- Puisaye [2]
Puisaye (spr. Pwuisäh), 1) Charles Marquis de P., geb. 1751, wurde 1789 Mitglied der Nationalversammlung u. unterstützte nachher die Sache der Bourbons in Westfrankreich; zur Zeit des Kaiserreichs ward er als royalistischer Agent verhaftet, wurde nach der Restauration Mitglied der Chambre detrouvable u. präsidirte einem Gerichte zur Verfolgung der Republikaner u. Bonapartisten; st. 1830. 2) Joseph, Graf P., Bruder des Vor., geb. 1755 in Mortagne, wurde zum Geistlichen bestimmt, nahm aber Kriegsdienste u. wurde Lieutenant im Regiment Conticavallerie u. 1783 Oberster bei den Cent Suisses; er trat 1789 als Deputirter in die Etats généreaux für Perche bei den Notabeln u. wurde 1791 Chef der Nationalgarde in Evreux, jedoch mißfiel ihm der Gang der Revolution, u. er kehrte 1792 nach der Normandie zurück, wo er Güter besaß; hier machte er den Plan, den König zu retten, stellte sich 1793 unter die Befehle des Generals Wimpfen, welcher in der Bretagne u. Normandie das girondistische Heer gegen den Nationalconvent führte, vereinigte nach Fehlschlagen dieser Expedition die Chouans der Bretagne u. dehnte mit britischer Unterstützung die Chouanerie bedeutend über Nordfrankreich aus. In Vollmacht Ludwigs XVIII. errichtete er ein Militärconseil, gab Papiergeld aus u. bekämpfte nicht ohne Gliick die Republikaner. Im September 1794 ging er heimlich nach England, um bei dem britischen Ministerium die Landung von Quibéron im Juni 1795 zu bewirken, aber Zwietracht unter den Royalisten war die Ursache, daß er von Hoche geschlagen u. die ganze Expedition vernichtet wurde (s. Vendéekrieg). P. kehrte zu seinen Chouans zurück u. versuchte noch einmal zu kämpfen, unterlag aber wieder u. flüchtete 1797 nach England; von da ging er nach Canada, wo ihm die britische Regierung einen Landstrich geschenkt hatte. Erst nach dem Frieden von Amiens kehrte er nach Europa zurück, lebte auch nach der Restauration der Bourbons, mit denen er schon früher gänzlich zerfallen war, in England u. st. 1827 in Blythehouse unweit Hammersmith. Er schr.: Mémoires du comte de P., Lond. 1803 u. ö.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.