- Letten [2]
Letten, ein Volksstamm, der vorzugsweise in Kurland u. dem südlichen Livland (Lettland) wohnt u. nebst den Lithauern (s.d.), den ausgestorbenen Kuren u. den alten Preußen (s.d.) den Lithauischen od. Lettischen Ast der Litu-slawischen Familie des großen Indogermanischen Völker- u. Sprachenstammes bildet. Der Lette ist arbeitsam, höflich, ohne besondere Geistesanlagen, noch viel dem Aberglauben zugethan, bekennt sich fast durchgängig zur Lutherischen Confession u. redet eine eigene Sprache (s. Lettische Sprache). Man nimmt an, daß die alten Golinder, Sudener, Slauaner u. Borusker des Ptolenmäos die Vorfahren der jetzigen L. waren; doch wurden Letztere dem übrigen Europa erst im 12. Jahrh. bekannt u. alsbald von dem Schwert- u. Deutschen Orden zum Christenthum gezwungen u. zu Leibeignen gemacht, s. Kurland u. Livland (Gesch.). Die L. wohnen in Kurland in den Kreisen Mitau (107,725), Selburg (60,795), Tukkum (84,104), Goldingen (71,303), Hasenpoth (78,012), zusammen 401,939 Seelen; in Livland in den Kreisen Riga (152,458), Wenden (163,137), Dorpat (1963), Pernau (1314), zusammen 318,872 Seelen; im Gouvernement Witebsk in den Kreisen Rositten (48,376), Lützin (46,362), Dünaburg (47,759), zusammen 142,497 Seelen; im Gouvernement Kowno zusammen 6341, zum größten Theil in 41 Dörfern des Kreises Ponewesch zerstreut; im Gouvernement Pskow 458 in 27 Ortschaften des Kreises Ostrow; dazu etwa noch 2000 im Gouvernement Petersburg, so daß die Gesammtzahl der L. 872,107. beträgt. Vgl. P. von Köppen, Der lithauische Volksstamm; Ausbreitung u. Stärke desselben in der Mitte des 19. Jahrh. in Mélanges Russes, 1851, Bd. 2.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.