- Maury [1]
Maury (spr. Mohri), Jean Siffrein M., geb. 1746 zu Valreas in der Provence, bildete sich als Redner in Paris u. war ein berühmter Prediger daselbst; er wurde Abt in Frenade u. erhielt dann das Priorat von Lyons. Bei der Versammlung der Reichsstände 1789 sprach er für den Thron, die Rechte der Kirche u. gegen die Vereinigung der drei Stände u. wurde deshalb mehrmals mit dem Tode bedroht. 1792 ging er nach Rom, wo er zum Erzbischof von Nicäa in part. ernannt, als apostolischer Nuntius nach Frankfurt zur Krönung des Kaisers Franz II. geschickt u. 1794 zum Cardinal creirt wurde. Als die Franzosen 1798 in Rom einzogen, ging er nach Venedig u. endlich nach Rußland; 1799 kehrte er nach Rom zurück, wo er zu Ludwigs XVIII. Gesandten ernannt wurde u. sehr heftig gegen Bonaparte sprach. Aber nach der Thronbesteigung Napoleons trat er auf dessen Seite, erhielt 1806 die Erlaubniß, nach Paris zurückzukehren, wurde Almosenier des Königs Jerome u. im Oct, 1810 Erzbischof von Paris. Bei der Restauration wurde er, als vom Papste nicht bestätigt, entfernt u. ging, um diese Bestätigung zu suchen, nach Rom, wurde aber in der Engelsburg verhaftet; nach sechs Monaten erhielt er seine Freiheit wieder, mußte aber auf sein Bisthum verzichten u. st. 11. Mai 1817 zu Rom ganz zurückgezogen. Er schr.: Essai sur l'éloquence de la chaise; Panégyriques, éloges et discours, welche als Oeuvres, Par. 1810 erschienen; Lebensbeschreibung, ebd. 1827; Oeuvres chrétiennes, Par. 1817.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.