- Ventil
Ventil, 1) (Klappe, Thürchen, Stöckel), Maschinentheil, welcher einer Flüssigkeit den Eintritt od. Durchgang durch eine Röhre od. einen andern Raum abwechselnd gestattet od. verschließt. Das V. soll oft einer Flüssigkeit den Durchgang durch eine Röhre nach einer Seite gestatten, aber den Rücktritt derselben verhindern, z.B. in Pumpwerken, Luftpumpen, Feuerspritzen u. dgl. Gewöhnlich öffnen u. schließen sich die V-e durch die bewegte Flüssigkeit selbst; dagegen werden die zur Steuerung angewandten V-e u. Schieber (Schiebventile) von der Maschine, welche sie steuern sollen, bewegt. Das V. sitzt meist in einem dasselbe einschließenden Gehäuse (Ventilkammer), welches mit der Röhre ein Ganzes bildet u. mit Spünden, Platten od. Thüren (Ventilthuren) verschließbare Seitenöffnungen enthält, durch welche man behufs der Überwachung od. Reparatur zu dem V. gelangen kann. Jedes V. besteht aus zwei Theilen: dem den Verschluß bildenden beweglichen Körper (V. im engeren Sinne, Ventilkörper, Ventildeckel) u. dem Ventilsitze, welcher dem Ventilkörper als Unterlage dient, worauf letzter sich so auflegen kann, daß ein luft- od. wasserdichter Verschluß hergestellt wird. Man muß die V-e so anordnen, daß sie der durchgehenden Flüssigkeit möglichst wenig Hindernisse bieten; man stellt als Regel auf, daß der Durchmesser der Ventilmündung 7/10 von der Weite der Ventilkammer, daß der Hub od. Ausschub eines Hubventils die Hälfte des Ventildurchmessers u. der Ausschlag eines Klappventils reichlich 28 Grad betragen soll. A) Die Klappenventile sind, an einer Seite befestigt u. drehen sich daher beim Öffnen u. Schließen ähnlich wie eine Thür um ihre Angeln. a) Die gewöhnlichen Klappenventile bestehen entweder aus einer einfachen Klappe od. bei größerem Röhrenquerschnitt aus zwei ob. vier Klappen. Die Klappen für Wasserpumpen bestehen meist aus Leder, für heiße Flüssigkeiten aus Messing od. Rothguß, bei Gebläsen aus gefütterten Holz- od. Metallplatten. Die Form der Klappe ist gewöhnlich rund od. auch vierseitig. Die Lederklappen macht man aus Sohlenleder, welches mit Schweinefett od. einer Mischung aus Talg, Öl u. Theer getränkt wird; ein an der Lederscheibe gelassener Schweif dient als Charnier u. wird mittels eines querüber gelegten Holz- od. Metallstreifens auf den Kolbenstock festgenagelt od. geschraubt, bei Doppelklappen dagegen wird die Klappe durch einen aufgeschobenen Steg festgehalten. Um die Lederklappen steifer u. schwerer zu machen, wird oben u. unten eine eiserne od. hölzerne Scheibe darauf befestigt, von[437] denen die untere kleiner sein muß, als die Öffnung der Röhre. b) Die von Belidor erfundene Balancirklappe ist eine Metallscheibe, deren Drehachse nicht durch den Mittelpunkt geht; das andringende Wasser hebt das größere Segment der Scheibe, welches bei vermindertem Druck von selbst wieder zufällt. c) Die Kiemenventile haben eine Reihe ringförmige Ventilsitze, welche in Form einer Pyramide übereinander liegen u. durch ringförmige Ventilklappen aus Leder od. Kautschuk bedeckt sind; jede Klappe wird durch den darüber liegenden, etwas kleineren Ventilsitz festgehalten u. sämmtliche Ventilsitze sind durch einen Bolzen mit einander vereinigt; anstatt der Klappen verwendet man auch wohl Kautschukbälle in konischen Ventilsitzen. d) Ein eigenthümliches Klappenventil ist das Blasenventil bei Luftpumpen; dasselbe besteht aus einem Stück Thierblase, welches flach über die Öffnung einer Röhre gespannt ist u. für gewöhnlich diese Öffnung verschließt; wird dagegen durch einen Überdruck aus der Röhre die Blase ein wenig gehoben, so kann die Luft aus der Röhre durch zwei Schnitte in der Blase hindurch gehen, welche bisher auf der Röhrenwand auflagen u. so geschlossen waren. Ähnlich wirkende V-e kommen auch bei Pumpen vor: auf der Saugröhre wird ein kurzer, starkwandiger Kautschukschlauch befestigt, welcher oben dachförmig ausläuft u. in dem First des Daches eine Spalte hat; beim Niedergang des Kolbens ist der Druck von außen auf die Dachflächen überwiegend u. dadurch die Spalte geschlossen; beim Aufgang des Kolbens dagegen entsteht über dem V. ein luftleerer Raum, das Wasser in der Saugröhre treibt die Dachflächen aus einander, öffnet die Spalte u. tritt in den Raum über dem V. B) Die Hubventile verschieben sich beim Öffnen u. Schließen geradlinig in ihrer geometrischen Achse; die Größe des Hubs wird meist durch einen Führungsstift od. Stiel bestimmt, welcher sich am Ende seiner Bewegung an einen Vorsprung anlegt u. außerdem für eine richtige Führung des V-s sorgt. a) Bei dem Kegelventil ist der Ventikörper ein massiver od. hohler abgestutzter Kegel aus Metall, dessen äußere Mantelfläche polirt ist u. genau in eine konische Aushöhlung des Sitzes Paßt. Der Stiel ist cylindrisch u. hat dann eine besondere Führungshülse, od. legt sich mit 3–4 radialen Flügeln an den cylindrischen Theil der inneren Wand des Sitzes, od. er bildet einen laternenartig mit Durchgangsöffnungen (Fenstern) versehenen Mantel, in welchem Falle man das V. auch Laternenventil nennt. Hohle Kegelventile nennt man auch Muschelventile. b) Bei dem Scheiben- od. Tellerventil liegt der scheibenförmige Ventilkörper mit einer ebenen Fläche auf einer ebenen Fläche des Sitzes, c) Bei den Kugelventilen spielt eine Kugel in dem kugelförmig ausgedrehten Sitze auf u. nieder. d) Bei dem cylindrischen od. Röhrenventil legt sich ein, in der Zuflußröhre abgedichtetes, becherförmiges kurzes Röhrenstück mit seinem unteren abgeschrägten Ende an den Sitz an u. verschließt so der in den Becher fließenden Flüssigkeit den Austritt, gestattet aber diesen u. den Eintritt in eine äußere od. seitliche Abflußröhre, sobald der Becher vom Sitz losgehoben wird. e) Bei dem Doppelsitzventil (Doppeltschlagendes V, Kronenventil) ruht der glockenförmige Ventilkörper mit seiner unteren weiteren Mündung auf einem ringförmigen, mit seiner oberen engeren Mündung auf einem tellerförmigen Sitze u. bietet so bei seinem Heben dem Wasser zwei ringförmige Mündungen zum Durchströmen; vgl. Sicherheitsventil. Über die verschiedenen in Orgeln vorkommenden V-e s. Orgel III. C) Auch durch Flüssigkeiten kann man einen ähnlichen Verschluß, wie durch V-e, bewirken; so finden sich z.B. bei Gasröhren bisweilen sogen. Quecksilberventile; dabei ist an der betreffenden Stelle die Röhre zu einem längeren hohlen, unten offenem Gefäß erweitert, in welches die Zu- u. Abflußröhre einmündet; dieses Gefäß hat in der Mitte eine Scheidewand, welche nicht ganz bis auf den Boden reicht. Dies kleinere Gefäß steht in einem größeren Gefäße, welches zum Theil mit Quecksilber gefüllt ist, u. durch eine Schraube höher u. niedriger gestellt werden kann; wird es nun so hoch gestellt, daß die Zwischenwand des kleineren Gefäßes in das Quecksilber eintaucht, so kann das Gas nicht mehr aus der einen in die andere Röhre übergehen. 2) Die Klappen an den Blasinstrumenten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.