- Chylus
Chylus (gr., Milch-, Speisesaft, Physiol.), eine dickflüssige kleberige, mehr od. weniger trübe, bald milchweiße, bald gelblich weiße, bald gelbgraue u. röthliche (im Brustgang, Ductus thoracicus), alkalisch reagirende Flüssigkeit, von fadem, etwas salzigem Geschmack u. eigenthümlichem Geruche, der Lymphe sehr ähnlich aber trüber, mehr fett u. feste Theile haltend. Ch. gerinnt wie Lymphe u. zeigt auch Öltröpfchen u. Chyluskörperchen, welche in einem Plasma schwimmen. Während des Laufes vom Darm durch die Chylusgefäße, Drüsen, hindurch bis zum Brustgang nähert er sich dem Blute mehr u. mehr. Ch. ist das Erzeugniß des Verdauungsprocesses. Der im Magen aus den Speisen gebildete u. im Zwölffingerdarm mit Galle u. Bauchspeichel vermischte Speisebrei (Chymus) rückt allmälig durch den Darmkanal hindurch, u. währenddem wird von dem Andrängen der Lymphgefäße an den Wänden der Därme des Bessere, Assimilationsfähige desselben (Chylus) aufgesogen u., nachdem es im Brustgang mit der Lymphe vereinigt worden ist, in das Venenblut ergossen. Der Ch. nähert sich, seiner chemischen Natur nach, vollkommen dem Blute, namentlich stimmt der Ch. des Ductus thoracicus ganz mit dem Blute überein. Er gerinnt nach einigen Minuten, indem sich von dem fast klaren Serum eine lockere, weiche, oft gallertartige Masse abscheidet, die aus Faserstoff u. Chyluskörperchen besteht, die letzteren sind farblos u. von verschiedener Größe. Übrigens hängt die Beschaffenheit des Ch. sehr von der Nahrung ab u. davon, ob er während od. nach der Verdauung den Lymphgefäßen entnommen wurde. Der zur Aufnahme in den Ch. nicht geeignete Theil des Chymus wird in Darmkoth verwandelt u. aus dem Körper entfernt. Die Lehre vom Ch. heißt Chylologie. Vgl. auch den Art. Verdauung.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.