- Klöppeln
Klöppeln, 1) Art Spitzen, Kanten, Streifen u. Blonden von leinenem, baumwollenem od. Nesselgarn (Klöppelgarn, Klöppelzwirn), von Seide, Gold, oder Silberfaden zu verfertigen, indem das Garn zu kleinen Schleifen u. Maschen geschlungen u. geknüpft wird. Man braucht hierzu kleine hölzerne Kegel (Klöppel, Klöppelhörner), die oben nur mit einem Knopf od. Kopf, unten mit einem dicken Rande versehen sind, auf dieselben wird das zum K. nöthige Garn gewickelt, u. damit dieses nicht schmutzig werde, wird eine hölzerne Hülfe (Klöppelhülse) über den vollgewickelten Klöppel geschoben. Zu Verfertigung seiner u. breiter Spitzen braucht man über 200 Klöppel; ferner ein Klöppelkissen (Klöppelsack), ein cylinderförmiges Kissen, das mit Werrig, Sand od. Haaren ausgestopft ist. Anfangs steckt man auf dem Kissen so viel Nadeln, als Faden zu den Spitzen genommen werden, an denen die Faden befestigt werden, dann steckt man eine andere Reihe Nadeln, um welche die nächsten Maschen durch Verschlingen od. Verknüpfen gebildet werden, u. fährt auf dieselbe Art mit der Arbeit fort. Sollen die Spitzen gemustert werden, so befestigt man ein gezeichnetes Muster (Klöppelmuster, Spitzenmuster) auf dem Kissen u. arbeitet nach dessen Vorschrift. Bisweilen beschäftigen sich Personen blos damit, solche Muster (Klöppelbriefe) zu stechen. Da bei manchen Mustern bisweilen nicht alle Klöppel gebraucht werden, so steckt man sie mit größern Nadeln (Bambelnadeln) zurück Das Klöppelkissen wird bei der Arbeit in einem hölzernen Ring auf den Tisch od. auf ein hölzernes Gestelle gestellte od. in ein tischhohes Fäßchen (Klöppelfäßchen) gelegt. Statt des Klöppelkissens hat man auch ein Klöppelpult, das oben schräg u. gepolstert ist. Damit im Winter viele Personen an einem Lichte arbeiten können, hat man einen kleinen Tisch (Klöppelstock), der in der Mitte ausgehöhlt ist, um das Licht hineinzustellen, auf dem Rand des Tisches stehen mit Wasser gefüllte Glaskugeln (Klöppelflaschen), wodurch alle an ihrem Klöppelständer um den Tisch Sitzenden Licht bei ihrer Arbeit haben. In Gegenden, wo das Spitzenklöppeln die Erwerbsquelle der untern Volksklasse ist, z.B. im Sächsischen Erzgebirge, verfertigen schon Kinder von 4 Jahren schmale Kanten, u. die Männer betreiben den Winter über auch diese Arbeit, die aber, ungeachtet des hohen Preises der Spitzen, nur sehr schlecht lohnt, weil sie sehr mühsam ist. In neuester Zeit droht dies Gewerbe ganz zu erlöschen, indem die Klöppelmaschinen (Rundschnurmaschinen) die Klöppelarbeit besser u. fast um die Hälfte wohlfeiler liefern. 2) Art runde od. platte Schnuren zu flechten, wobei die einzelnen Theile od. Faden auf Klöppel gewickelt od. mit Hülfe derselben leichter durch einander geflochten werden; 3) den Hunden einen Klöppel (s.d. 3) anhängen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.