- Gottesfreunde
Gottesfreunde, 1) in den mystischen Schriften des 14. Jahrh. überhaupt Leute, welche unter den göttlichen Heimsuchungen u. Trübsalen Trost u. Frieden in der Hingabe an die Liebe Gottes fanden; 2) im 14. Jahrh. ein Geheimbund, welcher außer dem nächsten Zwecke, den Mitgliedern die Möglichkeit des beschaulichen Lebens zu sichern, auch noch Einfluß auf die kirchlichen Angelegenheiten zu erhalten suchte. Der Stifter war Nikolaus von Basel (s. Nikolaus 36); als Mittel zur Gottesfreundschaft empfahl er bes. die absolute innere Selbstentäußerung, die Anschauung aller Dinge in Gott, das Ausleiden aller Schickungen Gottes u. Anfechtungen als Gnaden Gottes. Wer so ein Gottesfreund geworden war, Priester od. Laie, sollte nun dazu beitragen, in der Christenheit unter Laien u. Priestern durch Erweckung zur Buße ein neues Leben zu wecken u. zu entwickeln. Den Mittelpunkt des Bundes bildete Nikolaus mit vier Freunden in Basel, von wo aus er selbst Bußaufrufe an die Christenheit erließ u. Bekehrungsreisen machte. 1367 wurde der Bundesort tiefer in die Schweiz verlegt (der Ort ist nicht bekannt) u. ein Kloster u. eine Kirche gebaut. Die G. machten bereits 1377 dem Papst Gregor XI. Vorstellungen über die Lage u. Gebrechen der Kirche, tiefer aber griffen sie noch in die kirchlichen Angelegenheiten nach dem päpstlichen Schisma (1378) ein, wo sie das Ergehen des göttlichen Zornes über die Kirche prophezeiheten, wenn nicht der Friede in der Kirche hergestellt würde. Sie zogen seit 1383 als Bußprediger nach allen Richtungen, wurden aber allenthalben tödtlich verfolgt, u. seitdem verliert sich ihre Spur. Der Bund zählte in der letzten Zeit nicht allein Mitglieder in der Schweiz, sondern auch in Ungarn u. Italien, u. Nikolaus übte wesentlichen Einfluß auch auf Hochgestellte, so auf die Ordensobern der Johanniter.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.