Himmelsgegenden

Himmelsgegenden

Himmelsgegenden, die Hauptrichtungen von einem gefaßten Standpunkte aus nach dem Horizont zu u. die Eintheilung des letzteren in Bezug auf diese Richtungen. Man nimmt als A) Haupt- od. Cardinalgegenden vier an, wodurch also der Horizont in vier Viertelkreise getheilt wird. Sie sind Nord, Süd, Ost, West. Über die Richtung nach a) Süden orientirt man sich am leichtesten, weil es die ist, in welcher der vom Scheitelpunkt zum Horizont gezogene Verticalkreis ausläuft, welchen die Sonne täglich zu Mittag durchschneidet, u. auf welchem alle Himmelskörper, die auf- u. niedergehen, ihren höchsten Stand erreichen (vgl. Culmination); b) Nord ist die direct entgegengesetzte Richtung, die auf der nördlichen Hemisphäre durch den Nordpol geht Man findet sie des Nachts ziemlich genau durch Beobachtung des Polarsterns; der Compaß zeigt sie nur approximativ an, genau aber, wenn man die Abweichung der Magnetnadel für eine gewisse Zeit u. einen gewissen Ort kennt; c) Ost ist der Punkt des Horizontes, wo die Sonne zur Zeit der Nachtgleichen aufgeht; d) West, wo[385] die Sonne dann untergeht; auch Sterne, die keine Abweichung vom Äquator haben, deuten durch f ihren Auf- u. Niedergang jene Punkte an. Für andere Zeiten des Jahres muß man die Morgen- u. Abendweite der Sonne, od. hinsichtlich des Auf- u. Niedergangs anderer Sterne, um darnach Osten u. Westen zu bestimmen, deren Abweichung kennen. B) Nebengegenden sind die zwischen zwei Hauptgegenden genau in der Mitte gelegenen. Sie werden nach den Hauptgegenden als Nordost, Südost, Südwest u. Nordwest bezeichnet, abgekürzt als NO., SO., SW., NW. Die Mitten zwischen jeder Hauptgegend u. der ersten Nebengegend geben C) zweite Nebengegenden; diese werden mit dem Namen der Hauptgegend (voran) u. dem der ersten Nebengegend bezeichnet, also: NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW., NNW. Für die Schifffahrt werden nochmals Zwischengegenden, folglich D) dritte Nebengegenden, in deren Mitte zwischen jenen, also noch 16 unterschieden u. dadurch angedeutet, daß vor der letzten Benennung die Sylbe gen eingefügt wird, so: NgO., d.i.: Nord gen Ost, NOgN., Nordost gen Nord, dann fort: NOgO., OgN., OgS., SOgO, SOgS., SgO., SgW., SWg S., SWgW., WgS., WgN., NWgW., NWg N., NgW. Nach diesen 32 Gegenden, wovon jede 111/4 Grad des Horizonts befaßt, wird die Windrose (s.d.) abgetheilt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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