- Krebse
Krebse, 1) bisweilen so v.w. Krustenthier; 2) (Decapoda, Crustacea decapoda, Malacostraca), Ordnung der Krustenthiere; Leib gegliedert, Schale meist hart, horn- od. kalkartig, 4 Fühler, 2 Augen u. äußerliche Ohren; Freßwerkzeuge: 3 Kiefer- u. 2 Tasterpaare; das Athmen geschieht durch Kiemen (bestehend aus Blättchen od. Fasern, die an einander liegen, mit den Füßen verbunden sind u. ihre Stelle unter dem Brustschild od. unter dem Schwanze haben); Magen oft mit einem kalkigen Zahngerüste versehen, u. dahinter mündet in den Dünndarm die aus vielen Taschen gebildete zweilappige Leber. Geschlechter sind getrennt, Füße 5–7 Paare, entweder Gang- od. Schwimmfüße, einige haben an den Vorderfüßen Scheren; Häutung jährlich wobei sie nicht allein die harte äußerliche Schale abwerfen u. erneuern, sondern die Magenhaut u. Zähne, ja selbst die äußere Haut der Gedärme soll sich abziehen. Zur Wiederherstellung der neuen Schale dienen wahrscheinlich ein Paar kalkartige Halbkugeln (Krebssteine, s.d.) in od. neben dem Magen, die nach dem Häuten verschwinden. Die K. haben große Reproductionskraft; abgebrochene Füße (zumal vom vierten u. fünften Gliede) u. Scheren wachsen wieder. Sie nähren sich vom Raub; sind meist Wasserthiere, einige können jedoch eine Zeitlang außer demselben leben, halten[785] sich unter Steinen, im Ufergrase, in Felsen etc. auf, wachsen langsam, sollen zum Theil sehr alt (bis 100 Jahr) werden. Sie machen bei Linné das Geschlecht Cancer aus, u. werden von Goldfuß getheilt in Heuschrecken-. Weichschwanz-, Spinnen- u. Flächerschwanzkrebse. Latreille theilt sie in eigentliche K. (Decapoda, mit beweglichen Augen, Kopf u. Rumpf aus einem Stücke), Schaufelkrebse (Stomatopoda) u. Doppelfüße (Amphipoda). Die eigentlichen K. theilt er wieder in kurzschwänzige (s. Krabben 3) u. langschwänzige (Decapoda macroura). Andere theilen sie in folgende Familien: A) Augen nicht gestielt, unbeweglich; meistens Wasserthier, die durch häutig blasenförmige Kiemen, an der Wurzel der Füße od. unter dem Hinterleibe athmen: die Familie der Asseln (s.d.) od. Gleichfüßer (Isopoda): die Gattungen Bopyrus, Cymothoa, Limnoria, Asellus, Armadillo, Porcellio, Oniscus; die Familie der Kehlfüßler (Laemodipoda): Cyamus u.a.; die Familie der Flohkrebse (Amphipoda): Gammarus u.a. B) Augen auf einem beweglichen zweigliederigen Stiele u. facettirt: a) Heuschreckenkrebse (Maulfüßler, Stomatopoda), Körper mit dünner Horn- od. Hautbedeckung, die vorderen 2–3 Bewegungsorgane des Brustkastens stehen neben dem Munde: die Familie der Squillen (Squillina), die Gattung Squilla; b) Langschwanzkrebse (Macroura), Hinterleib gewöhnlich gerade ausgestreckt, sechsringelig, am Ende eine dreieckige Platte, neben welcher jederseits ein Flossenpaar; äußere Fühler gewöhnlich sehr lang; Beine selten gleichartig, die vorderen meist viel größer mit großer Schere, zuweilen auch die zwei folgenden Paare noch mit Scheren: die Familie der Garneelen (Caridea), die Gattungen Crangon, Palaemon u.a.; die Familie der Krustenkrebse (Astacina): die Gattungen Astacus u.a.; c) Hautflosser (Locustina), Endflosse lederartig, die Beine stets Gangbeine ohne Scheren: die Gattungen Palinurus u.a.; d) Eremitenkrebse (Paguridae), Vorder- u. Hinterbeine mit Scheren, Vorderbeine kürzer u. dicker, Hinterleib nackt, weich, ohne harte Panzerringe u. Bauchflosser: die Gattungen Pagurus u.a.; e) Afterkrebse (Hippida), alle Füße fast gleich, ohne Scheren u. der Hinterleib mit harter Bedeckung: die Gattungen Hippa, Remipes u.a. C) Kurzschwänze od. Krabben (Brachyura), Hinterleib (fälschlich Schwanz genannt) kurz, schmal, in der Ruhe zurückgeschlagen in einer Rinne der Brust liegend, das erste Fußpaar mit Scheren; die Familien Notopoda, Cryptopoda, Trigona, Orbiculata, Quadrilatera u. Arcuata. Zu diesen Kurzschwanzkrebsen gehören z.B. die Gattungen Dromia, Calappa, Maja, Matuta, Gecarcinus, Portunus u. Cancer.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.