- Coca
Coca, die Blätter des Cocastrauches, welche als Berauschungsmittel von den eingeborenen Indianern Perus u. Bolivias gekaut werden. Der Cocastrauch (Erythroxylon coca) ist ein Busch von 6–8 Fuß Höhe mit kleinen weißen Blüthen u. ovalen glänzend grünen Blättern; er wächst an den östlichen Abhängen der Anden wild, wird jedoch für den Verbrauch angebaut, bes. in der Provinz Yungas im östlichen Bolivia. Mit dem dritten Jahre liefern die Büsche drei od. vier Ernten[828] im Jahre. Die an der Sonne getrockneten Blätter haben einen Geruch nach frischem Heu u. einen bitter gewürzhaften Geschmack. Man kaut sie meist mit ein wenig ungelöschtem Kalk od. Holzasche, wodurch der Geschmack hervortretender u. angenehmer wird. Schon seit den frühesten Zeiten ist der Gebrauch der Cocablätter zu einem der wichtigsten Lebensbedürfnisse der Gebirgsindianer jener Gegenden geworden. Sie führen neben der ledernen Tasche (Chusza), in welcher sie die Cocablätter aufbewahren, eine kleine Kürbisflasche mit gepulvertem ungelöschtem Kalk od. der Asche der Quinoa od. anderer Pflanzen u. formen sich kleine Kugeln aus den Blättern, welche sie mit etwas Kalk od. Asche kauen. Der Anbau u. der Gebrauch der C. hat sich auch nach verschiedenen Theilen Brasiliens u. längs der Ufer des Amazonenstroms verbreitet; hier werden die getrockneten Blätter in einen hölzernen Mörser zugleich mit der Asche der Blätter des Trompetenbaums (Cecropia peltata) gepulvert u. diese Mischung für den Gebrauch aufbewahrt. Die Wirkungen des Cocablattes beim Kauen auf den Organismus verdankt dasselbe zum Theil einem narkotischen Stoff, dem Cocaïn, welches Wöhler 1860 entdeckt u. daraus abgeschieden hat. Wenn die Blätter gekaut werden, so verringern sie das Bedürfniß nach Nahrung, befähigen. den Kauenden zu erhöhter Nervenanspannung u. Arbeitsanstrengung; außerdem verhüteten sie das Eintreten von Athmungsbeschwerden, welche sich bei dem Besteigen hoher u. steiler Gebirge, wie die Cordilleren u. die Puna, einzustellen pflegen. Außer dem genannten Cocain enthalten die Cocablätter noch ein wohlriechendes Harz u. Gerbstoff. Werden die Blätter längere Zeit aufbewahrt, so verlieren sie an Geruch u. an Güte u. sind nach Verlauf von 12 Monaten als völlig werthlos zu betrachten; trotz der sorgfältigen Verpackung hat daher die C., wenn sie zu uns kommt, oft viel an Güte u. Werth verloren.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.