Liniirmaschine

Liniirmaschine

Liniirmaschine, Maschine zum Ziehen von geraden od. krummen, parallelen od. nichtparallelen, gleich od. ungleich weit von einander abstehender Linien auf Papier od. Metall. Der Zweck, weshalb die Linien gezogen werden, ist verschieden u. nach ihm richtet sich die Einrichtung der L. Wenn man durch seine Linien eine gerade Linie od. einen Kreis mit möglichster Genauigkeit in eine Anzahl gleicher Theile theilen will, so heißen die dazu verwendeten L-n Theilmaschinen (s.d.) u. zerfallen in Längentheilmaschinen u. Kreistheilmaschinen; hier sind also die gezogenen Linien Nebensache u. die durch sie bezeichnete Eintheilung die Hauptsache. In andern Fällen sind die gezogenen Linien selbst der Zweck u. zwar A) durch einen Gravirstift in Metall eingegraben worden: a) krumme Linien, meist verschlungene Kreislinien, welche zur Verzierung der Flächen, auf welchen sie angebracht werden, z.B. auf den Deckeln der Cylinderuhren, dienen sollen; man bedient sich dabei der Guillochirmaschine (s.u. Guillochen); b) parallele Linien, durch welche eine Fläche schraffirt werden soll, daher Schraffirmaschine (s.d.); mittelst der Schraffirmaschine erzeugt man z.B. die Schraffirung in den gravirten Kupferplatten beim Kupferstechen (daher Kupferstechmaschine, s.u. Kupferstechen), die Schraffirung beim Graviren von Petschaften u. dergl. (Gravirmaschine); c) Linien, welche dieselbe Gestalt haben, wie das Relief einer Münze, Medaillen u. dergl. an den verschiedenen Stellen; man gravirt so ein treues Bild eines Relief in eine Kupferplatte, indem die in verschiedenen vertikalen Ebenen liegenden Reliefcontouren der Medaille in der horizontalen Ebene der Kupferplatte neben einander liegend genau nachgezeichnet werden u. durch die größere od. geringere Entfernung der Zeichnungslinien von einander ein Bild von der Medaille geben; die Maschine zu diesem Copiren von Reliefs heißt Reliefmaschine, od. nach dem Erfinder Collasmaschine. B) Durch einen Schreibstift od. durch eine Feder mit Tinte auf Papier gezogen, werden parallele od. sich kreuzende Linien in. bestimmten gleichen od. ungleichen Abständen durch die eigentliche L. od. Rastrirmaschine. Sie wurde zuerst für die Zwecke der Notenschreiberei erfunden, u. schon zu Ende des 17. Jahrhunderts gab es eine Maschine, mit welcher man die Notenlinien auf einem halben Bogen mit einem Zuge ziehen konnte; sie bestand aus einem mit Tinte zu füllenden hohlen Blechcylinder, aus welchem eine entsprechende Anzahl, Rastrale bildende Reißfedern etwa 1 Zoll weit hervorstanden. 1801 ließen sich Duplat u. Georges eine L. zum Rastriren von Kupferplatten patentiren u. ersetzten dabei den mit Tinte gefüllten Cylinder durch einen auf einer Bahn gleitenden Schlitten mit Gravirstiften. Der gesteigerte Bedarf von linirtem Schreibpapier zu Tabellen für die Buchführung u. andere Zwecke führte zur Vervollkommnung der L. Sigismund Adam fertigte mit der von ihm (1834) erfundenen L. täglich 60–80 Rieß Noten- od. Schulpapier. Der gleitende Schlitten wurde in einen Wagen umgewandelt, als Federhalter eine aus zwei eisernen Schienen bestehende Klemme genommen u. die Tinte wie beim einfachen Rastral durch den Pinsel gegeben, die Federn selbst aber so eingerichtet, dast man mit ihnen Linien von verschiedener Dicke ziehen konnte. Diese Maschine zieht blos gerade Linien nach einer Richtung; hat man Linien nach zwei sich kreuzenden Richtungen zu ziehen, wie z.B. bei Tabellen mit Kopf, so muß man das Papier zweimal u. zwar in wechselnder Lage durch die Maschine gehen lassen, od. man bringt an der Maschine noch einen ähnlichen Wagen an, welcher die Kopflinien zieht. Verschiedenfarbige Linien lassen sich zu gleicher Zeit ziehen, indem man den Federn verschiedenfarbige Tinten zuführt; Bleistiftlinien ersetzt man durch Linien, welche mit einer blassen schwarzen Tinte gezogen werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Schraffirmaschine — Schraffirmaschine, Maschine, welche auf Metallplatten Schraffirungen hervorbringt; meist besteht die Schraffirung aus eng u. regelmäßig neben einander liegenden Parallellinien u. dann stimmt die S. im Wesentlichen mit der Theilmaschine (s.d.) für …   Pierer's Universal-Lexikon

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