Independenten

Independenten

Independenten (v. lat., d.i. Unabhängige), 1) Partei, die sich von einer Superiorität in politischer od. kirchlicher Beziehung losgemacht hat, od. dahin strebt; 2) Dissenterpartei, hervorgegangen aus den Brownisten (s.d.), entstand zuerst in Leyden 1610, wo ihr der Vorsteher einer aus England vertriebenen Brownistengemeinde, I. Robinson, eine festere Begründung u. Verfassung gab. Ihr Hauptgrundsatz ist, daß jede geordnete Gemeinde die vollständige Kirchengewalt in sich selbst besitzt u. von jeder politischen u. kirchlichen Macht, von Bischöfen, Synoden u. Presbyterien unabhängig ist. Wegen dieser absoluten Unabhängigkeit wurden sie I. genannt. Auch machen sie die Mitgliedschaft von einer Prüfung des Glaubens u. Lebens abhängig. In der Lehre weichen sie zum Theil nicht von der Anglicanischen Kirche ab, zum Theil sind sie Calvinisten. Sie dringen auf eine genaue Kenntniß der Heiligen Schrift, die daher fleißig in ihren Versammlungen vorgelesen wird. Die Ordination ihrer Geistlichen ist blose Berufung ohne höhere Weihe. Von Leyden aus verbreiteten sie sich zuerst in den Niederlanden, in Amsterdam, Middelburg, Rotterdam, Arnheim, Geldern. Bei den inneren Kriegen in England, wo die, ihre Richtung verfolgende geistliche Commission 1641 wieder aufgelöst war, kamen sie um die Mitte des 17. Jahrh. dahin u. gewannen bald viele Anhänger u. großen Einfluß auch auf die Politik, bes. zur Zeit Cromwells, der zu ihnen gehörte. Zugleich verbreiteten sie sich auch in Amerika u. haben in beiden Ländern seitdem als eine besondere Partei neben den Presbyterianern bestanden, ihre Zahl ist jedoch geringer. In der neuesten Zeit haben sie mit den Presbyterianern u. Baptisten ein gemeinschaftliches Collegium gegründet, um für das Wohl der Kirche zu sorgen. Ihre Ansichten sind bes. in zwei Bekenntnißschriften niedergelegt, die indeß keine symbolische Geltung haben, in der Apologia pro exulibus Anglis, von I. Robinson, Leyd. 1619, u. in der sogenannten Savoy confession, Lond. 1658. Andr. Reed u. I. Mattheson, Über die Congregationalisten od. I. in Amerika, New York 1835; C. Walker, Hist. of Ind., 1661, 3 Thle.; B. Hanbury, Memorials relat of the Ind., 1839, 3 Thle. Vgl. England (Gesch.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Independénten — (lat.; engl. Independents, »Unabhängige«), eine Partei der Dissenters (s. d.), ging aus den Brownisten (s. d.) hervor und erhielt durch H. Barrow (hingerichtet 6. April 1593) eine völlig demokratische Verfassung. Ihr Grundcharakter ist der auf… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Independénten — (neulat., »Unabhängige«), die Glieder einer 1610 zuerst in Holland aus den Anhängern Rob. Browns (s.d.) entstandenen kirchlichen Partei, verbreiteten sich seit 1616 in England, 1644 58 das. unter Cromwell sehr einflußreich, seit 1689 durch die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Independenten — Independẹnten   [zu englisch independent »unabhängig«], aus den Religionskämpfen des 16. Jahrhunderts in England hervorgegangene Benennung der radikalen Puritaner, die gegenüber der anglikanischen Kirche völlige Unabhängigkeit und Autonomie der… …   Universal-Lexikon

  • Cromwell — (Krommʼl), Oliver, geb. den 25. April 1599 zu Huntingdon aus der altsächs. Familie Williams, welche den Namen C. wegen seiner Verwandtschaft mit Richard C., Grafen Essex, dem Günstlinge Heinrichs VIII. angenommen hatte. C.s Vater und Großvater… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Independent — [ˌɪndɪˈpendənt] (engl. „unabhängig“), kurz Indie, ist eine Sammelbezeichnung für kreative Ausdrucksformen, die von einer gemeinsamen Do it yourself Ideologie geprägt sind, obwohl sich die einzelnen Erscheinungen sehr unterscheiden können. Sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Independentia — Independentia, spätlat., Unabhängigkeit; independent, unabhängig. Independenten wurden in England die Congregationalisten (s. Brown, Robert) genannt, seitdem sie an John Robinson ein Haupt u. einen Vertheidiger (Apologia justa et necessaria, Leyd …   Herders Conversations-Lexikon

  • Cromwell —   [ krɔmwəl],    1) Oliver, englischer Staatsmann, * Huntingdon 25. 4. 1599, ✝ London 3. 9. 1658, Vater von 2); entstammte dem niederen Landadel und entwickelte sich früh zum strengen Puritaner. Cromwell wurde 1628 ins Unterhaus gewählt, 1640… …   Universal-Lexikon

  • Charles Friderich — Charles Marie Friderich (* 20. März 1828 in Genf; † 9. Januar 1880 in Genf) war schweizerischer Staatsmann und Rechtsgelehrter. Charles Marie Friderich wurde 1862 in den Verfassungsrat des Kantons Genf gewählt, in welcher Stellung er tätig an dem …   Deutsch Wikipedia

  • Charles Marie Friderich — (* 20. März 1828 in Genf; † 9. Januar 1880 ebenda, heimatberechtigt in Genf) war ein Schweizer Politiker und Rechtsgelehrter. Charles Marie Friderich wurde 1862 in den Verfassungsrat des Kantons Genf gewählt, in welcher Stellung er tätig an dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Kantons Genf — Die Geschichte des Kantons Genf behandelt die geschichtlichen Ereignisse im Gebiet des heutigen Kantons Genf. Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Frühmittelalter 2 Reformation und Aristokratie 2.1 Ab 1415: Savoyische Bedrohung …   Deutsch Wikipedia

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