- Salerno [1]
Salerno, 1) Meerbusen von S. (sonst Posidoniates, Paestanus sinus), Busen des Tyrrhenischen Meeres an der neapolitanischen Provinz Principato citeriore zwischen den Caps Campanella u. Licosa u. Conea, Orso etc.; in ihn münden der Sele, Tusciano u. einige andere kleinere Küstenflüsse u. in ihm liegen die Inseln li Galli, Lunga, Piana (nur von Fischern besucht); 2) Stadt am Busen von S. u. Hauptstadt der Provinz Principato citeriore, hat Hafen, Castell, Kathedrale S. Matteo (von Rob. Guiscard 1084 gebaut, mit Broncethüren, antiken Mosaikfußböden mit Gräbern longobardischer Könige u. des Papstes Gregor VII.), 17 andere Kirchen, 19 Klöster, Lyceum, Findelhaus, einige Conservatorien, Tuchweberei, Messe, bedeutenden Handel; 20,000 Ew. Die Stadt lag ehemals auf dem jetzt hinter ihr gelegenen Berge, u. war im Mittelalter Residenz Rob. Guiscards u. durch die Salernitanische Schule (s.d.) berühmt, S. hieß im Alterthum Salernum, lag am Sinus Paestanus im Picentinerland u. hatte Hafen u. ein festes Schloß; 195 v. Chr. wurde von den Römern eine Colonie dorthin geschickt. Nach dem Sturze der römischen Herrschaft kam S. an die longobardischen Herzöge von Benevent. Herzog Arachis stellte die verfallene Stadt als starke Festung wieder her, u. als 840 Fürst Sichard ermordet worden war u. die Salernitanerden Radelgis nicht anerkennen wollten, rissen sie sich von Benevent los u. wählten Siconulf, Sichards Bruder, zu ihrem Fürsten. Siconulf u. Radelgis lagen in fortwährendem Streit, bis unter kaiserlicher Vermittlung 848 Theilungsvertrag zu Stande kam, worauf S. ein eignes, dem deutschen Kaiser lehnbares Fürstenthum bildete, wozu der südliche Theil des Fürstenthums Benevent u. die Hälfte des Guastaldats Acerenzamit den Städten Tarent, Cosenza, Pästum, Conza, Nola, Sarnum gehörte. Siconulf st. 851; ihm folgte sein Sohn Sico. Dessen Vormund Peter ließ sich als Mitregent ausrufen u. dann seinen Mündel vergiften; als Peter 856 starb, folgte ihm sein Sohn Ademar, wurde aber 862 von einer Verschwörung unter Guaisar entthront. Dieser vertheidigte S. gegen die Sarazenen u. legte 877 die Regierung zu Gunsten seines Sohnes Guaimar I. nieder. Von den Sarazenen, Neapolitanern u. Capuanern gedrängt unterwarf er sich dem griechischen Kaiser Leo u. schlug mit dessen Hülfe die Sarazenen bei Nocera. Seiner Grausamkeit wegen setzten ihn die Salernitaner 900 ab u. gaben seinem Sohn Guaimar II. die Regierung, welcher sich, aber erfolglos, mit Capua u. Benevent gegen die Griechen verband. 933 folgte ihm sein dreijähriger Sohn Gisulf I.; mündig geworden, erwarb er sich großes Ansehen u. nahm den vertriebenen capuanischen Fürsten Athenulf II. mit seinen Söhnen auf, aber diese stürzten ihn 972 vom Throne u. Landulf wurde Fürst; Pandulf von Capua führte 974 den vertriebenen Gisulf zurück, worauf derselbe seines Wohlthäters Sohn Pandulf adoptirte. Nachdem Gisulf 978 gestorben war, herrschte Pandulf Vater u. Sohn über S. u. Alles ging gut; da aber der Vater 981 starb, stürzte Herzog Manso von Amalfi den jungen Pandulf vom Throne u. erhielt sich dadurch auf demselben, daß er den Kaiser Otto II., welcher S. als griechisch gesinnt belagerte u. eroberte, als Oberlehnsherr anerkannte. Manso regierte mit seinem Sohne Johann (I.) bis 983, wo ihn die Salernitaner vertrieben; ihm folgte Johann (II.), ein edler Spoletaner, bis 994, worauf sein Sohn Guaimar III. Fürst wurde. Von den Normannen unterstützt, nöthigte er 1016 die Sarazenen, welche S. belagerten, zum Abzug; mit Griechen u. Deutschen hielt er es, wie es die Noth gebot. 1030 (1027) folgte ihm sein Sohn Guaimar IV.; er war dem deutschen Kaiser treu, daher ihn Kaiser Konrad 1038 nach Pandulfs Entsetzung zum Fürsten von Capua machte, u. ein Freund der Normannen, denen er auch die Eroberung des Herzogthums Amalfi (1039) u. Sorento (1040) verdankte. 1044 nahm Guaimar auch den Titel als Fürst von Apulien u. Calabrien an, weil er dort einige Besitzungen hatte, u. 1047 gab er Capua durch Kauf an Pandulf zurück. Nach seiner Ermordung 1052 folgte ihm sein Sohn Gisulf II.; er war ein Freund des Papstes Gregor VII. u. wußte sich auch Amalfi wieder zu unterwerfen. Mit seinem Schwager, dem Normann Robert Guiscard, gerieth er über ein Stück Land in Streit, Robert belagerte S. 1077, u. nachdem eine Hungersnoth ausgebrochen war, öffneten die Bürger den Normannen die Thore; Gisulf floh nach Rom, erhielt vom Papste einige Ortschaften in der Campagna di Roma u. st. 1092. So erlosch der longobardische Stamm in S., welches nun normännisch wurde u. gleiches Schicksal mit Apulien (s.d.) hatte. Vgl. Mazza, Urbis Salernitanae historia et antiquitates, Neapel 1681; Ventimiglia, Mem. del principato di Salerno, ebd. 1788.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.