- Reliëf
Reliëf (v. fr.), 1) jedes Werk, welches rundum behauen ist u. frei steht, z.B. Bildsäulen; 2) (gr. Anaglyphon, Toreuma, Opus ca elatum), erhabene Arbeit in Metall, Stein, Thon, Gyps etc., von Bildhauern verfertigt. Man unterscheidet je nach dem Grade der Erhabenheit Basrelief (ital. Basso relievo, Flachrelief), bei welchem die Bildhauerarbeit auf dem flachen Grunde sich nur wenig erhebt, während dies bei Demirelief (Mezzo r.) schon mehr der Fall ist u. bei Hautrelief (Alto r., Hochrelief) eigentlich die ganze Hälfte der zu bearbeitenden Figur hervortritt. Basreliefs finden sich in den besten Zeiten der griechischen u. griechisch-römischen Kunst, als Verzierungen von Giebelfeldern, Friesen, Triumphbögen, Altären, Schilden etc. Sie waren entweder in Stein gehauen od. in Gyps u. Thon gebrannt, od. in Metall gegossen od. getrieben. Die Figuren lagen sämmtlich in einer Fläche, wogegen man jetzt drei verschiedene Stufenfolgen, welche sich durch ihre Erhabenheit unterscheiden, anordnet u. so ein Hervortreten der Hauptfiguren erlangt, welches die Alten, als dem Begriff u. der ornamentalen Bedeutung des Basreliefs zuwiderlaufend, verschmähten. Basreliefs, welche sich in einer eingeschnittenen Vertiefung erheben (Basreliefs en creux, griech. Koilanaglypha), finden sich auf ägyptischen Monumenten. Die Basreliefs der Alten, z.B. an dem Parthenon u. Theseustempel in Athen, an griechischen Grabsteinen u. Vasen, an der Trajanssäule in Rom etc. sind von dem höchsten Kunstwerth, u. die Neueren haben in dieser Beziehung erst seit Thorwaldsen sich ihnen wieder mehr genähert. Die aus der ursprünglichen Bedeutung des Basreliefs, kleinere architektonische Glieder, Metopen, Friese etc. verzieren, hervorgegangene Norm der Composition derselben, nach welcher, um jene nicht zu sehr zu belasten u. ihre Bestimmung dem Auge zu entrücken, auch um nicht Behälter für Staub u. Regenwasser zu bilden, die Figuren möglichst flach u. nicht od. nur wenig über den Halbdurchschnitt dargestellt werden müssen, heißt Basreliefstyl. In Folge davon muß der Durchschnitt so, genommen werden, daß die nicht sichtbare Hälfte nur die Parallele der dargestellten ausmacht, mithin die Figur möglichst im Profil, nicht aber en face u. vom Rücken erscheint; ferner da das R. nicht nur vom Auge gesehen, sondern auch von der Hand begriffen werden kann, die ganze Darstellung aber an die Fläche gefesselt ist, müssen alle Verkürzungen, welche nur auf der Fähigkeit das Auge zu täuschen beruhen, vermieden werden. Dieser Basreliefstyl, zu welchem in der ägyptischen Kunst die unvollständigen Anfänge erschienen, erhielt in Griechenland zu Phidias' Zeit seine höchste Durchbildung u. artete unter den Römern, welche über die Fläche zu weit hinaus gingen (Basreliefs am Severusbogen) ins Schrankenlose aus. 3) Ansehen, Aufmerksamkeit, z.B. einer Sache ein R. geben, dieselbe so in das Licht setzen, daß sie Aufmerksamkeit erreg.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.