- Speisen
Speisen, 1) Nahrung in fester Gestalt zu sich nehmen; 2) eine ordentlich zugerichtete Mahlzeit zu sich nehmen; 3) so v.w. nähren, sättigen; 4) Andern Speise reichen od. reichen lassen, ernähren; 5) die Mühlsteine speisen, nachdem sie geschärft sind, etwas Getreide aufschütten; 6) die Räder speisen, das nöthige Wasser aufschlagen; 7) einen Kanal, Festungsgraben, eine Schleuße speisen, das nöthige Wasser in dieselben fließen lassen; bei den Schifffahrtskanälen wird das nöthige Speisewasser in besonderen Speisebassins aus Quellen od. vom Regen aufgefangen u. angesammelt, od. in Speisegräben aus Flüssen, Bächen od. Teichen dem Kanale zugeführt; 8) in die Blauküpe die Speise, d.h. den uolhigen Kalk, thun, s. Indigfärberei A) a) aa); 9) einem Dampfkessel frisches Wasser zuführen, um das in Dampf verwandelte wieder zu ersetzen. Das S. des Kessels muß möglichst gleichförmig, in nicht zu großen Mengen auf einmal erfolgen u. das Speisewasser rein u. wo möglich warm sein, damit es den Kessel nicht zu sehr abkühlt u. wenig Gelegenheit zur Bildung von Kesselstein geboten wird. Bei Dampfmaschinen mit Condensation benutzt man einen Theil des Condensationswassers zum S. Niederdruckkessel, bei etwa 11/4 Atmosphäre Dampfdruck, speist man durch ein Speiserohr, welches bis 1/2 Fuß über den Kesselboden hinabreicht; das S. u. zugleich der Wasserstand im Kessel wird hierbei gewöhnlich durch einen Schwimmer regulirt, welcher beim Sinken des Wasserstandes im Kessel ein Ventil in dem Speiserohre öffnet, so daß das Speisewasser in den Kessel eintritt; auch wendet man einen Speisehahn an, durch welchen der Heizer das Speisewasser in Pausen in den Kessel einfließen läßt. Bei Hochdruckkesseln, bes. an Locomotiven u. auf Dampfschiffen, muß das Speisewasser mittelst einer besonderen Speisepumpe in den Kessel eingepumpt werden; diese Speisepumpe ist meist eine einfache Druckpumpe mit Mönchskolben u. wird von der Dampfmaschine selbst in Gang gesetzt; die Regulirung des S-s übernimmt hier der Heizer, welcher sich daher mit Hülfe eines Wasserstandszeigers stets in Kenntniß vom Wasserstande im Kessel erhalten muß; Schwimmer zum Reguliren des S-s versagen bei Hochdruckkesseln zu leicht. 10) Bei Pumpen, welche nicht ununterbrochen in Gang sind u. ihr Wasser aus einem Wasserkasten entnehmen, läßt man das Wasser nach Bedarf durch einen Hahn (Speisehahn) in den Kasten eintreten u. speist diesen so; 11) Arbeitsmaschinen den von ihnen verarbeiteten Stoff regelmäßig zuführen. In der Spinnerei wird die Wolle meist auf einem endlosen Speisetuche (Einlaßtuch, Vorlegetuch) gleichmäßig ausgebreitet u. von diesem der Maschine entweder unmittelbar u. meist mittelst besonderer geriffelter Speisewalzen überliefert.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.