieser Benennung zusammengefaßt. Wenn griechische Schriftsteller P. erwähnen, so mögen sie oft nicht an ein bestimmtes Volk gedacht, sondern nur die Urbewohner im Gegensatz zu den eingewanderten Hellenen gemeint haben. Soweit die sich oft sehr widersprechenden Angaben reichen, hatten P. vor Ankunft der Hellenen ihre Wohnsitze in Thessalien u. Epirus, in Kreta, im eigentlichen Hellas u. im Peloponnes, bes. um Achaia, Argos u. in Arkadien. Sie trieben Ackerbau u. Viehzucht, besaßen Städte mit festen Burgen, welche meist den Namen Larissa führten, sie sind die Erbauer der Kyklopischen Mauern von Argos, Mykenä u. anderwärts, begründeten die ältesten Staaten Griechenlands in Sikyon u. Argos, trieben Schifffahrt u. besaßen eine Mythologie; das Orakel des Zeus in Dodona war ein uraltes pelasgisches Heiligthum. Es läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß sie ein den Hellenen stammverwandtes Volk waren, welches nur Jahrhunderte früher sich in dem späteren Griechenlande festgesetzt hatte. Mehre Sprachforscher pflegen daher auch den griechisch-italischen Zweig des indogermanischen Völker- u. Sprachstammes mit dem Namen der Pelasgischen Völker u. Sprachen zu bezeichnen. Die gründlichsten Untersuchungen über die P. haben O. Müller, Wachsmuth u. Curtius in ihren Werken über griechische Geschichte u. Alterthum niedergelegt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.