- Mais
Mais, 1) Art der aus Amerika stammenden Pflanzengattung Zea, u. zwar Zea-M. (Türkisches Korn, Türkischer Weizen, Wälschkorn, Kukuruz), die einträglichste u. in allen ihren Theilen nutzbarste Getreideart; wird als Körnerfrucht u. Grünfutter angebaut. Ursprünglich in Nordamerika u. Westindien gebaut, wurde er von da nach Europa gebracht, wo seine Cultur in Spanien, Portugal, Südfrankreich, Italien, Ungarn, Griechenland u. in der Türkei allgemein ist; auch in Süddeutschland wird der M. mit Vortheil angebaut, u. selbst in Norddeutschland ist seine Cultur in neuerer Zeit häufig geworden. Die männlichen Blüthen erscheinen an der Spitze des Halses rispenförmig, die weiblichen kommen an der Seite aus einer Scheide hervor; die Griffel bilden einen herabhängenden Büschel seidenähnlicher Fasern. Nach der Befruchtung vertrocknet die männliche Blüthe; in der Scheide aber, aus welcher die weiblichen Blüthen hervorkommen, erzeugt sich ein 6–12 Zoll langer, 1–2 Zoll dicker Samenkelben, woran die Körner in 6–12 Reihen nach der Länge gedrängt festsitzen; jeder Halm bringt 2–3 solcher Kolben, mit 100,200 od. mehren Samenkörnern von der Größe der Klunkererbsen. Von dem ursprünglich aus Amerika stammenden M. gibt es viele Spielarten, Sorten mit blauen, gelben, weißen, rothen u. buntfarbigen Körnern; von allen diesen unterscheidet man zwei Varietäten: Großen u. Kleinen M.; letzter ist der gewöhnliche, indem jener, 16–18 Fuß hoch, mit 1–2 Zoll dicken Halmen u. schilfförmigen Blättern, im wärmeren Amerika 6 Monate zu seiner Reise braucht, wogegen dieser nur 3 Monate erfordert, zwar nicht so ergiebig ist, aber besseres Mehl gibt. Der M. verlangt tiefen, lockern, kräftigen, etwas feuchten Boden; am besten gedeiht er in mildem, lehmigem Sandboden u. da, wo sich häufig seuchte Niederschläge ereignen, daher am besten in Gebirgsthälern, wo er zugleich gegen[750] heftige Winde geschützt ist. Je weniger Boden u. Klima warm sind, desto stärker muß mit Stallmist gedüngt werden. Am besten folgt er nach Brache, Klee od. behackten Früchten. Gut ist es, den Samen 32 Stunden in einer Mischung. von Eisenvitriol u. 20 Theilen Wasser einzuweichen, um die Keimfähigkeit zu beschleunigen u. die Mäuse von dem Samen abzuhalten. Die Aussaat geschieht im Mai, wenn keine Fröste mehr zu besorgen sind, entweder breitwürfig, od. in Reihen, od. man bringt den Samen mit einem Pflanzstock in das völlig zubereitete Loch. Eine tiefe Erdbedeckung verträgt der M. nicht. Da man ihn in 2 Fuß entfernte Reihen u. jedes Korn 1 Fuß von den anderen entfernt stecken muß, so kann man die Zwischenräume zu Zwergbohnen, Kartoffeln, Rüben, Kürbissen benutzen. Sind die Pflanzen 6 Zoll hoch, so werden sie behackt; bei 9 Zoll Höhe wird dies etwas tiefer wiederholt, bei 1 Fuß Höhe werden sie zum ersten Mal, bei 2 Fuß Höhe zum zweiten Mal behäufelt. Der M. hat viel vom Brand u. von Winden zu leiden. Der M. trägt männliche u. weibliche Blüthen auf einem Stängel; letztere verbreiten sich in den Blattachseln der unteren Hälfte der Pflanze, während die männlichen Blüthen auf der Spitze der Pflanze in einer vielarmigen Rispe stehen. Sobald die Begattung erfolgt ist, wird die Rispe überflüssig, daher abgeschnitten; die Begattung der weiblichen Blüthen ist erfolgt, sobald die aus den Blatthüllen hervorstehenden Staubfäden zu verwelken anfangen; man schneidet dann den über der obersten weiblichen Blüthe befindlichen Theil der Pflanze ab (entsahnen). Jeder Pflanze läßt man nur 3–4 Kolben. Die Ernte erfolgt, wenn die Spitzen der Deckblätter weiß werden u. die Körner dem Druck des Nagels wenig nachgeben. Da nicht alle Kolben gleichzeitig reisen, sonimmt man die völlig reisen von Zeit zu Zeit ab. Die Kolben werden ausgebrochen, auf kleine Haufen geworfen u. nach Hause geschafft. Niemals darf man mehr Kolven abbrechen, als man noch an demselben Tage entfedern, d. h. von den Deckblättern befreien kann. Die Maisstängel werden dicht über der Erde abgeschnitten, in Bündel gebunden u. zum Trocknen aufgestellt. Das Entkörnen der getrockneten Kolben geschieht am besten durch Anwendung der Maisentkörnungsmaschine, od. indem man die Kolben in einen groben Sack steckt u. auf denselben mit Dreschflegeln schlägt. Ein guter Ertrag ist 35 Berliner Scheffel vom Magdeburger Morgen. Der M. läßt sich in allen seinen Theilen benutzen; schon bei der Pflege gewinnt man durch das Köpfen od. Entfahnen, durch Wegnahme der überflüssigen Pflanzen u. Kolben u. der Seitenschossen viel vortreffliches Viehfutter. Die getrockneten Deckblätter, die Kolben u. das Stroh sind ebenfalls ein gutes Viehfutter. Aus den grünen abgeschnittenen u. getrockneten Stengeln gewinnt man Zucker (s.d.). Die Maiskolben schrotet man auf einer besonderen Schrotmaschine u. gewinnt ein zu Viehfutter gutes Maiskolbenmehl; auch dienen die Maiskolben zur Bereitung eines sehr guten Thees. Ganz jung u. wenn die Körner noch weich sind, werden sie in Essig eingemacht. Die Maissamen sind ein gutes Federvieh- u. Mastfutter für Rindvieh u. Schweine; in der Hauswirthschaft verwendet man sie als Kaffeesurrogat, zur Bereitung von Gries, Stärke, Polenta, Brei, Klößen, Brod, Suppe, Pfannkuchen; sie dienen ferner zur Bier- u. Branntweinbereitung. Aus dem Stroh macht man in neuester Zeit Papier (Maispapier). Als Grünfutter übertrifft der M. im Ertrag jede andere Futterpflanze; esmuß ihm aber ein krästiger Boden angewiesen u. er muß im jungen Zustande verfüttert werden, dann kann man vom Morgen 360 Centner Grünfutter ernten. Vgl. Burger, Über Cultur u. Benutzung des M., Wien 1809; Duchesne, Über den M., aus dem Französischen von Schmidt, Ilmenau 1833; Unger, Die Cultur des M., Lpz. 1852; Kirchhof, Der Maisbau, ebd. 1856; Werner, Der M., Darmst. 1857; Der M., Potsd. 1857; 2) (Forstw.), so v.w. Gehau.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.