Reichthum

Reichthum

Reichthum, ist der Besitz eines bedeutend größeren Vermögens, als zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse nothwendig ist, dann dieses Vermögen selbst. Der Begriff des R-s ist daher ganz relativ; er richtet sich theils nach dem Verhältnisse des Vermögens zu den vorhandenen Bedürfnissen, welche bei fortschreitender Civilisation sich in der Regel vervielfältigen u. steigern; theils nach dem mittleren Maße der durchschnittlichen Vermögensverhältnisse; in einem reichen Lande od. in einer großen Stadt ist der noch nicht reich, welcher es in einem armen Lande od. in einer kleinen Stadt sein würde. Bestandtheil des R-s kann alles sein, was für die Befriedigung der Begehrungen u. den Genuß u. die Verschönerung des Lebens verwendbar ist u. einen Gebrauchs- u. Tauschwerth hat; je mehr sich die Verhältnisse des Verkehrs u. Handels entwickeln u. je mehr in Folge davon das Geld seine Function als allgemeines Tauschmittel erfüllt, desto mehr wird in der Regel der R. an Geld u. dem Geldwerth der Dinge gemessen; daher der steigende od. fallende Werth des Geldes ebenfalls auf die Schätzung seiner Größe von Einfluß ist. Der R. eines Landes (Nationalreichthum) besteht in der Summe der der Gesammtheit seiner Bewohner zustehenden, die Befriedigung der nothwendigen Bedürfnisse überschreitenden, also überschüssigen Besitzthümer; oft versteht man auch darunter ohne Rücksicht auf diesen Überfluß lediglich das Nationalvermögen selbst. Zur Production desselben wirken drei Klassen von Factoren zusammen: Natur, Arbeit u. Capital; die Größe des Nationalreichthums hängt von der Art ab, wie die unter diese drei Klassen fallenden Elemente zusammenwirken; ein von Natur reich gesegnetes Land mit faulen od. verschwenderischen Bewohnern wird daher ärmer bleiben, als ein von Natur karg bedachtes mit fleißigen u. sparsamen. Die Größe des Nationalreichthums als Summe betrachtet, entscheidet aber noch nichts über die Vertheilung desselben; große u. unvermittelte Gegensätze zwischen übermäßigem R. u. drückender Armuth sind ein sehr gefährlicher gesellschaftlicher Zustand. Der Gott des R-s hieß bei den Griechen Plutos (s.d.), vgl. Mammon.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reichthum — 1. Besitzen viel reichtumb vnd gut manchem ewigen schaden thut. Luther (Tischr., XX, 250b) spricht sehr wegwerfend davon. »Unser Herr Gott«, sagt er, »gibt gemeiniglich Reichthum denen groben Eseln, denen er sonst nichts gönnet.« Lat.: Diuitiis… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Reichthum, der — Der Reichthum, des es, plur. die thümer, von dem Bey und Nebenworte reich. 1) Als ein Abstractum, und ohne Plural, so wohl objective, der Zustand, da eine Sache im Überflusse vorhanden ist, als auch subjective, der Zustand, da jemand einen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Der Reichthum gleicht dem Seewasser; je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. — См. Чем больше есть, то больше хочется …   Большой толково-фразеологический словарь Михельсона (оригинальная орфография)

  • Armuth — 1. An die Armuth will jedermann die Schuhe wischen. – Weisheit, 5; Schonheim, P, 8. Riehl hat in seiner Schrift Deutsche Arbeit den vierten Abschnitt dem Lobe der Armuth gewidmet und dabei auch eine Anzahl hierhergehörender Sprichwörter behandelt …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Ding — 1. Acht Dinge bringen in die Wirthschaft Weh: Theater, Putzsucht, Ball und Thee, Cigarren, Pfeife, Bierglas und Kaffee. 2. Acht Dinge haben von Natur Feindschaft gegeneinander: der Bauer und der Wolf, Katze und Maus, Habicht und Taube, Storch und …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Kind — 1. Ach, dass ich meine armen Kinder so geschlagen, klagte der Bauer, und sie waren des Pfaffen. – Eiselein, 375. 2. Alle Kinder werden mit Weinen geboren. Lat.: Clamabunt E et A quotquot nascuntur ab Eva. (Binder I, 193; II, 497; Seybold, 77.) 3 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Volkswirthschaftslehre — (Nationalökonomie), nach K. H. Rau der eine der beiden Haupttheile der politischen Ökonomie, u. zwar der, welcher (während der andere od. praktische Haupttheil, d.i. die wirtschaftliche od. ökonomische Politik, die Regeln für das Verfahren der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Großbritannien [1] — Großbritannien (englisch Great Britain, französisch Grand Bretagne), 1) eigentlich die Insel, welche die Reiche England, Wales u. Schottland umfaßt; G. genannt im Gegensatz zu Kleinbritannien (der Bretagne, wohin im 3. Jahrh. n. Chr. viele Briten …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gesundheit — 1. An betj föör t Süünjhâid, sâd a Thiif, diar r hinget wees skul. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 143; hochdeutsch bei Hoefer, 213. Ein bischen für die Gesundheit, sagte der Dieb, da er gehängt werden sollte. 2. Der Gesundheit winkt, wer dreimal… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Rom [4] — Rom (Römisches Reich, Gesch.). I. Rom unter Königen. Die Stelle, wo R. nachher erbaut wurde, war vormals ein Weideplatz Albanischer Hirten. Romulus (s.d.) u. Remus, die Enkel des Numitor, Königs von Alba Longa, Söhne der Rhea Sylvia u. des Mars,… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”