Dorfgefecht

Dorfgefecht

Dorfgefecht, Angriff u. Vertheidigung der Dörfer sind von je ein wichtiger Theil der Gefechtslehre gewesen, indem Dörfer oft die Schlüssel von Stellungen sind; in den Schlesischen Kriegen waren D-e aus disciplinarischen wie taktischen Gründen fast ganz außer Brauch gekommen, dagegen erhielten sie in den Revolutions- u. Freiheitskriegen von 1792–1815 eine hohe Bedeutsamkeit, welche in der neueren Zeit noch gesteigert worden ist. Oft hängt die Dorfvertheidigung nur von den zur Unterstützung derselben aufgestellten Massen ab, u. sehr oft können daher die gewöhnlich sehr blutigen Dorfangriffe vermieden werden, wenn man nur die Dörfer zu umgehen u. den meist dahinter aufgestellten Feind zu schlagen sucht, worauf sich dann die Vertheidiger des Dorfs von selbst zurückziehen müssen. Ist die Lage eines Dorfes aber derart, daß es gewaltsam genommen werden muß, so sucht man die schwächsten u. schmälsten Fronten (meist die Ecken u. vorspringende Theile) zum Angriff aus, bewirft das Innere desselben mit Granaten, bestreicht die wichtigsten Ausgänge mit Kugeln, reinigt die ganze Enceinte mit Kartätschen- u. Schützenfeuer von feindlichen Tirailleurs u. führt nach mehreren Scheinangriffen den Hauptangriff auf den entscheidenden Punkt aus, während man das dazu bestimmte Corps durch Cavallerie gegen Ausfälle schützt, u. die Vertheidiger durch Umgebungen für ihren Rückzug besorgt zu machen sucht Meist wird ein zu vertheidigendes Dorf befestigt (Dorfbefestigung); gewöhnlich bestehen diese Verschanzungen nur aus, in Eil zusammengeschleppten Barrikaden, hat man länger Zeit, in an den Ausgängen aufgeworfenen Verschanzungen, in Verhauen, Wolfsgruben od. Pallisadenreihen, welche diese Verschanzungen verbinden. Kann man eine Kirche, ein Schloß, bes. wenn es Wall u. Graben hat, mit Benutzung dieser in ein Reduit umwandeln, so ist dies sehr gut. Von Lehm u. Stroh gebaute, sehr ausgedehnte, nahe an Waldungen od. in Gründen liegende u. daher beherrschte Dörfer eignen sich nicht od. doch nur wenig zur Vertheidigung.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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